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Yofi oder Die Kunst des Verzeihens – Ein Nashorn lernt meditieren

Yofi oder Die Kunst des Verzeihens – Ein Nashorn lernt meditieren

Titel: Yofi oder Die Kunst des Verzeihens – Ein Nashorn lernt meditieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bantle
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heraus:
    »Antros hat mich aber gar nicht gebeten, ihm zu verzeihen. Entschuldigt hat er sich auch nicht.«
    »Na und? Ich dachte, du vertraust ihm nicht mehr.«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Wie es aussieht, machst du dich von ihm abhängig. Riskant bei einem Tier, dem du misstraust ...«
    Yofis Wut flammte erneut auf. Er stürmte zu einem Baum, der am Ufer stand, und scheuerte sich daran.
    »So einen Schwachsinn habe ich noch nie gehört!«
    »Dann hast du großes Glück und verwöhnte Ohren. Wenn du erst damit aufhörst, dich selbst zu verletzen, wenn Antros dich vorher um Verzeihung bittet, verleihst du ihm äußerst viel Macht. Entscheidend sollte aber nur sein, wie sehr du dich magst.«
    »Wie sehr ich mich mag?«
    »Wer Groll immer wieder belebt, behandelt sich wie einen Feind. Um den Großen Kampf bestehen zu können, muss man sich gut Freund sein!«
    In der kommenden Nacht war es Meru, der kaum schlafen konnte. Gedankenversunken blickte er in den beinahe vollen Mond.
    Es ist so weit ... Ich habe nicht gewusst, dass es so schwer ist.

SIEBEN
    Am nächsten Morgen ließ sich der Großvater mehr Zeit mit dem Ritual als sonst. Er schien müde. Wieder schimmerte seine Haut.
    Wir hätten längst aufbrechen können , dachte Yofi.
    Beim Fressen bemerkte er Merus Gesichtsausdruck.
    »Was ist mit dir?«
    »Heute ist unser letzter gemeinsamer Tag.«
    Yofi schluckte.
    »Bist du ... bist du sauer auf mich?«
    Meru schaute ihn liebevoll an.
    »Nein. Du bist zwar stur, aber das hast du von deinem Großvater. Unsere Reise endet am Abend.« »Erreichen wir heute das Meer?«
    »Es ist ganz in der Nähe. Du kannst es nicht verfehlen Wenn du nicht bummelst, bist du bei Vollmond dort.«
    »Du ... du kommst nicht mit?«
    »Nein.«
    Meru atmete tief ein. Wie immer, wenn er etwas Wichtiges sagen wollte.
    »Ich habe dir alles gegeben, was ich dir geben konnte. Morgen früh werde ich mich von dir verabschieden. Nahe der Stelle, an der ich den alten Sasa das letzte Mal gesehen habe.«
    Yofi spürte Tränen aufsteigen. In diesem Moment fühlte er zum ersten Mal so richtig, wie sehr ihm sein kauziger Großvater ans Herz gewachsen war.
    »Bin ich jetzt etwa geheilt?«
    Meru lachte.
    »Nein. Aber du kennst jetzt einen Weg, um dem Leben deine Heilung zu erleichtern.«
    »Aber ich habe noch so viele Fragen ... Außerdem habe ich Antros noch nicht vergeben.«
    »Dazu wirst du ausreichend Zeit haben. Du weißt jetzt alles, was du wissen musst.«
    »Und wenn ich etwas vergesse?«
    »Du wirst sogar das meiste vergessen. Aber im richtigen Augenblick wird es dir wieder einfallen.«
    Sie stapften los.
    »Komm doch mit«, sagte Yofi. »Dann kannst du mir alles zeigen.«
    »Das geht leider nicht. Auf mich wartet eine neue Aufgabe. Wahrscheinlich die letzte mit zwei Hörnern im Gesicht«, antwortete Meru.
    Yofi ahnte, wovon er sprach.
    »Wohin gehst du?«
    »Kennst du den Sumpf am Hohen Berg?«
    Der Sumpf, natürlich. Jetzt verstehe ich.
    »Du läufst den ganzen Weg zurück?«
    »Ich nehme eine Abkürzung«, sagte Meru und grinste.
    »Wirst du sterben?«, fragte Yofi nach dem Mittagsschlaf leise.
    »Ja, das werde ich.«
    Der Enkel wimmerte.
    Meru berührte ihn zärtlich.
    »Auch meine Mutter hat sich zum Sterben in den Sumpf zurückgezogen. Großvater Sasa ebenfalls. Genau wie sein Vater und sein Großvater. Mira wird kommen, wenn es Zeit dafür ist – deine Mutter bestimmt auch. Ich werde mich also in guter Gesellschaft befinden.«
    Sie spazierten am Ufer entlang.
    Auf einmal fragte Yofi:
    »Woher wusstest du eigentlich, wann du mich am Hohen Berg abholen musst?«
    »Es hat mir geträumt. Genau wie mir als Kind von meinem Großvater geträumt hat.«
    »Werde ich meinen Enkel auch einmal begleiten?«
    »Das weiß ich nicht. Aber wenn du jemals mit ihm wanderst, dann zeige ihm auch das, was dir das Leben bis dahin noch offenbaren wird. Vielleicht kommst du mit der Zeit einigen meiner Irrtümer auf die Schliche – gib sie einfach nicht weiter. Ich bin überzeugt, du wirst ein wunderbarer Großvater sein, wenn es so weit ist.«
    Die Sonne ging unter. Yofi hätte sie am liebsten aufgehalten. Die Nacht brach an. Die Beiden lagen nebeneinander, ihre Hörner schimmerten im Mondlicht.
    »Hast du Angst vor dem Tod?«, flüsterte Yofi.
    »Eher vor dem Sterben. Ich habe darin ja keine Erfahrung.«
    Yofi blickte den Großvater traurig an.
    »Was genau muss man denn tun, wenn man stirbt?«
    Meru seufzte.
    »Ich weiß es nicht. Aber mich tröstet, dass

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