Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung
bei sich, als sie aus dem Dschungel weggebracht wurden – in meinem Flugzeug. Ich bin Dave.« In dem Gedränge streckt er Mandi umständlich die Hand entgegen.
»Dave«, wiederholt Mandi, während sie sich die Hand geben, »ja, Marcus hat mir erzählt, wie er sich Ihr Flugzeug ‚ausgeborgt‘ hat. Ich habe sowieso vorgehabt, Sie zu kontaktieren, um Ihnen zu danken. Darf ich Sie auf einen Drink einladen?«
Dave lächelt: »Ja, vielen Dank. Ich hätte gern ein Sprite.«
Mandi sieht ihn erstaunt an: »Ein Sprite?«
»Ja, ich muss in ein paar Stunden fliegen, also wechsle ich zwischen Kaffee und Sprite«, antwortet er.
Während der nächsten Stunde sprechen die beiden ein wenig miteinander, so gut es geht. Die laute Musik erlaubt nur den sporadischen Austausch einzelner, kurzer Sätze. Mandi sieht sich um – nirgends wird viel gesprochen. Die Tanzfläche bei der Bühne ist voll gepackt mit wehenden Armen und wirbelnden Torsi. Pärchen kommunizieren sowohl dort als auch in den dunklen Ecken, aber Sprechen ist dabei kaum das Mittel ihrer Wahl! Mandi beobachtet aufmerksam die Körpersprache und den Blickwechsel zwischen Männern, Frauen und Transvestiten, die man hier »Ladyboys« nennt.
Mandi hat schon am Eingang einige Ladyboys gesehen und war über ihre Eleganz erstaunt. Ihr sehr feminines Make-up sticht hervor und sie sind in verführerische, teure Kleider gehüllt. Die verräterischen Körpermerkmale, die sie von den schönen indonesischen Frauen unterscheiden – Adamsapfel und ihre großen Hände –, versuchen sie auf kreative Weise zu verbergen.
Mandi erhascht einen Blick auf sich selbst in einem Spiegel der Glasvitrinen, und muss die Nase rümpfen über das konservative Gesicht, das ihr da entgegenblickt. Die Ladyboys sehen ja weiblicher aus als sie!
Mandi hat genug von dem Lärm, dem Rauch und dem Gedränge. Sie wendet sich Dave zu, um sich zu verabschieden, aber der sagt, er wolle auch gerade gehen. So drängen sie sich gemeinsam durch die Menge, die inzwischen noch dichter geworden zu sein scheint.
Die Ruhe und die frische Nachtluft sind wie eine Erlösung. Mandi sieht zum Himmel hinauf, aber sie kann kaum Sterne sehen. Dafür kann sie das Salz in der Luft des nahen Meeres riechen.
»Wie wär’s mit einem Kaffee?«, fragt Dave. »Da ist ein kleines Café vorne am Meer.«
»Ja, das wäre gut. Ich bin sowieso nicht müde«, antwortet Mandi.
Während sie gehen und plaudern, sieht sich Mandi um – erstaunlich, was um diese Zeit hier los ist! Da sind Straßencafés in Form kleiner Holzhütten, nur schwach erleuchtet von einer einzelnen Glühbirne, mit hölzernen Bänken davor. Darin sitzen Männer in Gruppen, trinken Tee und essen aus kleinen Schüsseln. Junge Männer treiben sich herum, lehnen rauchend an ihren Motorrollern und sprechen an ihren e-Helpern.
»Ich wette, das sind raubkopierte e-Helper«, denkt Mandi. »Sie kochen sich damit Tag für Tag ihre Gehirne weich.« Ihre Wut kommt wieder hoch und sie ist entschlossener als je zuvor, dieser Gefahr und diesem Unrecht ein Ende zu setzen.
»Kann ich hier irgendwo einen e-Helper kaufen?«, fragt Mandi. Sie will sehen, ob das hier einer der Orte ist, wo dieser Müll unter die Leute gebracht wird. »Nein, die Geschäfte haben jetzt geschlossen«, sagt Dave. »Aber Sie können gerne meinen verwenden, wenn Ihrer Probleme macht.« Er zieht den e-Helper aus seiner kleinen Gürteltasche hervor und bietet ihn Mandi an.
»Meiner hat den Geist aufgegeben«, lügt Mandi. Sie nimmt Daves e-Helper und dreht ihn um. Aber es ist zu dunkel, um etwas zu erkennen, also wartet sie, bis sie zu einer Straßenlaterne kommen. Leider kann sie trotzdem noch nicht erkennen, ob da das Zeichen eines kleinen Halbmondes ist oder nicht. Dankend lächelnd gibt sie Dave das Gerät zurück und sie gehen weiter.
Schließlich erreichen sie das Café. Es besteht aus einer Anzahl von Stühlen, die rund um drei kleine, runde Tische am Rande des Gehsteiges aufgestellt sind. Dave gibt seine Bestellung auf, während Mandi auf das Meer hinaussieht und die Wellen beobachtet. Immer wieder rollt die weiße Gischt heran und verschwindet unter der Strandpromenade.
»Ich kenne jemanden, der Sie gerne treffen würde«, sagt Dave.
Mandi sieht ihn erstaunt an. Wer könnte sie treffen wollen? Sie kennt hier keinen Menschen! »Elly.«
»Elly?«, wiederholt Mandi. Sie lehnt sich nach vor, ihre Augen leuchten plötzlich vor Aufmerksamkeit. »Wie geht es Elly – und Eko? Wie geht es ihnen? Wo
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