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Yendi

Yendi

Titel: Yendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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während des Interregnums verstorben?«
    »Ungefähr dann, ja. Es hat einen Krieg gegeben, und er ist getötet worden. Man erzählte sich, daß sein Kind gar kein Dragon war. Aber das war eigentlich schon vor dem Desaster und dem Interregnum gewesen.«
    »Er ist getötet worden«, wiederholte ich. »Soso. Und das Kind? Nein, sag’s mir nicht. Sie ist aus dem Haus verstoßen worden, richtig?«
    Aliera nickte.
    »Und die Linie? E’Lanya, richtig?«
    »Sehr gut, Vlad. Wie bist du darauf gekommen?«
    Ich sah Norathar an, die wiederum Aliera mit Augen groß wie Pilze anstarrte.
    »Und«, sprach ich weiter, »dir ist es gelungen, ihre Gene zu prüfen, und du hast herausgefunden, daß sie, man höre und staune, in Wirklichkeit doch eine Dragonlady ist.«
    »Ja«, sagte Aliera.
    »Und wenn ihr Vater in Wirklichkeit der Thronerbe gewesen ist, dann …«
    »So ist es, Vlad«, sagte Aliera. »Die rechtmäßige Thronerbin ist Norathar e’Lanya – das Schwert des Jhereg.«
     
     
    Das komischste an der Zeit ist, wenn sie nicht. Ich laß das mal einen Moment so stehen und euch altern, während die Schatten nicht länger werden, wenn ihr versteht, was ich meine.
    Zuerst sah ich Cawti an, die Norathar ansah, die Aliera ansah. Auch Sethra und Morrolan taten das, während Aliera sich auf etwas konzentrierte, das wir nicht wahrnehmen konnten. Ihre Augen, die jetzt strahlend grün waren, funkelten vom reflektierten Kerzenschein und schauten auf etwas, das uns zu erkennen nicht zustand.
    Nun beginnen wir, während der Zyklus nicht umschlägt und das Jahr nicht vergeht und der Tag weder heller noch dunkler wird und selbst die Kerzen nicht flackern, die Dinge in einem neuen Blickwinkel zu sehen. Ich schaute zuerst meine Geliebte an, die mich kürzlich getötet hatte, die ihre Partnerin anschaute, welche für die Dragon Erbin des Gestirns sein sollte – im folgenden Zyklus. Diese Dragonlady-Attentäterin-Prinzessin-Sonstwas hielt den Blicken von Aliera e’Kieron stand, der Trägerin des Schwertes von Kieron, der Reisenden aus der Vergangenheit, Tochter von Adron und gegenwärtigen Erbin des Gestirns. Und so weiter.
    Das komischste an der Zeit ist, wenn sie nicht. In jenen Augenblicken, wenn sie sich selbst verliert und (wie es vielleicht alle Dinge tun müssen) ihr Gegenteil wird, verwandelt sie sich in etwas, das noch größere Macht hat als gewöhnlich, dabei wäre diese Laune schon ausreichend, um Gebirge zu zertrümmern.
    Sie verfügt dann sogar über die Macht, die Masken herunterzureißen, hinter denen sich Dragon verbergen, die Jhereg geworden sind.
    Darauf sah ich einen Moment lang Norathar an und erkannte sie deutlich, sie, die einst eine Dragonlady gewesen ist. Ich erkannte Stolz, Haß, grimmige Entschlossenheit, zerschlagene Hoffnungen, Loyalität und Mut. Aber ich wandte mich ab, weil ich, so seltsam sich das für euch, die ihr mir so gut und geduldig zugehört habt, anhören mag, Schmerzen in Wirklichkeit nicht leiden kann.
    »Was wollt Ihr damit sagen?« flüsterte sie, und die Welt widmete sich wieder ihren Geschäften.
    Aliera antwortete nicht, also sprach Sethra. »Der Rat der Dragon traf zusammen, es ist länger her, während der Regierung der Phönix in diesem Zyklus vor dem Interregnum, um einen Erben zu erwählen. Man beschloß, daß die e’Lanya-Linie es sein sollte, wenn die Zeit gekommen ist. Die höchste Familie dieser Linie waren die Lady Miera, der Lord K’laiyer und ihre Tochter, Norathar.«
    Norathar schüttelte den Kopf und flüsterte weiter. »Ich kann mich daran nicht erinnern. Ich war bloß ein Kind.«
    »Eine Anschuldigung wurde ausgesprochen«, sagte Sethra, »und Lord K’laiyer, Euer Vater, forderte den Ankläger heraus. Es gab Krieg, und Eure Eltern sind getötet worden. Ihr wurdet von Zauberern bewertet und Eure Blutlinien als unrein bezeichnet.«
    »Aber dann –«
    »Aliera hat Euch geprüft, und die Zauberer, die das erste Urteil gesprochen hatten, hatten sich geirrt.«
    Ich ging dazwischen und fragte: »Wie schwer ist es, einen solchen Fehler zu machen?«
    Aliera schaltete sich wieder in die Gegenwart und sagte: »Unmöglich.«
    »Verstehe«, sagte ich.
    »Verstehe«, sagte Norathar.
    Wir saßen da, und jeder von uns sah zu Boden oder im Zimmer herum und wartete darauf, daß jemand die offensichtliche Frage stellen würde. Schließlich tat Norathar es: »Wer hat die Prüfung gemacht, und wer hat die Anschuldigung ausgesprochen?«
    »Die erste Prüfung«, sagte Sethra, »ist von meiner

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