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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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ihr zu, drückte sie leicht an sich und schickte sie zurück in das Licht des Zimmers. Er selbst jedoch wandte sich hinaus in die Dunkelheit und ging nach Hause. Es war noch hell genug, daß er den Weg fand, doch er stolperte oft und verirrte sich mehrmals.
    »Du weinst«, sagte Jane in seinem Ohr.
    »Das ist ein so glücklicher Tag«, sagte er.
    »Weißt du, es ist wirklich ein glücklicher Tag. Und du bist so in etwa der einzige Mensch, der heute abend Selbstmitleid empfindet.«
    »Na schön«, sagte Ender. »Wenn ich der einzige bin, gibt es wenigstens einen.«
    »Du hast mich«, sagte sie. »Und unsere Beziehung war von Anfang an keusch.«
    »Ich habe wirklich mehr als genug Keuschheit in meinem Leben gehabt«, gab er zurück. »Ich hoffe nicht auf mehr.«
    »Letzten Endes ist jeder keusch. Jeder endet außerhalb der Reichweite aller Todsünden.«
    »Aber ich bin nicht tot«, sagte er. »Noch nicht. Oder doch?«
    »Fühlst du dich wie im Himmel?« fragte sie.
    Er lachte, aber nicht freundlich.
    »Nun ja, dann kannst du auch nicht tot sein.«
    »Du vergißt«, sagte er, »daß das leicht die Hölle sein könnte.«
    »Ach ja?« fragte sie ihn.
    Er dachte über alles nach, was erreicht worden war. Elas Viren. Miros Heilung. Die Freundlichkeit, die die junge Val Nimbo entgegenbrachte. Das friedliche Lächeln auf Novinhas Gesicht. Das Frohlocken der Pequeninos über die Freiheit, die sich auf ihrer Welt ausbreitete. Ender wußte, daß sich das Gegenmittel einen immer breiteren Pfad durch die Capimprärie schnitt, die die Kolonie umgab; es mußte mittlerweile schon andere Wälder erreicht haben, und die nun hilflose Descolada wich zurück, während die stumme und passive Recolada ihre Stelle einnahm. All diese Veränderungen konnten einfach nicht in der Hölle stattgefunden haben.
    »Ich glaube, ich lebe noch«, sagte er.
    »Und ich auch«, sagte sie. »Das ist doch auch etwas. Peter und Val, sie sind nicht die einzigen Geschöpfe, die deinem Geist entsprangen.«
    »Nein, das sind sie nicht«, sagte er.
    »Wir beide leben noch, obwohl uns harte Zeiten bevorstehen.«
    Er erinnerte sich daran, was sie noch erwartete, ihre geistige Verkrüppelung, die nur noch ein paar Wochen auf sich warten lassen würde, und er schämte sich, über seinen eigenen Verlust getrauert zu haben. »Es ist besser«, murmelte er, »etwas geliebt und verloren zu haben, als überhaupt nicht geliebt zu haben.«
    »Es mag ein Klischee sein«, sagte Jane, »aber das heißt nicht, daß es nicht wahr sein kann.«
     

Kapitel 18
Der Gott von Weg
    ›Ich konnte die Veränderungen im Descolada-Virus erst schmecken, als er verschwunden war.‹
    ›Er paßte sich dir an?‹
    ›Er fing an, wie ich selbst zu schmecken. Er hatte die meisten meiner genetischen Moleküle in seine Struktur aufgenommen.‹
    ›Vielleicht bereitete er sich darauf vor, dich umzuwandeln, wie er uns umgewandelt hat.‹
    ›Doch als er eure Vorfahren gefangennahm, paarte er sie mit den Bäumen, in denen sie lebten. Womit wären wir gepaart worden?‹
    ›Welche anderen Lebensformen gibt es auf Lusitania, abgesehen von denen, die sich bereits zu Paaren zusammengefunden haben?‹
    ›Vielleicht wollte die Descolada uns mit einem bereits existierenden Paar kombinieren. Oder ein Paarmitglied durch uns ersetzen.‹
    ›Oder vielleicht wollte sie dich mit den Menschen paaren.‹
    ›Jetzt ist sie tot. Was sie auch geplant hat, es wird niemals geschehen.‹
    ›Was für ein Leben hättest du geführt? Hättest du dich mit männlichen Menschen gepaart?‹
    ›Das ist abscheulich.‹
    ›Oder vielleicht würdest du lebende Nachkommen gebären, wie die Menschen es tun?‹
    ›Höre auf, diesen widerlichen Gedanken nachzuhängen.‹
    ›Es waren nur Spekulationen.‹
    ›Die Descolada ist verschwunden. Du bist frei von ihr.‹
    ›Aber niemals frei von dem, was wir hätten sein sollen. Ich glaube, daß wir vernunftbegabt waren, bevor die Descolada kam. Ich glaube, daß unsere Geschichte älter ist als die Raumschiffe, die die Descolada hierher brachten. Ich glaube, daß irgendwo in unseren Genen das Geheimnis des Pequenino-Lebens liegt, als wir noch Baumbewohner waren und nicht das Larvenstadium im Leben vernunftbegabter Bäume.‹
    ›Wenn du kein drittes Leben hättest, Mensch, wärest du jetzt tot.‹
    › Jetzt ja, aber zu Lebzeiten hätte ich nicht nur ein Bruder, sondern ein Vater sein können. Zu Lebzeiten hätte ich überall hin reisen können, ohne mir Sorgen darüber zu machen, zu

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