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Yendi

Yendi

Titel: Yendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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›Schutz‹?«
    »Was meinst du?«
    »Du hast doch mich, oder nicht? Für was brauchst du denn dann diese anderen Tölpel?«
    »Zu meiner Beruhigung. Und jetzt schlaf.«
    Einer der Vollstrecker, die seit der Zeit bei mir waren, als ich das Gebiet übernommen hatte, nannte sich N’aal Der Heiler. Diesen Namen hatte er bekommen, so erzählt man, als er zur Eintreibung ausstehender Schulden zu einem Adeligen der Chreotha geschickt worden war. Zusammen mit seinem Partner ging er zu der Wohnung des Schuldners und klopfte an die Tür. Sie fragten nach dem Geld, und der Kerl schnaubte bloß und fragte: »Wofür?«
    N’aal hatte einen Knaller parat. »Ich bin ein Heiler«, sagte er. »Wie ich sehe, habt Ihr einen intakten Schädel. Ich kann das für Euch heilen.« Der Chreotha hat den Wink verstanden, und N’aal hat das Gold bekommen. Sein Partner erzählte die Geschichte dann herum, und der Name blieb hängen.
    Jedenfalls kreuzte N’aal etwa zwei Stunden, nachdem ich Kragar wegen des Boten losgeschickt hatte, hier auf. Ich erkundigte mich nach seinen Geschäften.
    »Kragar hat mich eine Nachricht überbringen lassen«, antwortete er.
    »Oh. Hast du eine Antwort erhalten?«
    »Ja. Ich habe einen von Laris’ Männern gesehen und meinen Spruch überbracht. Dann kam die Antwort zurück, daß es für ihn in Ordnung wäre.«
    »Gut. Wenn Kragar jetzt noch auftauchen würde, könnte ich herausfinden, wo –«
    »Ich bin doch hier, Boß.«
    »Hä? Oh. Du Sack. N’aal, zisch ab.«
    »Wusch«, machte er auf dem Weg zur Tür. Kragar stieß sie mit dem Fuß hinter ihm zu und streckte sich.
    »Wo soll das Treffen stattfinden?«
    »Ein Schuppen mit Namen ›Zum Söller‹. Guter Laden. Unter einem Goldstück pro Gang wirst du da nicht rausgehen.«
    »Das kann ich verschmerzen«, erwiderte ich.
    »Die machen ne irre Pfefferwurst, Boß.«
    »Ach, und woher willst du das wissen?«
    »Ich fliege ab und zu mal bei ihren Abfällen vorbei.«
    Wer eine dumme Frage stellt …
    »Also gut«, sagte ich wieder zu Kragar. »Hast du dich um meinen Schutz gekümmert?«
    Er nickte. »Zwei. Varg und Temek.«
    »Die werden reichen.«
    »Ich werde auch dort sein. Einfach nur still in der Gegend hocken. Ich möchte bezweifeln, daß er mich überhaupt zur Kenntnis nimmt.« Er grinste.
    »Da hast du wohl recht. Noch irgendwelche Ratschläge?«
    Er schüttelte den Kopf. »Für mich ist die Sache ebenso neu wie für dich.«
    »Na denn. Ich werde mein Bestes geben. War sonst noch etwas?«
    »Nein. Alles läuft geschmiert, wie immer.«
    »Auf daß es so bleibe«, sagte ich und klopfte mit den Fingerknöcheln auf den Tisch. Er starrte mich verwirrt an.
    »Eine Gewohnheit aus dem Ostreich«, erklärte ich. »Soll Glück bringen.«
    Er sah immer noch verwirrt aus, aber er sagte nichts.
    Ich zog einen Dolch hervor und wirbelte damit herum.
     
     
    Varg war aus üblerem Holz geschnitzt als ich. Er war einer dieser Leute, die Gefährlichkeit einfach ausstrahlen – einer, der dich tötet, noch bevor er dich überhaupt angesehen hat. Etwa so groß wie Kragar war er, das heißt ein bißchen zu klein, und seine Augen waren nach oben gezogen, was darauf hindeutete, daß unter seinen Vorfahren einst das Blut der Dzur geflossen war. Seine Haare trug er kürzer als die meisten, dunkel und nach hinten frisiert. Wenn man sich mit ihm unterhielt, stand er absolut reglos da, ohne die geringste überflüssige Bewegung, und starrte einen aus diesen schmalen, hellblauen Augen an. Kein Gefühl zeigte sich in seinem Gesicht, außer wenn er jemanden zusammenschlug. Dann verzog es sich zu einer angewiderten Jheregfratze, die zu den besten gehörte, die ich je gesehen habe, und er versprühte genug Haß, daß eine komplette Teckla-Armee kehrtmachen würde.
    Er verstand absolut keinen Spaß.
    Temek war groß und so dünn, daß man ihn kaum wahrnahm, wenn man von der Seite kam. Er hatte tiefe braune Augen – einen freundlichen Blick. Und er war ein Meister der Waffen. Ganz gleich welche, er konnte mit einer Axt umgehen oder einem Stock, einem Dolch, einem Wurfmesser, jeder Art von Schwert, Schuriken, Pfeile, alle Sorten Gift, Seile oder sogar mit einem verraverdammten Zettel. Dazu war er noch ein recht guter Zauberer für einen Jhereg, der nicht zur Zickenbrigade – der Linken Hand – gehörte. Er war der einzige Vollstrecker in meinen Reihen, von dem ich mit hundertprozentiger Gewißheit sagen konnte, daß er bereits ›gearbeitet‹ hatte – und zwar, weil Kragar ihm auf mein

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