Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
Vom Netzwerk:
Überraschung. Die Überraschung bestand darin, daß Quara überhaupt gekommen war.
    »Du kannst genausogut wieder hineingehen«, sagte Quara, kaum daß Miro die Sterilisationskammer verlassen hatte.
    »Ich weiß nicht einmal, warum ich herausgekommen bin«, sagte Miro.
    »Sie besteht darauf, ein privates Gespräch zu führen«, sagte Ela.
    »Sie hat dich herausgerufen«, sagte Quara, »aber sie wollte nicht das Tonüberwachungssystem ausschalten.«
    »Wir müssen der Klarheit halber jeden Augenblick von Pflanzers Gespräch aufzeichnen.«
    Miro seufzte. »Ela, werde erwachsen.«
    Sie wäre fast explodiert. »Ich! Erwachsen werden! Sie stürmt hier herein, als wäre sie die Nossa Senhora auf ihrem Thron…«
    »Ela«, sagte Miro. »Halt den Mund und hör zu. Quara ist Pflanzers einzige Hoffnung, dieses Experiment zu überleben. Kannst du allen Ernstes behaupten, es würde dem Zweck dieses Experiments nicht dienen, wenn du sie…«
    »Na schön«, sagte Ela und unterbrach ihn, weil sie seine Argumentation bereits begriffen und sich ihr gebeugt hatte. »Sie ist der Feind jedes lebenden, vernunftbegabten Wesens auf diesem Planet, doch ich schalte das Tonüberwachungssystem aus, weil sie ein Gespräch unter vier Augen mit dem Bruder führen will, den sie umbringt.«
    Das war zuviel für Quara. »Du mußt wegen mir überhaupt nichts ausschalten«, sagte sie. »Es tut mir leid, daß ich gekommen bin. Es war ein dummer Fehler.«
    »Quara!« rief Miro.
    Sie blieb an der Labortür stehen.
    »Lege den Anzug an und sprich mit Pflanzer. Was hat er mit ihr zu tun?«
    Quara funkelte Ela erneut an, ging jedoch zu dem Sterilisationsraum, aus dem Miro gerade gekommen war.
    Er fühlte sich sehr erleichtert. Da er wußte, daß er hier nicht die geringsten Befugnisse hatte und beide Frauen ihm hätten sagen können, wohin er sich seine Befehle stecken sollte, verriet die Tatsache, daß sie ihm gehorchten, daß sie in Wirklichkeit gehorchen wollten. Quara wollte wirklich mit Pflanzer sprechen. Und Ela wollte, daß sie mit ihm sprach. Vielleicht waren sie mittlerweile so erwachsen, daß sie mit ihren persönlichen Differenzen nicht das Leben anderer Leute gefährden wollten. Vielleicht bestand doch noch Hoffnung für diese Familie.
    »Sobald ich drinnen bin, wird sie das System wieder einschalten«, sagte Quara.
    »Nein, das wird sie nicht tun«, sagte Miro.
    »Sie wird es versuchen«, sagte Quara.
    Ela sah sie verächtlich an. »Ich pflege mein Wort zu halten.«
    Beide schwiegen. Quara ging in die Sterilisationskammer, um sich umzuziehen. Ein paar Minuten später war sie im Isolierraum; sie tropfte noch von der Lösung zum Abtöten der Descolada, mit der sie besprüht worden war.
    Miro konnte Quaras Schritte hören.
    »Schalte ab«, sagte er.
    Ela drückte einen Knopf. Die Schritte verstummten.
    »Soll ich dir alles abspielen, was sie sagen?« fragte Jane in seinem Ohr.
    Er subvokalisierte. »Du kannst auch dort drinnen mithören?«
    »Der Computer ist mit mehreren Monitoren verbunden, die auf Schwingungen reagieren. Ich habe mittlerweile ein paar Tricks gelernt, mit denen ich auch aus den schwächsten Schwingungen die menschliche Sprache dekodieren kann. Und diese Instrumente sind sehr empfindlich.«
    »Worauf wartest du dann?« sagte Miro.
    »Keine moralischen Bedenken wegen der Verletzung der Privatsphäre?«
    »Nicht die geringsten«, erwiderte er. Ihr Überleben stand auf dem Spiel. Und er hatte sein Wort gehalten – die Tonüberwachung war ausgeschaltet. Ela konnte nicht hören, was gesprochen wurde.
    Das Gespräch war anfangs nicht sehr ergiebig. Wie geht es dir? Sehr krank. Starke Schmerzen? Ja.
    Schließlich durchbrach Pflanzer die freundlichen Formalitäten und kam zur Sache.
    »Warum willst du, daß mein ganzes Volk versklavt bleibt?«
    Quara seufzte – doch zu ihren Gunsten klang das Geräusch nicht aufgesetzt. Für Miros geübte Ohren schien es, als sei sie wirklich hin und her gerissen. Keineswegs so trotzig, wie sie es ihrer Familie vormachte. »Das will ich nicht«, sagte sie.
    »Vielleicht hast du die Ketten nicht geschmiedet, doch du hast den Schlüssel dafür und weigerst dich, ihn zu benutzen.«
    »Die Descolada ist keine Kette«, erwiderte sie. »Eine Kette ist ein Ding. Die Descolada lebt.«
    »Ich auch. Mein ganzes Volk lebt. Warum ist das Leben der Descolada wichtiger als unseres?«
    »Die Descolada tötet euch nicht. Euer Feind ist Ela und meine Mutter. Sie sind diejenigen, die euch alle töten würden, um zu

Weitere Kostenlose Bücher