Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Netz arbeiteten. Mit ängstlichen Blicken beobachteten sie die näherkommenden Störstellen des Feldes, und Dura hörte, wie die Leute Gebete murmelten – oder schrien –, um die Xeelee gnädig zu stimmen.
    Nachdem sie die Menschlichen Wesen eine Zeitlang beobachtet hatte, wurde Dura bewußt, daß sie sich nicht so eng zusammengeschlossen hatten, um effizienter zu arbeiten, sondern weil sie Geborgenheit suchten. Anstatt das Netz zügig und systematisch abzubauen, behinderten die Leute sich gegenseitig; ganze Sektionen des verschlungenen Netzes wurden überhaupt nicht bearbeitet.
    Duras Gefühl der Niedergeschlagenheit und Hilflosigkeit verstärkte sich noch. Vielleicht wäre sie in der Lage, ihnen bei der Arbeitsorganisation zu helfen – sie wußte selbst, daß sie in ihrer Eigenschaft als Logues Tochter verpflichtet war, eine Führungsrolle zu übernehmen. Doch beim Blick in die ängstlichen Gesichter der Menschen und die großen, runden Augen der Kinder erkannte sie den Schrecken, der ihre eigenen Aktivitäten lähmte.
    Indem die Menschen sich aneinanderdrängten und beteten, reagierten sie vielleicht genauso angemessen auf diese Katastrophe, als wenn sie versucht hätten, das Lager an einen anderen Ort zu verlegen.
    Sie krümmte sich in der Luft und schwamm auf einen verlassenen Abschnitt des Netzes zu, um Esk und Phila aus dem Weg zu gehen. Logue würde die Führung allein übernehmen müssen; Dura ließ sich lieber führen.
    Die Wellenfront näherte sich dem Lager. Dura spürte die in der Luft liegenden Schwingungen, ergriff die Halteleine und preßte sich an das vibrierende Netz. Für einen Augenblick wurde ihr Gesicht in die Maschen gedrückt, und sie erblickte ein Luft-Schwein, das weniger als eine Armeslänge von ihr entfernt war. Die Löcher, die durch die Flossen gestochen worden waren, hatten sich im Lauf der Zeit geweitet, und an den Rändern hatte sich Narbengewebe gebildet. Das Luft-Schwein schien ihr direkt in die Augen zu sehen; die sechs Augenstiele waren ausgefahren und auf sie gerichtet. Dieses Tier war eines der ältesten Luft-Schweine – als Kind, so sagte sie sich sehnsüchtig, hatte sie die Namen aller Tiere der kleinen Herde gekannt –, und es mußte schon viele Spin-Stürme überstanden haben. Na schön, sagte sie sich. Welche Prognose gibst du ab? Glaubst du, unsere Chancen, diesen Sturm zu überleben, seien größer als bei den vorangegangenen? Glaubst du, daß du selbst ihn überstehen wirst?
    Das Tier schaute sie nur mit traurigen Stielaugen an, ohne daß es ihre Fragen beantwortet hätte. Doch sie roch die Angst in seinen Ausdünstungen.
    Plötzlich schimmerte das Netz blauweiß, und ihr Kopf warf einen Schatten.
    Als sie sich umdrehte, sah sie, daß eine Feldlinie sich ihr bis auf wenige Mannhöhen genähert hatte; sie vibrierte glühend in der Luft, wie ein Kabel, das ein elektrostatisches Leuchten aussandte. Das Licht blendete sie.
    Ihre Stammesgenossen hatten anscheinend alle Versuche aufgegeben, das Netz abzubauen; nicht einmal Logue und Adda hatten sich in die trügerische Sicherheit des Habitats begeben. Die Leute hielten sich einfach irgendwo fest, umarmten sich und nahmen die kleinsten Kinder in die Mitte, wobei das halb abgebaute Netz sich wie ein Segel blähte. Das Weinen der Kinder durchdrang den Raum.
    Und dann brach der Spin-Sturm mit voller Wucht los. Eine mannshohe, zerklüftete Diskontinuität raste auf der nächsten Feldlinie am Netz vorbei; weder die Luft-Schweine, die mit ihrem ›Düsenantrieb‹ ohnehin schon recht schnell waren, vermochten diesen Diskontinuitäten zu entkommen, und schon gar nicht die Menschen mit ihren langsamen Schwimmbewegungen. Dura versuchte, sich nur auf das feste Seil in ihren Händen und das Magfeld zu konzentrieren, das ihren Körper wie immer in einem sanften Griff hatte… aber es gelang ihr nicht, die plötzliche Atemnot zu ignorieren und die heiße Druckwelle, die durch die Luft röhrte. Sie glaubte, taub zu werden und fürchtete um den Bestand des Magfelds.
    Sie schloß die Augen so fest, daß sie spürte, wie die Luft aus den Höhlen gepreßt wurde. Konzentration, sagte sie sich. Du verstehst, was hier abläuft. Dieses arme Luft-Schwein, das am Netz festgebunden ist, weiß auch nicht mehr als ein Ferkel im ersten Sturm. Aber du weißt es; schließlich bist du ein Menschliches Wesen.
    Und dieses Verständnis gewährleistet unser Überleben… nur daß sie selbst nicht so recht daran glaubte, auch wenn sie die Worte wie ein Gebet

Weitere Kostenlose Bücher