Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
Vom Netzwerk:
mehr als einer Hinsicht verbrannt worden war. Das Spiel der Kinder war ziemlich einfach, doch es verhinderte, daß sie sich unterhielten. Dennoch fand zwischen Nimbo und der jungen Val ein beredsames Gespräch statt. Das Lächeln, mit dem sie ihn bedachte, war warmherzig, nicht so, wie eine Frau ihren Liebhaber ermutigt, sondern eher so, wie eine Schwester ihrem Bruder die stumme Botschaft von Liebe, Zuversicht und Vertrauen übermittelt.
    Sie heilt ihn, dachte Ender. Genau wie Valentine vor so vielen Jahren mich geheilt hat. Nicht mit Worten. Nur mit ihrer Gesellschaft.
    Ist es möglich, daß ich sie sogar mit dieser Fähigkeit erschaffen habe? War in meinem Traum von ihr soviel Wahrheit und Kraft? Dann hat vielleicht auch Peter alles in sich, was mein echter Bruder hatte – alles, was so gefährlich und schrecklich gewesen war, aber auch das, was eine neue Ordnung geschaffen hat.
    Doch so sehr er sich auch bemühte, daran konnte Ender nicht glauben. Die junge Val mag noch immer Heilkraft in den Augen haben, doch Peter hatte nichts davon in sich. Er hatte das Gesicht, das Ender Jahre zuvor gesehen hatte, wie es seinen Blick in einem Spiegel des Fantasyspiel erwiderte, in einem schrecklichen Raum, in dem er wieder und wieder gestorben war, bevor er schließlich das, was er von Peter in sich hatte, umarmen und weitermachen konnte.
    Ich habe Peter umarmt und ein ganzes Volk vernichtet. Ich nahm ihn in mich auf und beging Xenozid. In all den Jahren, die seitdem vergangen sind, dachte ich, ich hätte mich von ihm befreit. Er sei verschwunden. Aber er wird mich niemals verlassen.
    Die Vorstellung, sich aus der Welt zurückzuziehen und dem Orden der Kinder des Geistes Christi beizutreten, hatte eine große Anziehungskraft auf ihn. Vielleicht konnten Novinha und er sich dort von den Dämonen reinigen, die all diese Jahre in ihnen gewohnt hatten. Novinha hatte niemals so friedlich gewirkt, dachte Ender, wie heute abend.
    Die junge Val bemerkte ihn und kam zu ihm zur Schwelle.
    »Warum bist du hier?« fragte sie.
    »Ich habe nach dir gesucht.«
    »Plikt und ich verbringen die Nacht bei Olhados Familie«, sagte sie. Sie warf einen Blick auf Nimbo und lächelte. Der Junge grinste töricht.
    »Jane sagt, daß du mit dem Sternenschiff aufbrechen willst«, sagte Ender leise.
    »Wenn es Peter möglich ist, Jane in sich aufzunehmen, kann ich es auch«, gab sie zurück. »Miro begleitet mich. Wir wollen bewohnbare Welten suchen.«
    »Nur, wenn du es auch wirklich willst«, sagte Ender.
    »Sei doch nicht töricht«, entgegnete sie. »Seit wann hast du nur das getan, was du auch wirklich willst? Ich tue, was getan werden muß, was nur ich tun kann.«
    Er nickte.
    »Ist das alles, weshalb du gekommen bist?« fragte sie.
    Er nickte erneut. »Ich glaube schon.«
    »Oder bist du gekommen, weil du wünscht, du könntest wieder das Kind sein, das du warst, als du das letzte Mal ein Mädchen mit diesem Gesicht gesehen hast?«
    Die Worte schmerzten – viel schlimmer als Peters Vermutungen darüber, welche Gefühle in Enders Herz waren. Ihr Mitgefühl war viel schlimmer als Peters Verachtung.
    Sie mußte den Ausdruck von Schmerz auf seinem Gesicht gesehen – und falsch verstanden haben. Es erleichterte ihn, daß sie imstande war, etwas falsch zu verstehen. Mir bleiben noch ein paar eigene Gedanken übrig.
    »Schämst du dich meiner?« fragte sie.
    »Ich bin peinlich berührt«, sagte er. »Weil ich meine unbewußten Gedanken so öffentlich kundgetan habe. Aber ich schäme mich nicht. Nicht deiner.« Er warf Nimbo einen Blick zu und sah dann sie wieder an. »Bleibe hier und beende, was du angefangen hast.«
    Sie lächelte leicht. »Er ist ein guter Junge, der geglaubt hat, das Richtige zu tun.«
    »Ja«, sagte Ender. »Aber es ist ihm entglitten.«
    »Er wußte nicht, was er tat«, sagte sie. »Wie kann man für die Folgen seiner Taten verantwortlich gemacht werden, wenn man sie nicht versteht?«
    Er wußte, daß sie genauso von ihm sprach, Ender dem Xenoziden, wie von Nimbo. »Man muß nicht die Schuld auf sich nehmen«, sagte er, »aber die Verantwortung. Und die Wunden heilen, die man verursacht hat.«
    »Ja«, sagte sie. »Die Wunden, die man verursacht hat. Aber nicht alle Wunden auf der Welt.«
    »Ach?« fragte er. »Und warum nicht? Weil du vorhast, sie alle selbst zu heilen?«
    Sie lachte – ein helles, mädchenhaftes Lachen. »Du hast dich kein bißchen verändert, Andrew«, sagte sie. »Nicht in all diesen Jahren.«
    Er lächelte

Weitere Kostenlose Bücher