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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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und dem Begräbnis im privaten Rahmen spürte Mutter das Bedürfnis, auf ihre Art in Michaels Nähe zu sein. Sie packte ihre Koffer und wollte nach Gary zurückkehren, um einige Zeit in der Jackson Street 2300 zu verbringen. Mutter wollte allein sein, und darum begleitete sie auch niemand. Als ich Mutter in der ersten Woche kurz aufsuchte, klang sie sehr ruhig und gefasst. „Ich habe Trost gefunden“, erklärte sie mir. „Ich kann ihn hören – wie er als Kind beim Spielen durch das Haus läuft. Ich kann sein Lachen hören.“ Sie verweilte über einen Monat in dem alten Haus und lebte in ihren Erinnerungen. Doch etwas störte sie. Wenn sie aus dem Fenster auf die Jackson Street schaute, bemerkte sie, dass immer mehr Besucher mit ihren Wagen anhielten, um Fotos zu machen. „Ich muss hier was unternehmen … Das darf doch nicht so aussehen, wenn so viele Leute vorbeikommen“, meinte sie. Und was machte Mutter? Sie ließ das Haus streichen, damit es wieder in tadellosem Zustand war. Als sie mir das erzählte, konnte ich wieder Michaels Lachen hören.
    Und als sie mir dann auch noch erzählte, dass der Stapel Ziegelsteine nach all den Jahren noch immer im Hinterhof stehe, musste ich lächeln. Ich bat sie, mir einen als Souvenir mitzubringen. Wenn diese verdammten Steine nicht gewesen wären, hätten wir uns niemals zu solchen Perfektionisten entwickelt. Sie symbolisierten für uns eine Lektion, die wir für unser Leben gelernt hatten. Das habe ich nie vergessen – und auch Michaels Stimme nicht, der sagte: „Erinnerst du dich noch an die Steine?“
    Als Mutter längst wieder in L.A. war, fand sie ein vergessenes Gedicht Michaels, das irgendwann in den Neunzigern geschrieben worden war, aber erst jetzt, 2011, wiederentdeckt wurde. Zwei Jahre nach seinem Tod schien er ihr eine Botschaft übermitteln zu wollen, um ihr damit weiteren Trost zu spenden. Das Folgende schrieb mein Bruder mit einem Bleistift auf gelbes Haftpapier. Mutter bewahrt diese Worte wie einen Schatz auf:
    Das Herz einer Mutter spiegelt sich
    Im Glitzern der Augen ihrer Kinder wider.
    Jede Empfindung, jedes Gefühl
    Wächst in ihren Kindern weiter.
    Warum weint Mutter?
    Sind es Freudentränen oder Tränen des Kummers?
    Oh bitte, Gott, lass es Freudentränen sein.
    Mein ganzer Erfolg wurzelt in dem Wunsch,
    dass Mutter stolz auf mich ist,
    dass ein zufriedenes Lächeln ihre Lippen umspielt.

    Im Januar 2011 reisten Halima und ich in den Senegal, um einige alte Freunde zu besuchen. Eines Tages unternahmen wir eine dreistündige Autofahrt zu einem Dorf im staubigen Niemandsland, wo die Menschen in Lehmhütten wohnten, ohne Wasser und ohne Elektrizität. Gleichzeitig mit uns kam ein Fahrer an, der auf seinem Laster gelbe Kanister mit den Wasservorräten für die Bewohner transportierte. Doch die Kinder jagten nicht dem Transporter nach, sondern uns. Dutzende winkender und lachender Kinder flankierten unseren Wagen. An dem Tag lernte ich viel: Diese Menschen waren glücklich und fröhlich – ohne materielle Besitztümer oder bestimmte Erwartungen. Offensichtlich wussten sie nicht viel über die Welt, die sich außerhalb ihres kleinen Dorfes abspielte, doch sie hatten ihre Gemeinschaft, ihre Familien und waren füreinander da. Und genau das zählte für sie. Für sie war ich lediglich ein Schwarzer aus den USA, der sie besuchte und schicke Klamotten trug. Wir wurden als Jermaine und Halima vorgestellt.
    Danach brachte man uns in eine Hütte, in der wir den Dorfältesten trafen: Einen 97-jährigen Mann mit wettergegerbter Haut und einigen Büscheln grauen Haars auf dem Kopf. Er hieß Waleef und bewegte sich sehr langsam, doch er war das Oberhaupt der kleinen Gemeinschaft, und sein Wort wurde befolgt. Wir traten in die winzige Hütte. Auf dem Betonboden stand ein Bett auf vier Füßen, auf dem eine Matratze lag. Darüber war ein Moskitonetz gespannt. Die Fliegen flogen rein und raus, doch der Mann und zwei ältere Freunde saßen unbeeindruckt auf ihrem Platz. Er nahm meine Hand und forderte mich auf, mich zu setzen. Dann begann er mir aus der Hand zu lesen und erzählte mir, dass ich ein langes Leben haben würde. Während er jede Linie mit dem Finger verfolgte, sprach er ein Gebet. Als Nächstes holte der Mann eine Pfanne unter dem Bett hervor, mischte den Inhalt von vier Fläschchen mit ein wenig Öl und Sand und verrieb die Mixtur in meinem Gesicht. Niemand darf meine Haare berühren – niemand –, doch diesem Mann erlaubte ich es, da keine

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