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Yendi

Yendi

Titel: Yendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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hereinspaziert, an der noch das Blut des Opfers klebt. In den vier Tagen, die ich weg war, hast du jeden hier zu der Überzeugung gebracht, daß sie nicht mehr nachdenken müssen, und als Folge davon bin ich da draußen fast abgeschlachtet worden. Du Hurensohn, es geht hier um mein Leben !«
    »Bleib ruhig, Boß. Werd nicht –«
    »Schnauze!«
    »Und jetzt«, sprach ich weiter, »sieh zu, daß du ihn wiederbelebt kriegst. Aus deiner eigenen Tasche. Wenn nicht, könnte dir die Ehre zufallen, seinen nächsten Verwandten einen Bonus auszuzahlen. Verstanden?«
    Kragar nickte und sah ehrlich niedergeschlagen aus. »Es tut mir leid, Vlad«, sagte er und suchte anscheinend nach weiteren Worten.
    Ich ging an meinen Tisch zurück, setzte mich, lehnte mich zurück und schüttelte den Kopf. Kragar war nicht unfähig, bei den meisten Dingen nicht. Ich wollte ihn absolut nicht verlieren. Nach dieser Rede sollte ich wahrscheinlich etwas tun, damit er wüßte, daß ich ihm vertraute. Ich seufzte. »Na gut, vergessen wir das. Ich bin wieder da. Ich möchte, daß du etwas erledigst.«
    »Ja?«
    »N’aal hatte nicht ganz unrecht. Ich hätte die Schuriken nicht im Körper lassen dürfen; aber er hätte sie mir nicht zurückbringen dürfen. Ich weiß nicht, ob das Imperium je Hexenmeister einsetzt, aber wenn es das tut, kann dieser Hexer die Waffe zu dem zurückverfolgen, der sie gezogen hat.«
    Kragar hörte schweigend zu. Er hatte keine Ahnung von der Hexenkunst.
    »Das liegt an der Körperaura«, erklärte ich. »Alles, was für eine gewisse Zeit an mir war, wird eine Art psychischer Duftspur annehmen, die ein Hexenmeister identifizieren kann.«
    »Und, was tust du dagegen? Du kannst doch nicht davon ausgehen, daß du die Waffe immer wieder mitnehmen kannst.«
    »Ich weiß. Ich werde also folgendes tun: ich tausche meine Waffen alle paar Tage aus, damit nichts so lange an mir ist, daß es meine Aura aufnehmen kann. Ich werde eine Liste mit meinen Waffen anfertigen. Dann möchte ich, daß du herumläufst und passende Exemplare besorgst. Die, mit denen ich fertig bin, werfe ich in eine Kiste, und du kannst sie fürs nächste Mal zum Tauschen benutzen, was die Kosten ein bißchen unten halten dürfte, ja?«
    Er wirkte erstaunt. Nun, das überraschte mich nicht. Ich setzte eine Menge Vertrauen in ihn, wenn ich ihm sagte, was ich für Waffen an mir verborgen habe, selbst wenn ich, wie er vermuten sollte, einige zurückhalte. Aber er nickte.
    »Gut«, sagte ich. »Komm in einer Stunde nochmal, dann habe ich die Liste fertig. Lerne sie dann auswendig und vernichte sie.«
    »Geht klar, Boß.«
    »Gut. Und jetzt raus.«
    »Boß …«
    »Tut mir leid, daß ich dich angeschnauzt habe, Loiosh. Und das mit dem Attentäter hast du gut gemacht.«
    »Danke, Boß. Und keine Sorge. Ich verstehe das.«
    Loiosh hatte schon immer Verständnis gezeigt, fand ich. Erst da, als ich zu schreiben anfing, wurde mir schlagartig klar, wie knapp ich wieder einmal davongekommen war. Ich griff nach dem Mülleimer, kurz bevor mein Magen sich entleerte. Danach spülte ich mir mit etwas Wasser den Mund aus und ließ Melestav den Eimer auskippen und saubermachen. Eine Zeitlang saß ich nur zitternd da, bevor ich mich erneut an die Liste für Kragar setzte.
     
     
    Ich gab Kragar die fertige Liste, und er machte sich daran, die Posten abzuhaken. Kurz darauf erhielt ich eine Nachricht von Melestav.
    »Boß … hier sind ein paar Leute, die dich sehen wollen.«
    »Wer?«
    »Leute in Uniform.«
    »Oh, Scheiße. Tja, das sollte mich wohl nicht überraschen.« Ich stellte sicher, daß auf meinem Tisch nichts Belastendes herumlag. »Also dann, schick sie rein.«
    Und zu Loiosh: »Was meinst du, wie schlimm es wird?«
    »Zur Not kannst du dich auf Selbstverteidigung berufen, Boß.«
    Die Tür ging auf und zwei Dragaeraner in den goldenen Uniformen des Hauses der Phönix marschierten herein. Einer sah sich verächtlich im Büro um, als wollte er sagen: »Ach, so lebt also der Abschaum.« Der andere sah mich mit ähnlichem Gesichtsausdruck an, als wollte er sagen: »Ach, das ist also der Abschaum.«
    »Seid gegrüßt, Mylords«, sagte ich. »Womit kann ich dem Imperium dienen?«
    Der, der mich ansah, sagte: »Ihr seid Baronet Vlad von Taltos?« Er sprach es »Taltoss« aus, nicht »Taltosch«, folglich mußte er einen schriftlichen Befehl bekommen haben, was auch immer das zu bedeuten hatte.
    »Baronet Taltos reicht«, erwiderte ich. »Ich stehe Euch zu Diensten, Lords.«
    Der

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