Zähmung der Wildkatze
schwieg er. Marie spürte jedoch, dass es ihm fehlte, ebenso wie ihr. Sie wollte von ihm immer wieder gezähmt werden, wollte, dass er mit ihr um die Unterwerfung kämpfte. Egal, wie sehr sie ihn provozierte, er nahm es mit einem Lächeln hin und verweigerte ihr das Ziel. Es trieb sie fast in den Wahnsinn. Dieser verdammte Mistkerl besaß ein ganzes Spielzimmer im Keller, liebevoll von der besten Innenarchitektin der Stadt ausgestattet und er benutzte es nur für Kundenvorführungen. Es war wirklich zum Mäusemelken. Marie atmete tief durch, als sein Wagen die Auffahrt heraufbretterte und der Kies emporflog, als er scharf bremste.
Stuart stieg eilig aus und hielt inne. Sein Blick glitt über die verstreuten Kleidungsstücke und er kratzte sich verständnislos den Kinnbart. So schick angezogen kam er geradewegs von einem Kundentermin, was ihr Vorhaben nur noch mehr versüßte. Er stieg die Steintreppe empor und betrat die Eingangshalle. Fragend hob er seine Hände.
„Ich habe gerade einen wichtigen Geschäftstermin mittendrin abgebrochen und ich hoffe für dich, dass es wirklich wichtig ist, Kätzchen.“
Marie räusperte sich, füllte ihre Lungen mit Atem und erhob sich langsam. „Du verdammter Mistkerl!“ Sie hob sofort ihre Hand, als er etwas erwidern wollte. „Wag es nicht, mir ins Wort zu fallen. Du wirst mir jetzt sehr gut zuhören, denn ich habe dir etwas zu sagen, Stuart Prescott.“ Sie stieg die Holztreppe hinab und ließ die Reitgerte zärtlich durch ihre Finger gleiten. „Du wirst so nett zu mir sein, wie du nur kannst. Du wirst meine Launen mit einem süßen, dankbaren Lächeln ertragen. Wenn ich Gelüste nach außergewöhnlichen Speisen bekomme, wirst du ohne mit der Wimper zu zucken in tiefster Nacht losziehen und sie mir besorgen. Selbst wenn du dafür um die halbe Welt reisen musst.“
Stuart legte seine Stirn in Falten, bekam von ihr abermals ein Zeichen, zu schweigen. Amüsiert hoben sich seine Augenbrauen, als sie das Hallenmosaik erreichte.
„Du wirst tun, was ich dir sage und wirst mir niemals widersprechen. Undwenn ich im Kreißsaal liege, wirst du liebevoll meine Hand halten und jede verbale Ausuferung meiner geistigen Umnachtung während der Wehen stumm und demütig ertragen. Du wirst tapfer die Nabelschnur durchschneiden und du wirst Windelwechseln lernen und mir helfen, dieses kleine Wesen aufzuziehen.“
Mit jedem weiteren Wort änderte sich seine Mimik zu ehrlicher Überraschung.
„Für den Rest deines Lebens wirst du dich bemühen, der beste Vater zu sein, den die Welt je gesehen hat. Oh, und du wirst mit mir zu diesen albernen Kursen gehen und nicht einen davon versäumen.“ Marie blieb vor ihm stehen und legte ihren Kopf in den Nacken, um ihm weiterhin in die Augen sehen zu können. „Du bist daran schuld. Du hast das Kondom vergessen. Und jetzt wirst du mir versprechen, alles dafür zu tun, damit die Mutter deines Kindes glücklich ist.“
Er ging vor ihr auf die Knie, umschloss schweigend mit beiden Händen ihre Taille und küsste ihren Bauch.
„Bist du sicher?“
„Ich komme gerade aus dem Krankenhaus, wo ich eigentlich nur die Testergebnisse abholen wollte.“ Peinlich berührte knabberte sie auf ihrer Unterlippe. „Und wenn wir schon dabei sind, suchen wir uns besser einen anderen Arzt. Ich glaube, der gute Mann will mich in seinem Leben nie wieder sehen.“
„Hm, klingt, als hätte die Wildkatze ordentlich ausgeteilt. Ist jemand verletzt worden?“
Lachend schloss sie ihre Arme um Stuarts Nacken. Plötzliche Unsicherheit spiegelte sich in ihren Augen. „Willst du das überhaupt?“
„Ich verspreche, alles dafür zu geben, damit mein süßes Gesamtpaket glücklich sein wird. Ti amo, tesorina mia.“
Marie seufzte, das tat sie immer wieder in letzter Zeit, wenn er ihr irgendwas auf seiner Heimatsprache ins Ohr flüsterte, selbst wenn sie es nicht immer genau verstand.
„Das wollte ich hören.“ Sie küsste ihn sanft und hob sein Gesicht am Kinn empor. „Und damit du mir deinen ungeteilten Gehorsam gleich beweisen kannst … Heb deine Hände hoch, Handflächen nach oben.“
Stuart hatte die Reitgerte bereits bei ihr gesehen und blickte ihr skeptisch ins Gesicht. Seine Finger streckten sich vor ihr aus. Statt eines Schlages, den er ihr durchaus zugetraut hätte, legte sie ihm das Schlaginstrument auf die Handflächen. Mit einem Ruck umschloss ihre Faust seine Krawatte, zog ihn daran zu sich heran. „Eins musst du mir noch versprechen. Egal, was da
Weitere Kostenlose Bücher