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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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persönlichen Vorteil daraus schlagen will. Die vertrauenswürdige Natur und möglicherweise sogar Naivität meines Bruders führten dazu, dass er solch ein Verhalten in Bezug auf seine Person ausschloss.

    Michael wollte um alles in der Welt Vater werden und eigene Kinder haben, doch die Arbeit fraß ihn förmlich auf. Auch war er noch nicht der perfekten Frau begegnet. Doch das hinderte ihn nicht daran, über seinen Kinderwunsch zu reden. Er machte kein Geheimnis daraus, dass er am liebsten neun Kinder gehabt hätte. Diese Zahl fiel häufig, da wir ja auch neun Geschwister waren.
    Als wir aufwuchsen, unterhielten wir beide uns darüber, „viele, viele Kinder“ zu bekommen. Wenn man von Kindheit an eine große Familie gewöhnt ist, möchte man das vielleicht wiederholen? Ich weiß es nicht, doch mir ist klar, dass wir beide Kinder liebten und lieben. In Neverland besaß Michael einen Raum im oberen Stockwerk, in dem eine große Sammlung Porzellanpuppen stand, die samtene, mit Spitze besetzte Kleidchen trugen. Ich mochte dort nie hineingehen, denn der Anblick von einer „Million“ Puppengesichtern mit regungslosen Augen hätte mich bis in meine Träume verfolgt. Mutter teilte mein Unbehagen: „Das ist ein unheimlicher Raum. All diese Gesichter, die einen anstarren.“
    Doch ich glaube, das Zimmer beherbergte nicht nur eine von Sammlern hochbegehrte Puppenkollektion. Für mich stellte diese geradezu eine mustergültige Visualisierung eines langgehegten Wunsches dar: ein Haus voller Kinder. In seinem Schlafzimmer und dem Spielraum standen Schaufensterpuppen, gekleidet in der Mode, die Michael liebte. Ja, und dann gab es da noch die lebensgroßen Figuren von Superhelden (oder Bösewichten) wie Superman, Darth Vader, Batman, R2-D2 und Roadrunner. Ich glaube, dass er in Neverland die Gesellschaft anderer vermisste, denn er war ja in einem großen Haushalt aufgewachsen. Darum lud er auch Fremde in seine Welt ein und versuchte ständig, Ersatzfamilien um sich herum aufzubauen. Ich bin mir sicher, dass er einen Nachhall seiner Kindheit bei den Kindern fand, die für ihn zu neuen „Brüdern“ wurden. Nachdem er sich seinen überdimensionalen Spielplatz gebaut hatte, ließ Michael seiner eigenen Kindheit freien Lauf.
    Die meisten können nicht verstehen, dass sich Michael eine – flapsig ausgedrückt – behagliche Ecke geschaffen hatte, und zwar ohne jegliche Hintergedanken. Womit er sich auch umgab – alles repräsentierte einen verlorenen Aspekt seiner Kindheit. Er wollte sich zurückziehen, doch er kämpfte gegen das Gefühl an, so lange, bis seine innere Leere von einer Familie gefüllt wurde.

D enke ichan das Jahr 1993 zurück, fallen mir zuerst all die Gemeinheiten ein, die sich hinter seinem Rücken abspielten. In diesen zwölf Monaten geriet der Traum außer Kontrolle, und niemand schien das aufhalten zu können – oder zu wollen! Von da an schienen überall Intriganten, Verschwörer und hinterlistige Menschen zu lauern, die eine zerstörerische Kette von Ereignissen in Gang setzten, die das Leben meines Bruders bis zu seinem Tode beeinträchtigen sollten. Außerhalb der Fangemeinde ging es nicht mehr darum, die Arbeit des Entertainers Michael Jackson zu schätzen, viel eher hatte es den Anschein, als lauerten die Behörden und die geifernden Medien auf seinen Sturz.
    Unsere Familie hätte zu keiner Sekunde daran geglaubt, dass sich der Erfolg so gegen ihn richten würde. Diese Lektion hatte man uns in der „Motown Universität“ nicht beigebracht. Michael konnte die sich ihm entgegenstellenden Kräfte erst verstehen, als er mit diesem Albtraum direkt konfrontiert wurde. Die Jacksons haben ihr gesamtes Leben damit verbracht, alles – Ziele, Strategien, das Image und die Musik – zu kontrollieren, und dann erwachten wir eines Tages und wurden mit dem über uns hereinbrechenden Unheil konfrontiert. In genau solchen Momenten wird einem Menschen bewusst, dass er sein Leben niemals vollständig kontrollieren kann. Nur Gott kann das – und Michaels Glaube gab ihm die Kraft, die wohl größte Ungerechtigkeit, die ich jemals erlebt habe, zu überstehen.
    Venice Beach zählt zu den coolen Orten, die ich immer wegen der Menschenmengen gemieden habe. An Wochenenden verwandelt sich Venice in eine langgezogene Touristenfalle, mit all den Mimen, Hellsehern, dressierten Hunden, Rappern, Musikern und Tänzern, die ihr Glück auf der dem Ozean zugewandten Promenade suchen. An einem Wochenende befand sich Wade Robson

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