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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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wird, sollten wir sie jetzt auslöschen. Wir bedauern, daß dadurch alle Schweinchen sterben, doch wenn es heißt, wir oder sie, dann entscheiden wir uns für uns.
    Es war gut und schön, daß Ender die Dinge langfristig betrachtete, aus der philosophischen Perspektive gewissermaßen, und sagte: Besser, eine kleine Menschenkolonie wird ausgelöscht, als daß eine ganze vernunftbegabte Rasse stirbt. Er wußte, daß er mit diesem Argument bei den Menschen auf Lusitania nichts erreichen konnte. Ihr eigenes Leben stand hier auf dem Spiel und das Leben ihrer Kinder; es wäre absurd, von ihnen die Bereitschaft zu erwarten, für eine andere Rasse in den Tod zu gehen, die sie nicht verstanden und die nur die wenigsten von ihnen überhaupt mochten. Es ergab genetisch keinen Sinn – die Evolution ermutigt nur Geschöpfe, die darauf bedacht sind, ihre eigenen Gene zu schützen. Selbst wenn der Bischof persönlich erklären würde, es sei der Wille Gottes, daß die Menschen von Lusitania ihr Leben für die Schweinchen aufgaben, würden ihm kaum jemand gehorchen.
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich selbst solch ein Opfer bringen würde, dachte Ender. Obwohl ich keine Kinder habe. Obwohl ich bereits die Vernichtung einer bewußten Rasse miterlebt habe – obwohl ich diese Vernichtung selbst ausgelöst habe und weiß, welch eine schreckliche moralische Last das ist –, bin ich mir nicht sicher, ob ich meine Mitmenschen dem Tod ausliefern könnte.
    Und doch – könnte ich der Vernichtung der Pequeninos zustimmen? Könnte ich einen weiteren Xenozid zulassen?
    Er nahm einen der abgebrochenen Kartoffelstengel mit den fleckigen Blättern auf. Er würde ihn natürlich Novinha bringen müssen. Novinha – oder Ela – würde ihn untersuchen, und sie würden bestätigen, was bereits offensichtlich war. Noch ein Fehlschlag. Er steckte den Kartoffelstengel in einen sterilen Beutel.
    »Sprecher.«
    Es war Pflanzer, Enders Assistent und engster Freund unter den Schweinchen. Pflanzer war ein Sohn des Pequeninos namens Mensch, den Ender ins ›dritte Leben‹ geführt hatte, das Baumstadium des Lebenszyklus der Pequeninos. Ender hielt den durchsichtigen Plastikbeutel hoch, damit Pflanzer die Blätter darin sehen konnte.
    »Wirklich sehr tot, Sprecher«, sagte Pflanzer ohne jede erkennbare Gefühlsregung. Das war am Anfang das Unangenehmste bei der Arbeit mit den Pequeninos gewesen – sie zeigten keine Gefühle, die die Menschen leicht und gewohnheitsmäßig deuten konnten. Diese Eigenschaft war ausschlaggebend dafür, daß die meisten Kolonisten die Schweinchen nicht akzeptierten. Die Schweinchen waren nicht niedlich oder süß; sie waren lediglich fremd.
    »Wir versuchen es noch einmal«, sagte Ender. »Ich glaube, wir kommen der Sache näher.«
    »Deine Gattin will dich sprechen«, sagte Pflanzer. Das Wort Gattin, selbst in eine Menschensprache wie Stark übersetzt, war für einen Pequenino so voller Spannungen, daß er das Wort kaum natürlich aussprechen konnte – Pflanzer kreischte es fast.
    »Ich wollte sowieso gerade zu ihr«, sagte Ender. »Würdest du bitte diese Kartoffeln ausmessen und aufzeichnen?«
    Pflanzer sprang buchstäblich hoch – wie ein Popcorn, dachte Ender. Obwohl sein Gesicht für menschliche Augen ausdruckslos blieb, drückte der vertikale Sprung seine Freude aus. Pflanzer arbeitete liebend gern mit der elektronischen Ausrüstung, weil Maschinen ihn faszinierten und es seinen Status unter den anderen männlichen Pequeninos beträchtlich erhöhte. Pflanzer schickte sich augenblicklich an, die Kamera und den dazugehörigen Computer aus der Tasche zu holen, die er immer bei sich trug.
    »Wenn du fertig bist, bereitest du dieses Feld bitte für das Abblitzen vor«, sagte Ender.
    »Ja, ja«, sagte Pflanzer. »Ja, ja, ja.«
    Ender seufzte. Pequeninos ärgerten sich maßlos, wenn Menschen ihnen etwas sagten, was sie bereits wußten. Pflanzer kannte die Routine, die ablief, wenn die Descolada sich an eine neue Züchtung angepaßt hatte – der »gelehrige« Virus mußte vernichtet werden, solange er noch isoliert war. Sie mußten verhindern, daß sämtliche Descolada-Viren davon profitierten, was dieser Strang gelernt hatte. Und doch befriedigten die Menschen so ihr Verantwortungsgefühl – sie vergewisserten sich noch einmal, obwohl sie wußten, daß es überflüssig war.
    Pflanzer war so beschäftigt, daß er kaum bemerkte, daß Ender das Feld verließ. Als Ender im Isolationsschuppen am Ende des Feldes war, das der Stadt

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