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Yofi oder Die Kunst des Verzeihens – Ein Nashorn lernt meditieren

Yofi oder Die Kunst des Verzeihens – Ein Nashorn lernt meditieren

Titel: Yofi oder Die Kunst des Verzeihens – Ein Nashorn lernt meditieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bantle
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als darum, wer vorne lief. Sie spürten, dass sie nie wieder gemeinsam etwas entdecken oder junge Elefanten ärgern würden, geschweige, sich ein Geheimnis anvertrauen – egal, wie der Kampf ausging.
    Noch während der Schlacht wussten alle in der Savanne davon: Suru hatte das zornige Brüllen der beiden Muskelprotze gehört und war sofort hinaufgeflogen. Es wurden die anstrengendsten Tage und Nächte seines Lebens. Er beobachtete die Widersacher eine Weile. Dann flog er hinunter, um darüber zu berichten. Während er hin und her flatterte, konnte er den Zweikampf nicht verfolgen. Surus größte Angst war, den Ausgang zu verpassen. Aber er hatte Reporterglück: Gerade als er die Steigung wieder erreichte, brachen die beiden Nashörner gleichzeitig zusammen – verletzt und erschöpft. Es gab keinen Sieger und keinen Verlierer. Ihre Gesichter waren lädiert. Yofi blutete stark am Bauch, sein Gegner an der Schulter. Die Tiere lagen matt am Boden und stierten einander hasserfüllt an. Seit diesem Tag sprachen sie kein einziges Wort mehr miteinander.
    Beide ließen sich am Fuße des Hohen Berges nieder. Yofi fühlte sich in der neuen Heimat nie so recht wohl. Er spürte, dass ihm irgendetwas fehlte. Aber er kam nicht dahinter, was.
    Hoffentlich bleibe ich nicht mein ganzes Leben hier , dachte er oft.
    Freilich kam es für ihn nicht infrage, sich ein neues Revier zu suchen. Diesen Triumph wollte er Antros nicht gönnen.
    Der Maulheld wartet ja nur darauf, dass ich abhaue.
    Und jetzt das. Antros will alleine auf den Hohen Berg! Yofi stapfte hin und her. Dabei stellte er sich vor, wie der Nachbar den Pfad nach oben wanderte und hinter einer Biegung verschwand.
    »NEIN!«, brüllte Yofi so laut, dass die Antilopen von der Wasserstelle flüchteten. »Das lasse ich nicht zu!«
    Empört rannte er zu einem Baum und begann sich ungestüm daran zu kratzen – so stark, dass er sich die Haut aufscheuerte. Er achtete nicht auf den Schmerz.
    Wahrscheinlich will er wieder vor Sara prahlen , dachte Yofi und mahlte mit den Zähnen, dass es knirschte.
    Etwas entfernt spielten junge Affen. Sie spürten seine Aufregung. Je wütender er wurde, desto wilder tobten sie zwischen den Ästen eines Baumes, schwangen sich hin und her, schrien, fiepten und schnatterten.
    »RUHE, verdammt noch mal!«
    Jeder Affenschrei fühlte sich an wie ein Dorn in der Haut. Die Tiere dröhnten weiter.
    »Ruhe, ich muss mich konzentrieren!«
    Die Äffchen bekamen Angst und kreischten noch lauter. Jetzt verlor er die Beherrschung, scharrte mit den Hufen, senkte den Kopf, stürmte los. Er rammte den Baum, drückte mit ganzer Kraft dagegen. Der Stamm brach entzwei.
    Die Affen flüchteten. Das Nashorn trat gegen den Baumstumpf, riss ihn mit den Wurzeln aus der Erde und trampelte auf den Resten herum, bis nur Kleinholz übrig blieb. Yofi hielt inne. Erst jetzt bemerkte er, dass seine Nase blutete.
    »Alles wegen Antros!«
    Grimmig rannte er zum Wasserloch, um sich abzukühlen. Gerade noch sah er, wie der Löwe davonschlich.
    Ich dachte, der liegt bloß faul herum.
    Yofi ahnte nicht, dass er angelogen worden war. Der Kuhreiher, der ihn von Parasiten befreite, wollte morgen ein Abenteuer inszenieren: Die beiden Nashörner sollten sich genau dort wiederbegegnen, wo der Weg schmal wird. Es gäbe eine Neuauflage des Kampfes – ein herrliches Blutbad! Wieder einmal könnte sich der Vogel mit Exklusiv-Nachrichten brüsten. Im Anschluss an das Gefecht wollte er ein Interview mit dem Sieger führen (»Was werden Sie auf dem Gipfel als Erstes tun?«) und eines mit dem Verlierer (»Wie fühlen Sie sich?«). Dann wollte er schildern, wie Affen, Geparden und Elefanten das Scharmützel bewerten. Für den Tag danach plante der Vogel eine herzergreifende Reportage darüber, wie langsam und schmerzhaft die Wunden des Unterlegenen heilen.
    Das Leben hatte anderes vor. Etwas, das sicher eine Schlagzeile wert gewesen wäre:
    »Löwe frisst Kuhreiher.«
    Suru wollte, wie immer, wenn es dämmerte, zu Antros fliegen, dort zu Abend speisen und währenddessen die zweite Ente des Tages präsentieren: »Yofi will Hohen Berg besteigen. Morgen. Allein.« Der Vogel sprang euphorisch von einer Akazie, vergaß aber zu prüfen, ob die Luft rein war. Unter dem Baum lauerte der Löwe. Er wartete, bis der Kuhreiher gelandet war, pirschte sich an, öffnete das Maul – und sprang. Bald darauf war Frau Löwe wieder zur Versöhnung bereit.
    Es war dunkel geworden. Yofi grübelte.
    Ich muss vor ihm an der

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