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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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schnell wieder. Ron ließ nicht locker und bohrte weiter. Heute fühlte er sich irgendwie klar und bereit seinem Freund nah zu sein. „Und Alkohol?“ „Du stellst Fragen heute!“ Yanko lachte Ron an und wurde wieder nachdenklich. Er zögerte und wollte nicht so recht darüber sprechen. „Das ist drei Jahre her!... Nun ja, manchmal fällt es mir nicht leicht, aber es geht schon.“
    Ron wusste, dass es immer noch ein Thema für seinen Kumpel war. Er konnte seine innere Unruhe regelrecht schmecken. Yanko blickte zum See hinunter, als ob es dort eine Lösung gäbe. Sie schwiegen eine ganze Weile und rauchten dabei. Schließlich schaute Yanko seinen Freund an und fragte interessiert: „Und du? Erzähl du mal! Wie geht’s dir?“ Ron schluckte und fing an herumzudrucksen, und es dauerte etwas bis er ein paar passende Worte fand, denn er hatte sich vorgenommen darüber gar nicht zu sprechen, und so antwortete er schließlich: „Ja... gut... Ich meine, es ist alles ok so weit.“ Yanko sah ihn fragend an. „Sicher? Was ist los mit dir? Ich seh’ doch, dass was nicht stimmt! Komm, sag schon, du kannst doch mit mir reden!“
    Eigentlich war er gekommen, um nach Yanko zu schauen und nicht, um über sich zu reden, aber jetzt spürte er, dass er es eigentlich doch gerne jemandem anvertrauen wollte, und Yanko war schließlich sein bester Freund. Er würde es mit Sicherheit für sich behalten, und er konnte ihm blind vertrauen. Doch es fiel ihm sichtlich schwer sich auszudrücken. „Ich weiß... es ist... trotzdem nicht so leicht.“, sagte Ron. Yanko schaute ihm weiter in die Augen und wartete einfach. Und nach eine Weile begann Ron schließlich ganz vorsichtig: „Ich... also... manchmal... Ich weiß nicht... Mir ist da was passiert... Ich... Seit einiger Zeit, da passiert es mir... dass... Ich... Mir gefällt es Männer anzuschauen... Ich fühle mich... irgendwie angezogen... Kennst du das?!“
    Yanko musste unwillkürlich schmunzeln: „Hmm... Ja, ... das ist allerdings schon einige Jahre her, ... da hatte ich mal was mit einem Mann, als ich noch in Deutschland war. Es war nur kurz, nur Sex, keine Liebe. Das war da in meiner Vollsuff- und Drogenzeit. Ich weiß nicht, was mich dazu bewogen hatte, es kam eben so... war eine Erfahrung... aber mir war klar, dass ich nicht schwul bin... Und du? Was macht es mit dir?“
    Ron war das alles sehr peinlich, und es fiel ihm total schwer darüber zu reden. „Ich weiß nicht, was ich davon halten soll... Ich hatte noch nie was mit einem Mann... und habe auch noch nie darüber nachgedacht... bei meiner Erziehung sowieso nicht! Mein Vater hätte mich grün und blau geschlagen! Du weißt ja, wie die Leute hier sind!... Es war auf einmal da... Ich war selbst total überrascht...“
    Yanko wurde neugierig. „Jemand Bestimmtes? Willst du Sex?“ Ron druckste weiter herum und war sichtlich verwirrt. Er schämte sich und traute sich nicht zu sagen, dass ihm vor allem Yanko auf einmal so gut gefiel, und dass es ihn nach all den Jahren, die sie sich jetzt kannten, plötzlich anmachte ihn nur anzusehen. „Ich... nein... Ich weiß nicht... Ich fühle mich total verwirrt. Ich... ich liebe Marianna und meine Kinder! Es ist auch alles gut zu Hause, wir verstehen uns gut, und im Bett ist es auch ok... Sorry, ich will dich damit nicht nerven...“
    Ron stand plötzlich auf und wollte nur noch weg. Doch Yanko ging zu ihm. „He... Ron... Moment mal... Es ist alles ok, ich bin dein Freund, alles ist gut!... Ehrlich gesagt glaube ich, dass es vielen Männern so geht!“, versuchte er ihn zu ermutigen und legte Ron eine Hand auf die Schultern.
    Ron fühlte sich auf einmal sehr unwohl, denn am liebsten hätte er in diesem Moment Yanko an sich gezogen und umarmt und war selbst total von seinen intensiven Gefühlen für ihn überrascht. Seine Nähe machte ihn ganz schwindlig. „Mhm...“, murmelte er nur und drehte sich schnell zum Gehen um, hielt dann aber doch noch einmal inne und sagte: „Ähm... Yanko... wegen dem Alkohol, wenn du Hilfe brauchst, ich bin da! Ok?“ Yanko nickte. „Ok, danke!... Hey, Kopf hoch, das mit den Männern ist ja keine Krankheit!“ Yanko lächelte, ging zu Ron und umarmte ihn kurz, und während der ganzen Heimfahrt versuchte Ron seine Gedanken zu beruhigen, was ihm nicht wirklich gelang.

E s regnete in Strömen, als Ron einige Tage später im OLD RAILWAY Pub in Sheddy saß. Es war sehr voll an diesem Abend, und die Worte der Gäste schwirrten geräuschvoll durch den

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