YANKO - Die Geschichte eines Roma
fühlte sich hundeelend dabei. Kurz darauf konnte er die Gabel gar nicht mehr festhalten, denn seine Hände zitterten schon zu sehr, und es durchzuckte ihn ein Krampf nach dem anderen. Er musste aufstehen und kauerte sich schließlich im Wohnzimmer auf der Couch zusammen.
Die Krämpfe und das Zittern wurden immer schlimmer, und Yanko schwitzte wie ein Tier. Vor Schmerzen zerriss er sich sein Hemd, und seine Hände krallten sich in seinen Körper. John setzte sich besorgt zu ihm, und Yanko konnte nur noch flüstern, dass er ihn bitte festhalten möge, weil es noch schlimmer werden würde. Yanko wälzte sich wild herum, und die Krämpfe schrie er in ein Kissen. Mary machte ihm oft kalte Umschläge und saß stundenlang neben ihm und versuchte beruhigend auf ihn einzureden, während John ihn festhielt.
Zwei Tage dauerte sein Kampf bis die Krämpfe schließlich nachließen und er etwas schlafen konnte.
Am dritten Morgen stand er auf, ging hinaus auf die Terrasse, setzte sich dort auf eine Stufe in die Sonne und weinte.
Y anko wischte sich ein paar Tränen weg, die ihm währenddessen unbemerkt über die Wangen gelaufen waren. Er zog die Nase hoch, rappelte sich zusammen und schrieb weiter:
Dieser Entzug war wirklich eine Tortur und eine Qual. Ich hatte zwischendurch das Gefühl zu sterben. Ich dachte jetzt ersticke ich, oder mein Körper krampft sich so eng zusammen, dass mein Herz keinen Platz mehr hat zu schlagen. Ich hätte nichts dagegen gehabt.
Da ist wohl alles zusammengekommen! Der Entzug, und der Schmerz über Fams Tod, der so lange in mir verschlossen war. Es war echt ein Wunder. Und mit Sicherheit hätte ich das ohne John und Mary nicht geschafft. Ich bin ihnen sehr dankbar, dass sie es durchgehalten hatten und mir immer wieder Vertrauen gegeben haben, auch wenn sie selbst manchmal nicht mehr daran geglaubt hatten, dass ich es ohne Medikamente schaffen würde. Vor allem danke ich ihnen für ihren Mut, mich bei ihnen zu Hause gelassen zu haben und mich nicht ins Krankenhaus gebracht zu haben – ich hasse Krankenhäuser!
Später, als mir die Tränen kamen, konnte ich mich einfach nicht mehr dagegen wehren, ich war total aufgeweicht, und meine Seele lag offen da. Ich dachte, ich würde nie mehr aufhören können zu weinen.
Eine ganze Woche habe ich es dann ausgehalten nicht zu trinken, als mir schlagartig klar wurde, dass sie nicht mehr zurückkommen wird.
Ich wusste nicht wohin mit dem Schmerz, der mich schier verbrannte, und so irrte ich stundenlang durch die Berge und wurde immer verzweifelter. Irgendwann ging ich zu John und wollte mit ihm reden, aber ich brachte kein Wort heraus. Es wurde natürlich dadurch auch nicht besser. Aber ich hatte keine Energie mehr nach dem Entzug mich diesem Schmerz zu stellen, der mir jede Faser aus meinem Körper riss, meine Brust zusammenzog und mein Herz brach. Ich kaufte mir drei Flaschen Whisky und trank sie alle aus.
So ging das dann sieben Jahre lang, trinken, aufhören, trinken, aufhören usw.
Yanko hörte plötzlich das Geräusch eines heranfahrenden Autos und unterbrach sein Schreiben. Er drehte sich um und sah seinen alten Freund Ron aussteigen. Er stand auf und lief ihm erfreut entgegen. „Hi Ron, alter Kumpel, welch Überraschung! Hast du Urlaub? Komm hoch und setz dich!“ Sie umarmten sich kurz, und Ron nickte. „Ja, ich habe ein paar Tage frei und wollte mal nach meinem alten Zigeuner schauen!“ Ron schmunzelte, setzte sich, und Yanko klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Das freut mich, Alter! Was magst du trinken?“ Ron bat um ein Bier, und Yanko ging ins Haus und kam mit einer Flasche Bier zurück. Ron nahm einen Schluck und fragte: „Wie geht’s dir denn eigentlich so? Ich meine so wirklich. Das wollte ich dich schon seit längerem mal fragen.“ Yanko setzte sich auch und stützte seinen Kopf in die Hände. „Hmm... Ganz gut... versuche durch das Schreiben alles irgendwie noch besser zu verarbeiten... Ist nicht ganz leicht, aber es geht.“ Ron nickte langsam. „Glaub’ ich dir! Ich habe es ja miterlebt, das war ja auch echt hart für dich gewesen, und es hat dich vielleicht mehr mitgenommen, als dir bewusst ist. Ich wünsche dir jedenfalls, dass du mit all dem fertig wirst!“
Yanko atmete tief durch. „Danke!... Ja wahrscheinlich... der Schmerz kommt immer mal wieder, nicht so wie am Anfang, aber manchmal tut’s noch verdammt weh, und ich vermisse sie...“ Yanko wischte sich hastig ein paar Tränen weg, fing sich aber
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