Xenozid
eigentümlich giftiges Leben führen können, ohne Menschen zu töten.«
»Sie überreden«, sagte Grego. »Als könnten wir ihnen vertrauen, daß sie ihre Versprechen halten.«
»Sie haben bislang mehr Versprechen als Sie gehalten«, sagte Kovano. »Also würde ich an Ihrer Stelle nicht diesen moralisch überlegenen Tonfall einnehmen.«
Die Diskussion war endlich an einem Punkt angelangt, an dem Quim für sich selbst sprechen konnte. »Diese Diskussion ist sehr interessant«, sagte Quim. »Es wäre wunderbar, wenn meine Mission bei den Ketzern sicherstellen könnte, daß die Pequeninos davon absehen, der Menschheit Schaden zuzufügen. Doch auch wenn wir zum übereinstimmenden Schluß gelangen sollten, daß meine Mission keine Chance hat, dieses Ziel zu erreichen, würde ich gehen. Das gilt auch für den Fall, daß meine Mission die Dinge verschlimmern könnte.«
»Schön zu wissen, daß Sie sich kooperativ verhalten«, sagte Kovano scharf.
»Meine Loyalität gilt Gott und der Kirche«, sagte Quim. »Meine Mission gilt nicht dem Ziel, die Menschheit vor der Descolada zu retten oder auch nur den Frieden zwischen Menschen und Pequeninos hier auf Lusitania zu wahren. Ich gehe zu den Ketzern, um sie zum Glauben zu Christus und in die Einheit mit der Kirche zurückzuholen. Ich will ihre Seelen retten.«
»Natürlich«, sagte Kovano. »Das ist der Grund, weshalb Sie gehen wollen.«
»Und der Grund, weshalb ich gehen werde, und der einzige Maßstab, ob meine Mission ein Erfolg sein wird oder nicht.«
Kovano sah hilflos Bischof Peregrino an. »Sie haben gesagt, Vater Estevão sei kooperativ.«
»Ich habe gesagt, er sei Gott und der Kirche absolut gehorsam«, berichtigte der Bischof.
»Ich habe das so aufgefaßt, Sie könnten ihn überreden, mit dieser Mission zu warten, bis wir mehr wissen.«
»Ich könnte ihn in der Tat überreden«, sagte Bischof Peregrino. »Oder ihm einfach verbieten zu gehen.«
»Dann tun Sie es«, sagte Mutter.
»Das werde ich nicht tun«, entgegnete der Bischof.
»Ich dachte, Ihnen sei am Wohl dieser Kolonie gelegen«, sagte Bürgermeister Kovano.
»Mir ist am Wohl aller Christen gelegen, für die ich verantwortlich bin«, entgegnete der Bischof. »Bis vor dreißig Jahren waren das nur die Menschen auf Lusitania. Nun jedoch bin ich gleichermaßen für das geistliche Wohlergehen der christlichen Pequeninos auf diesem Planeten verantwortlich. Ich schicke Vater Estevão genau auf seine Mission, wie ein Missionar namens Patrick einmal auf die Insel Irland geschickt wurde. Er war außerordentlich erfolgreich und bekehrte Könige und Nationen. Leider verhielt sich die irische Kirche nicht immer so, wie der Papst es sich gewünscht hätte. Es gab viele – nun, sagen wir, Kontroversen. Oberflächlich gesehen ging es um das Datum des Osterfests, doch im Herzen war es ein Streit um die Gehorsamspflicht dem Papst gegenüber. Es kam gelegentlich sogar zu Blutvergießen. Aber keinen Augenblick lang stellte sich jemand vor, es wäre besser gewesen, wäre der heilige Patrick niemals nach Irland gegangen. Nie hat jemand angedeutet, es wäre besser gewesen, wären die Iren Heiden geblieben.«
Grego erhob sich. »Wir haben das Philot gefunden, das wahrhaft unteilbare Atom. Wir haben die Sterne erobert. Wir schicken überlichtschnelle Nachrichten aus. Und doch leben wir noch im Mittelalter.« Er ging zur Tür.
»Geh durch diese Tür, bevor ich es dir erlaube«, sagte Bürgermeister Kovano, »und du wirst ein Jahr lang nicht mehr die Sonne sehen.«
Grego ging zur Tür, doch nicht hindurch. Statt dessen lehnte er sich dagegen und grinste sarkastisch. »Da sehen Sie, wie gehorsam ich bin.«
»Ich werde Sie nicht lange aufhalten«, sagte Kovano. »Bischof Peregrino und Vater Estevão sprechen, als könnten sie ihre Entscheidung unabhängig von uns treffen, doch sie wissen natürlich, daß sie das nicht können. Wenn ich zum Schluß komme, Vater Estevãos Mission bei den Schweinchen besser zu verbieten, wird sie nicht stattfinden. Darüber sollten wir uns alle klar sein. Ich schrecke nicht davor zurück, den Bischof Lusitanias unter Arrest zu stellen, wenn das Wohlergehen Lusitanias es erfordert, und was diesen Missionar betrifft, so wird er nur zu den Pequeninos gehen, wenn er meine Zustimmung hat.«
»Ich bezweifle nicht, daß Sie sich in Gottes Arbeit auf Lusitania einmischen können«, sagte Bischof Peregrino. »Aber bezweifeln Sie nicht, daß ich Sie dafür in die Hölle schicken kann.«
»Das
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