You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
australischen Jungen, Brett Barnes, und die Brüder Frank, Eddie und Angel Cascio, denen Michael mit beachtlichen Summen finanziell zur Seite stand. Michael wollte ganz einfach nur kranken Kinder helfen und auch den Kinderstars, die sich mit den weniger erfreulichen Aspekten des Ruhmes auseinandersetzen mussten.
Eine enge Freundschaft entstand zu einem australischen Kind namens Wade Robson. Michael ging sogar so weit, Wade, seine Schwester Chantal und seine Mutter Joy als „meine zweite Familie“ zu bezeichnen, was er ihnen in Briefen mitteilte. Über all die Jahre traten noch andere Ersatzfamilien in Michaels Leben, doch ich wusste konkret nur von seiner Zuneigung zu den Robsons. Zuerst besuchte die komplette Familie Neverland und übernachtete dort. Dann, als Joy das gleiche Vertrauen verspürte, das wir alle empfanden, durfte sich Wade allein im Haus aufhalten. Diese Tatsache wurde von den Medien meist abgetan, da sie nicht in das Bild passte: Kein Kind hielt sich ohne die Erlaubnis der Eltern in Neverland auf. Wenn die Kinder sich dort alleine aufhielten, dann hatten die Eltern vorher Bekanntschaft mit Michael gemacht und ihn als Aufsichtsperson anerkannt! In Zeitungsartikeln wurden die Eltern jedoch quasi unterschlagen. Stattdessen zeichnete man ein Bild, das Michael in isolierter Beziehung zu den Jungen zeigte und die Eltern eben nicht mit einschloss. Niemand erwähnte die Tatsache, dass die Familien von Marlon Brando, Tommy Hilfiger, Chris Tucker, Kirk Douglas und Wayne Dyer, dem Meister des positiven Denkens, auch zu den regelmäßigen Besuchern in Neverland zählten. Offensichtlich ist es pikanter und den Auflagenzahlen zuträglich, schutzlose Kinder als die einzigen Gäste darzustellen.
Die Robsons begegneten Michael 1987, als ihn die Bad -Tour nach Brisbane führte. Der fünfjährige Wade hatte einen Wettbewerb gewonnen und durfte nun mit ihm auf der Bühne tanzen – und er versetzte das Stadion in helle Begeisterung. Michael war hin und weg und schwärmte später, dass er während Wades Auftritt das Gefühl hatte, „als würde ich mich selbst im Spiegel beobachten“. Er wollte eigentlich nur das Talent des Kleinen fördern und seinen Traum Realität werden lassen, und so ließ er die Familie nach L.A. ziehen, als Wade sieben Jahre alt war. Während dieser zwei Jahre hatte Michael eine solide Telefonfreundschaft zu Joy aufgebaut, bei der stundenlange Überseegespräche keine Ausnahme darstellten. Als sie sich in Kalifornien niederließen, bestand schon seit längerem ein inniges Verhältnis. Michael nahm Wade unter seine Fittiche und ließ ihn mit seinen beiden Choreographen Bruno „Poppin“ Taco’ Falcon und Michael „Boogaloo Shrimp“ Chambers arbeiten, beides Asse, die Michaels Performance beeinflusst hatten, besonders auch den Moonwalk. Dann – und das erinnerte mich stark an unsere Kindheit in Gary – setzte sich Michael mit Wade stundenlang vor den Fernseher und sah Tanzvideos an. Dabei wurde er zu seinem Mentor und wies auf bestimmte Bewegungsabläufe und Details hin. Letzen Endes lief es darauf hinaus, dass Wade im zarten Alter von zwölf Jahren Tanzlehrer im Millennium Dance Complex, North Hollywood, wurde, wo Michael oft Kandidaten für seine Shows vortanzen ließ. Vier Jahre später arbeitete er als Choreograph von Britney Spears und danach für Justin Timberlake. Ein unglaubliches Talent – von Michael entdeckt, gefördert und ausgebildet –, das seine Fähigkeiten der neuen Generation, nämlich Britney und Justin, vermittelt.
Viele Eltern erkannten, dass Michael dem Leben ihrer Kinder eine positive Wendung gab. Niemals beobachtete oder spürte jemand ein ungebührliches Verhalten, wenn sie mit ihm Zeit verbrachten. Der elterliche Instinkt und das Gespür für so etwas sollten nicht außer Acht gelassen werden. Es war nicht so, dass sie „einem Jungen erlaubten, zusammen mit einem Mann in dessen Haus zu übernachten“. Vielmehr vertrauten sie ihr Kind der verantwortungsvollen und sanften Fürsorge Michaels an. Hier zeigt sich der deutliche Unterschied zwischen einer Interpretation, die auf keinerlei eigenen Erfahrungen beruht, und persönlich erworbenen unumstößlichen Gewissheiten.
Rückblickend wird mir klar, dass in einer misstrauischen Welt, die mittlerweile von Celebrities besessen ist, solche Probleme unvermeidlich waren. Je mehr Fremden man im guten Glauben seine Freundschaft anbietet, desto wahrscheinlicher ist es, dass eines Tages jemand auftaucht, der Reichtum und
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