Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung
wie er Mandi aufhalten kann. Jetzt beobachtet er, wie sie aus der Ankunftshalle kommt. Sie sieht gleich aus wie letztes Mal, vielleicht etwas dünner. Sie nimmt sich ein Taxi zum Bahtera Hotel und er winkt jemandem, ihn mitzunehmen.
Auf der Fahrt ins Zentrum von Balikpapan überlegt Mandi, wie diese Reise bisher verlaufen ist. Sie hat nicht erwartet, dass ihre Einreise nach Indonesien so problemlos sein würde. Sie war auf die Prozeduren vorbereitet, die sie die ersten beiden Male durchmachen musste: Überprüfung und noch einmal Überprüfung des Visums und Komplikationen mit den Reisedokumenten. Diesmal allerdings haben die Beamten sowohl in Jakarta als auch in Balikpapan ihren Pass ohne jede Frage gestempelt.
Die Einfachheit der Einreise hat den gewünschten Effekt auf Mandi: Sie denkt, das Schicksal wäre jetzt auf ihrer Seite, sie sei dafür bestimmt, die Verantwortlichen der Anlage im Dschungel zur Rede zu stellen, alles würde glatt gehen. In Wirklichkeit ist es Sarif und sein wie verzweigtes Netzwerk von Helfern, die Mandi die Türen aufstoßen. Sie wollen Mandi in Sicherheit wiegen, um ihre Wachsamkeit zu unterminieren.
Mandi hat sich alle ihre Reisepläne von Terry bestätigen lassen. Sie hat ihm eine e-Mail mit allen Details geschickt, einschließlich ihrer geplanten Ankunft in der Senaggin-Mine. Er hat alles bestätigt und sie gebeten, sich vor ihrem Abflug nach Kota Baru noch einmal bei ihm zu melden.
Mandis Pläne passen bestens zu Sarifs Absichten. Nachdem sie sich am nächsten Morgen ein Taxi genommen und ein »Beruhigungsmittel« aus einem Blasrohr gespritzt bekommen haben wird, wird er auf ihrem e-Helper eine Nachricht an Terry schreiben, etwa: »Musste unerwartet meine Reise nach Indonesien wegen anderer Verpflichtungen absagen. Melde mich, sobald ich weiß, wann ich kommen kann.« Diese Nachricht wird Terry genug Erklärung für Mandis Nichtankunft geben. Er wird zwei oder drei Wochen nicht nach Mandi fragen und danach wird es zu spät sein.
Was Sarif und seine Komplizen aber nicht beeinflussen können, ist Terrys überstürzte Abreise von der Mine. An dem Tag, an dem Mandi ankommen soll, erhält er eine dringende Nachricht aus Australien: ein plötzlicher Krankheitsfall in der Familie – Terrys Vater hat einen Herzinfarkt erlitten. Terry beschließt, sofort nach Australien zu fliegen.
Bevor er abfliegt, spricht Terry am Flughafen von Balikpapan noch per e-Helper mit Mandi, die kurz davor angekommen ist und den Anruf im Taxi zum Hotel entgegennimmt. Sie haben sich auf dem Flughafen nur knapp verfehlt, aber Terry will in einer Woche zurück sein. Terry wird Asep von Mandis Ankunft verständigen; er sollte morgen bei der Mine sein und ihr zur Verfügung stehen.
Terrys geänderte Pläne und sein Gespräch mit Mandi ruinieren Sarifs Vorhaben. Jetzt wird man in der Mine wissen, dass Mandi in Indonesien ist. Sarif wird seine Strategie ändern müssen. Weder darf Mandi ein drittes Mal in die Dschungelanlage eindringen, noch darf sie mitbekommen, dass sie gerade umgesiedelt wird. Wenn Mandi bei ihrem ursprünglichen Plan geblieben wäre, nämlich in den Semesterferien zu kommen, wäre die Anlage bis dahin komplett abgebaut und woanders hingeschafft worden. Mandi und ihre Kollegen wären vor einer leeren Waldlichtung gestanden. Aber nun müssen sie den ganzen Plan über den Haufen werfen. Sarif und die anderen treffen sich auf der Straße gegenüber vom Bahtera Hotel, um einen alternativen Plan zu diskutieren. Wenn es Mandi ein drittes Mal gelingt, bis zur Anlage im Dschungel vorzudringen, ist Sarif, der Sicherheitsverantwortliche, mehr als nur seinen Job los.
10. Das Wohl der Masse
Die Chinesen glauben, dass die Nacht eine verhexte Zeit ist – die Zeit der Geister. Das hat man Peter Birch auf einer Geschäftsreise nach Peking vor einem Jahr erzählt. Seine Erfahrung in Finanzgeschäften und seine »orientalischen« Interessen haben ihn als die geeignete Person dafür qualifiziert, auf höchster Ebene geschäftliche Gespräche zu führen. Er fand den Markt und die Geldbörsen der Chinesen reif für die Ernte.
Peter ist nicht überrascht über den Geisterglauben, denn er hat ein gutes Gespür für »orientalische« Dinge. In seiner Zeit in China hatte er mehr verstörende Träume gehabt, als man es normalerweise hat. Oft war er in der Geisterzeit aus dem Schlaf hochgeschreckt. Er hatte Visionen von seinem Sohn in epileptischen Anfällen und er erlebte immer wiederkehrende Wellen von Impotenz.
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