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140 - Im Land der Feuerdrachen

140 - Im Land der Feuerdrachen

Titel: 140 - Im Land der Feuerdrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Vorsichtig schob sich Ken bis an die Kante der steil abfallenden Felsküste. Endlich war es so weit. Endlich gelang es ihm, einen Blick auf den Kratersee zu werfen. Den Geräuschen nach, die der Wind seit Tagen herüber trug, ging dort etwas Gewaltiges vor. In Gedanken hatte er sich schon die unglaublichsten Ursachen für die geheimnisvollen Laute ausgemalt, doch als Ken nun endlich sah, was sich wirklich dort abspielte, stellte er fest, dass all seine Phantasie nicht ausgereicht hatte, um der Wahrheit auch nur halbwegs gerecht zu werden.
    Ihm stockte der Atem. Sein Herzschlag beschleunigte sich.
    Ken war darauf trainiert, körperliche Reaktionen zu unterdrücken, doch zum ersten Mal seit langer Zeit gelang es ihm nicht, die aufwallenden Gefühle zu bezähmen.
    Seine Aufregung brach sich Bahn.
    Er zeigte Nerven.
    Schweiß quoll ihm aus vielen kleinen Poren. Auf seinem Gesicht bildete sich ein feiner Perlenteppich, der zu zahlreichen feinen Strömen zerfloss, die über sein Kinn in die Tiefe tropften. Zwei der Ströme bogen jedoch auf Höhe der Schläfen ab. Schmerzhaft biss ihr salzhaltiger Inhalt in seine Augen.
    Hastig zwinkerte Ken mehrmals, um seinen Blick zu klären.
    Vage keimte in ihm die Hoffnung auf, vielleicht nur einer Sinnestäuschung erlegen zu sein, doch als er wieder klar sah, spielte sich am Horizont noch immer das gleiche phantastische Geschehen ab.
    Gewaltige Dunstschleier stiegen dort von der Wasseroberfläche auf. Weiß und grau hingen sie in der Luft, von dunklen Schatten bevölkert, die sich, wenn sie aus den wabernden Schwaden hervor traten, als riesige, von flüssigem Stein bedeckte Drachen entpuppten. Oder zumindest als eine Lebensform, die diesen Fabelwesen äußerst ähnlich sah.
    Zehn bis zwanzig Sekunden atemlosen Staunens verstrichen, bis Kens Routine die Oberhand gewann. Sein Pulsschlag normalisierte sich wieder, gleichzeitig begann er in Gedanken einen Bericht zu formulieren.
    Feindliche Aktivitäten auf breiter Front, so schätzte er die Lage ein. Die riesigen Tiere agierten viel zu zielstrebig, um einfach nur wild herumzutoben. Nein, da draußen – etwa zehn Kilometer vor der Westspitze Kores, entlang der verbliebenen Inselgruppen bis hinauf nach Rula – lief etwas ganz genau nach Plan ab.
    Dicht an den überstehenden Fels geschmiegt, verfolgte Ken das Treiben der riesigen Tiere, die zweifellos den Daa’muren gehorchten. Dafür sprachen schon die Todesrochen am Himmel, die das Gebiet weiträumig nach allen Seiten abschirmten. Er entdeckte allerdings auch einen Raddampfer der Ostmänner, der dem Treiben dieser… Feuerdrachen aus sicherer Entfernung beiwohnte.
    Was hatte das jetzt schon wieder zu bedeuten? Machten Crows Hilfstruppen etwa gemeinsame Sache mit den Außerirdischen? Und hatte es nicht geheißen, die Armeen des Weltrats, die eine ständige Bedrohung für Euree, Ruland und Nipoo dargestellt hatten, wären vernichtet?
    Ken verfolgte diesen Gedanken nicht weiter, sondern konzentrierte sich auf das Geschehen am Horizont. Dort schossen die Feuerdrachen immer wieder aus dem heiß brodelnden Meer empor und stiegen durch die Nebelschwaden auf, nur um sich gleich darauf wieder zurück ins Wasser zu stürzen. Unterhalb der Oberfläche, tief unten am Meeresgrund, mussten ungeheure Temperaturen herrschen, anders waren die dichten Schwaden, die wie eine kompakte Wand über dem Wasser standen, nicht zu erklären.
    Ken Takeshi spürte sofort, dass sich dort draußen etwas sehr Großes, Gewaltiges anbahnte, doch erst als die ersten Lavamassen an die Oberfläche quollen, durchschaute er das Ziel, das die Feuerdrachen mit ihrem wilden Tanz verfolgten.
    Im gleichen Moment, da er begriff, was da eigentlich vor sich ging, kehrte seine Nervosität zurück.
    Hastig rutschte er zurück, bis in den Schatten eines aufragenden Felsgrates. Hier fühlte er sich geschützt genug, um den rechten Ärmel des Tarnanzuges zurückzuschieben und einen Blick auf seine mechanische Armbanduhr zu werfen.
    Kens Augen weiteten sich.
    Schon viertel vor zwei. Viel später, als er gedacht hatte!
    Leichte Verärgerung stieg in ihm auf. Die ISS, über die alle Fernfunksprüche liefen, war bereits auf ihrer Umlaufbahn vorüber gezogen. Ihr Relais befand sich bestenfalls noch eine halbe Stunde in seiner Reichweite, danach würde ein halber Tag vergehen, bis er wieder Verbindung nach Nipoo aufnehmen konnte.
    Obwohl die heimatliche Insel nur wenige hundert Kilometer in seinem Rücken lag, gab es keine direkte Funkstrecke

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