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134 - Die Entscheidung des Generals

134 - Die Entscheidung des Generals

Titel: 134 - Die Entscheidung des Generals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Rev’rend Fate war schon oft knietief in Blut gewatet, daran zweifelte niemand. Man brauchte sich nur die eingetrockneten Flecken ansehen, die auf seiner schwarzen, bereits vielfach geflickte Lederhose prangten, um zu wissen, dass er keine Lügen auftischte, wenn er von seinen Kämpfen gegen Nosfera, Drakullen und andere Dämonen erzählte.
    Seine Waffen, die er in zwei über Brust und Rücken gekreuzten Gurten trug, zeigten deutlich, wie er das Wort des Herrn zu predigen pflegte. Gewaltvoll und ohne Gnade!
    Ob Deerjäger, Steppenläufer oder hartgesottene Mechicos, die auf ihren Bellits den Luftraum beherrschten, keiner der Gäste wagte seine Predigt zu stören. Selbst der kahlköpfige Wirt, der sonst allen Respekt einflößte, hielt sich hinter seiner Holztheke vornehm zurück.
    Dicke Schwaden Kiffettenrauch vernebelten die Schänke, während Rev’rend Fate sich immer stärker in Rage redete.
    »Obacht, Gezücht der Nacht!« Drohend stieß er den rechten Zeigefinger nach vorne. »Noch einen Schritt weiter, und ihr spürt die vernichtende Macht, die mir vom Herrn verliehen wurde!«
    Dicke Schweißperlen glänzten zwischen seinem kurz geschorenen blonden Haar. Das Wasser strömte aus seinen Poren, als würde er schwere körperliche Arbeit vollbringen.
    Der Prediger berichtete nicht nur von seinen Heldentaten, er spielte sie – mal mehr, mal weniger schwankend – den Gästen regelrecht vor. Die genauen Zusammenhänge ließen sich dabei nicht immer richtig verfolgen, da er wohl im Alkoholnebel verschiedene Erlebnisse durcheinander würfelte. Zurzeit ging es jedenfalls um eine Bande blutrünstiger Nosfera, die eine abseits gelegene Faam heimsuchten.
    »Diese Jungfrau steht unter meinem Schutz…!«
    Theatralisch riss er die Hand herum, um den Satz zu unterstreichen.
    Leises Gelächter erklang, weil er zufällig in Richtung der drallen Schankmaid deutete, die hastig einen Schritt zur Seite wich. Die Hälfte der Gäste – männlich wie weiblich – wusste aus eigener Erfahrung, wie mäßig es um ihre Jungfernschaft bestellt war.
    »Macht ihr euch etwa lustig über mich?« Grollend sah der Rev’rend in die Runde.
    Angesichts seiner Trunkenheit trauten ihm die Gäste durchaus zu, dass er nach seinen Waffen langte, um es ganz allein mit der ganzen Schänke aufzunehmen. Rasch redeten sie von allen Seiten beschwichtigend auf ihn ein, bis er sich beruhigte. Niemand wollte den Riesen ernstlich erzürnen, außerdem waren seine Geschichten recht unterhaltsam.
    »Noch mal Glück gehabt«, grunzte Rev’rend Fate zufrieden.
    »Beinahe wär’s euch wie diesen Nosfera ergangen, denen ich mit meinen Feuerrohren den Garaus machen musste.« Bei diesen Worten klopfte er auf zwei Pistolen, die, den Lauf nach oben, schussbereit in seinen gekreuzten Brustgurten hingen. Es handelte sich um Vorderlader mit klobigen Griffen, die grob gehacktes Schrot verschossen.
    Sehr effektiv und äußerst tödlich für jeden, der ihren Streukreis kreuzte.
    »Jawoll! Jede Jungfer, deren unbefleckte Ehre auf dem Spiel steht, kann sich auf meine Hilfe verlassen«, lallte er mit schwerer Zunge und blinzelte dabei zum wiederholten Male einer Afro-Meerakanerin zu, die nur drei Schritte entfernt stand. Schon seit Stunden vermaß er ihren wohlproportionierten Körper mit glasigen Augen und blieb dabei immer wieder an ihren üppigen rückwärtigen Rundungen kleben.
    Feine Speichelfäden flatterten von seiner Oberlippe, während er sich ihr vollends zuwandte. »Auch du kannst auf meine Hilfe bauen«, versicherte der Rev’rend plump vertraulich. »Jederzeit, mein Kind.«
    »Falsche Hautfarbe«, korrigierte die Farbige trocken. »Mein Vater war keine Kalkleiste.«
    Rev’rend Fate verschlug es die Sprache, allerdings nur für Sekunden. »Du zeigst dich widerspenstig?«, grollte er. »Mir gegenüber? Einem Abgesandten des Herrn? Ist es vielleicht möglich, dass du selbst von bösen Mächten besessen bist?«
    Den tönernen Becher in der Linken, schleppte er sich die Theke entlang, pure Lüsternheit in den Augen. Bei ihr angelangt, wurde der Größenunterschied erst richtig deutlich.
    Um gut drei Köpfe überragte er die zierliche Person mit den krausen, zu einem Dutzend kurzen Zöpfen verdrehten Haaren.
    »Bei mir bist du falsch«, antwortete sie spöttisch, obwohl sie den Kopf zurücknehmen musste, um ihm in die Augen zu sehen. »Mir flüstern keine fremden Stimmen etwas zu. Allerdings habe ich mich auch nicht vollaufen lassen wie eine Wisaau.«
    Dreiviertel hohe

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