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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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Unsinn«, sagte Grego. »Jane wird herzlich über uns lachen. Aber Nossa Senhora, es macht Spaß, nicht wahr?«
    »He, nach allem, was wir wissen, hat genau deshalb das Universum vielleicht nur angefangen«, sagte Olhado. »Weil es ein Heidenspaß ist, durchs Chaos zu gehen und Wirklichkeiten zu schaffen. Vielleicht findet Gott einfach nur Vergnügen daran.«
    »Oder er wartet vielleicht nur darauf, daß Jane hier herauskommt und ihm Gesellschaft leistet«, sagte Valentine.
     
    Es war Miros Schicht bei Pflanzer. Es war spät – nach Mitternacht. Im Isolierraum mußte Miro einen Schutzanzug tragen, nicht, um nicht selbst verseucht zu werden, sondern um zu verhindern, daß der Descolada-Virus, den er in sich trug, Pflanzer verseuchte.
    Wenn ich nur einen kleinen Riß in meinen Anzug machen würde, dachte Miro, könnte ich ihm das Leben retten.
    Ohne die Descolada vollzog sich der Zusammenbruch von Pflanzers Körper schnell und mit verheerender Wirkung. Sie alle wußten, daß die Descolada Einfluß auf den Reproduktionszyklus der Pequeninos hatte, den Pequeninos ihr drittes Leben als Bäume schenkte, doch bis jetzt war ihnen nicht klar gewesen, wieviel vom alltäglichen Leben der Pequeninos von der Descolada abhing. Wer immer diesen Virus entworfen hatte, er war ein kaltherziges, rein nach Begriffen der Wirksamkeit denkendes Ungeheuer. Ohne die tägliche, stündliche, minütliche Intervention der Descolada arbeiteten die Zellen nur noch träge, hörte die Produktion von lebenswichtigen, energiespeichernden Molekülen auf und arbeiteten die Synapsen des Gehirns nicht mehr so schnell. Pflanzer war mit Röhren und Elektroden gespickt, und er lag inmitten mehrerer Scanner-Felder, so daß Ela und ihre Pequenino-Assistenten von außen jeden Aspekt seines Sterbens aufzeichnen konnten. Darüber hinaus wurden ihm rund um die Uhr Gewebeproben entnommen. Seine Schmerzen waren so stark, daß er, schlief er überhaupt einmal, nicht aufwachte, wenn man ihm die Proben entnahm. Und doch blieb Pflanzer trotz aller Schmerzen verbissen klar. Als wolle er durch reine Willenskraft beweisen, daß ein Pequenino auch ohne die Descolada intelligent sein konnte. Pflanzer tat dies natürlich nicht für die Wissenschaft. Er tat es für die Würde.
    Die wirklichen Wissenschaftler hatten nicht die Zeit, sich gegenseitig abzuwechseln und über ihn zu wachen, einfach in dem Anzug neben ihm zu sitzen, ihn zu beobachten, mit ihm zu sprechen. Nur Leute wie Miro, und Jakts und Valentines Kinder – Syfte, Lars, Ro, Varsam – und die seltsam stille Frau namens Plikt; Leute, die sich keinen anderen dringenden Pflichten widmen mußten, die geduldig genug waren, um das Warten zu ertragen, und jung genug, um ihre Aufgabe mit Präzision zu erledigen – nur sie wechselten sich ab. Sie hätten gern noch einen Pequenino über Pflanzer wachen lassen, doch alle Brüder, die genug über menschliche Technik wußten, um die Aufgabe richtig zu erledigen, gehörten zu Elas oder Ouandas Teams und hatten zuviel zu tun. Von allen, die im Isolierraum über Pflanzer wachten, ihm Gewebeproben entnahmen, ihn fütterten, die Fusionsflaschen wechselten und ihn säuberten, kannte nur Miro die Pequeninos gut genug, um mit ihm kommunizieren zu können. Miro konnte sich in der Sprache der Brüder mit ihm unterhalten. Das bot ihm einen gewissen Trost, obwohl sie sich praktisch gar nicht kannten; Pflanzer war geboren worden, nachdem Miro zu seiner dreißigjährigen Reise von Lusitania aufgebrochen war.
    Pflanzer schlief nicht. Seine Augen waren halb geöffnet, sahen ins Nichts, doch Miro erkannte anhand der Bewegungen seiner Lippen, daß er sprach. Er rezitierte Passagen aus einem der Epen seines Stammes. Manchmal stimmte er Gesänge über die Stammesgenealogie an. Als er damit angefangen hatte, hatte Ela befürchtet, daß er in ein Delirium fiel. Doch er beharrte darauf, damit nur sein Gedächtnis auf die Probe stellen zu wollen. Sich vergewissern zu wollen, daß er mit der Descolada nicht auch seinen Stamm verloren hatte – was für ihn genauso wäre, als hätte er sich selbst verloren.
    Miro stellte die Lautstärke in seinem Schutzanzug höher und konnte hören, wie Pflanzer die Geschichte eines schrecklichen Krieges mit dem Wald Himmelzerreißers, »dem Wald, der den Donner rief«, erzählte. Mitten in der Geschichte des Krieges schweifte er ab und erklärte, wie Himmelzerreißer seinen Namen bekommen hatte. Dieser Teil der Erzählung klang sehr alt und mythisch, eine magische

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