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Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Titel: Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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wohnen wir nicht lange schon so?

    12.7 Ein Irrtum

    Das Raumschiff Paleont-8 drang mit großer Geschwindigkeit in das Sonnensystem ein. Noch in Plutoentfernung von der Sonne, hoch über den Ebenen der Planetenbahnen entdeckten die empfindlichen Fernortungssysteme elektromagnetische Wellen, die vom dritten Planeten des Systems ausgingen und keinen natürlichen Ursprung haben konnten. In den Weiten der Galaxis, in der Einöde von Zeit und Raum hatten die Paleonter endlich einen Planeten mit intelligenten, ja offenbar bereits hochtechnisierten Lebewesen entdeckt.
    Paleont-8 ging, den Vorschriften folgend, in Beobachtungsposition, um erste Informationen über den Planeten, den seine Bewohner »Erde« nannten, zu sammeln. Die Paleonter waren eine der älteren Intelligenzformen des Universums. Ihre Geschichte reichte Millionen von Jahren in die Vergangenheit, ihre technische Hochblüte und größte Ausbreitung lag lange zurück. Seither hatten sich die Paleonter zunehmend von Eroberern und Kolonisatoren zu einem Volk von staunenden Beobachtern und Forschern entwickelt. Das Weltall war voll von immer neuen Wundern, das größte von allen aber war die Tatsache, dass auf noch immer kaum erklärbare Weise hie und da einfaches Leben aus toter Materie entstanden war. Freilich, je weiter der Kolonisations- und Forschungstrieb die Paleonter von ihrem Heimatsonnensystem hinwegführte, umso größer wurde auch ihre Verwunderung, ja Verzweiflung, nie auf ihresgleichen zu stoßen. Die meisten Sternensysteme waren prächtig, aber tot; in einigen fand sich primitives Leben; auch die Sensation, nach Jahrhunderttausenden von Entdeckungsreisen auf Xandor 3 einfache Tiere, d. h. komplexe mehrzellige, sich fortbewegende und zweigeschlechtlich fortpflanzende Lebewesen, zu finden, konnte kaum die Enttäuschung verbergen nie höher entwickeltes, intelligentes Leben anzutreffen. Dazu kam, dass sich die Forscher der Paleonter zunehmend als Todesboten fühlten. Kaum hatten sie einen der raren Planeten mit etwas Leben gefunden, schon – und trotz größter Vorsichtsmaßnahmen immer wieder – zerstörten die von den Paleontern eingeschleppten Mikroben das gefundene, schwächliche Leben.
    So hatte sich allmählich der Codex Intelligentiae entwickelt, das sind genaue Vorschriften, wie ein paleontisches Raumschiff zu verfahren hatte im heiß erwünschten Fall des Auffindens intelligenten Lebens: reine Beobachtung, keine Kontaktaufnahme, absolute Sterilisation des Raumschiffes und aller Forschungseinrichtungen vor einer etwaigen Landung …
    Und nun war man auf Beobachtungsposition, 200 Millionen Kilometer entfernt von der Erde, war in der Lage, erste Rundfunksendungen teilweise zu entschlüsseln. Fieberhafte Erregung im Raumschiff: ein Planet mit Milliarden von intelligenten Lebewesen, mit einer Tier- und Pflanzenvielfalt Tausende Male größer als selbst auf dem Heimatplaneten. Eine Landung in einem dünn besiedelten Gebiet der Erde musste vorgenommen werden, um Erdproben, Muster von Kleintieren und Pflanzen usw. aufnehmen zu können. Eine Stelle im nördlichen Saskatchewan, in Kanada, in einer Gegend mit großen Pflanzen (auf der Erde »Bäume« genannt) und mit reicher Tierwelt wurde als Landeplatz ausgewählt. Eine regnerische Nacht sollte die Landung für menschliche Augen unsichtbar machen; die STEALTH-ähnliche Außenhaut des Raumschiffes würde jede elektronische Ortung verhindern.
    Die höchstmögliche Sterilisationsstufe, noch nie praktisch erprobt, wurde ausgewählt. Mit geöffneten Außentoren jener Schleusen, die alle für den Einsatz auf der Erde bestimmten Instrumente enthielten, raste Paleont-8 tangential auf den Rand der Sonne zu, wurde im Widerstreit gigantischer Gravitations- und Fliehkräfte durch nuklearheiße Protuberanzen der Sonne hindurchgeschleudert, wurden die Außenhaut und die offenen Schleusen der Paleont-8 bis zur Belastungsgrenze erhitzt, bis die Keramo-Metallik bei fast 100.000 Grad Celsius weiß zu glühen begann. Ein gefährliches Unternehmen, das letztendlich problemlos ablief und bei den Paleontern das befriedigende Gefühl zurückließ, jeder Verseuchung der Erde durch gefährliche galaktische Mikroben mit Sicherheit vorgebeugt zu haben …
    Sachte setzte die Paleont-8 am Oberlauf des Churchill-Flusses, weniger als 60 Kilometer vom Laronge-See entfernt, auf einer sumpfigen Wiese inmitten des typischen kanadischen Laubmischwaldes (Espen, Birken, einige Ahornbäume) auf. Die ferngesteuerten Robotsonden

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