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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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kommen.«
    »Unterschätz ihn nicht«, erwiderte sie.
    »Ich unterschätze ihn nicht. Aber selbst er wird mit einem Dutzend Knochensaugern seine Mühe haben.«
    »Er wird ihnen entkommen.«
    »Wunschdenken. Der Grenzzauber, mit dem ich die Unterkünfte belegt habe, erfordert bessere Zauber als seine, um gebrochen zu werden.«
    Sie erschauerte bei dem Gedanken an Murdochs düstere Aussichten. Deshalb verdrängte sie ihre Sorge um ihn und konzentrierte sich auf ihr eigenes Überleben. Wenn Murdoch nicht zu ihr gelangen konnte, brauchte sie von anderer Seite Hilfe.
    Sora.
    Sie konnte ihm eine telepathische Botschaft schicken, doch das würde viel von ihrem verbleibenden Ki aufbrauchen, besonders wenn Sora weiter weg war. Nach solch einer Anstrengung würden ihr allenfalls noch drei oder vier Zauber gelingen. Dann würde sie Asasels Magie erliegen, und der Schleier wäre sein.
    War es das Risiko wert?
    Sie verzog das Gesicht. Gab es wirklich eine Alternative? Sie würde ihm ohnehin nicht sehr viel länger standhalten können. Und sie konnte auch nicht darauf bauen, dass Asasels Absicht, sie am Leben zu lassen, von Dauer war. Er konnte jeden Moment ihrer kläglichen Gegenwehr überdrüssig werden und sie töten. Sora oder nichts hieß die Parole.
    Kiyoko schloss die Augen und streckte ihre Fühler aus.
    Sie hatte Sora gerade erst schlafend in seinem Bett gefunden, als sie durch eine lautlose Explosion, die die Tür aus den Angeln riss und durchs Zimmer warf, von den Füßen geholt wurde. In einem klingelnden, funkelnden Wirbel schoss jemand an ihre Seite und entwand ihren kraftlosen Fingern den Schleier.
    Sie blickte auf.
    Der Magier.
    Aber es war ein ganz anderer Magier als der, von dem sie Tage zuvor das
Buch des Gerichts
erhalten hatte. Dieser Mann hatte pechschwarze Augen und einen Körper, der ein unheimliches, fluoreszierendes grünes Licht verbreitete. Fülle und Gemütlichkeit hatte er eingebüßt. Grimmige Entschlossenheit drang aus jeder seiner Poren. Er steckte den Schleier in einen schwarzen Beutel, dann trat er in die am weitesten entfernte Ecke des Raums und begann unverständliche Worte zu murmeln, die einen Schauer über Kiyokos Rücken und ihre Wirbelsäule hinabsandten.
    »Nein!« Asasel schoss ein Dutzend violette Blitze, die vor Energie brodelten, auf den Magier ab, einen nach dem anderen.
    Aber sie blieben ohne Wirkung. Der Schild des Magiers hielt stand. Und er fuhr mit seinen Beschwörungen fort.
    Asasel wandte sich zu Kiyoko. Sein Gesicht wirkte versteinert vor Zorn. »Hol ihn zurück! Hol ihn zurück, oder ich töte dich und jeden anderen in einem Umkreis von zwei Kilometern auf die schmerzhafteste Weise, die du dir vorstellen kannst. Sofort!«
    Doch Kiyoko wusste nicht, wie sie den Schleier wieder an sich bringen sollte. Der Schild, der den Magier umgab, glich keinem, den sie jemals gesehen hatte, und den Beutel, in dem der Schleier nun steckte, schirmte seine Zauberkraft ab. Sie spürte den Verlust sofort. Ihre Finger und Zehen wurden taub, und ihr Herzschlag verlangsamte sich.
    »Ich kann nicht.«
    Asasel hob seine krallenbewehrte Hand, um sie zu schlagen.
    In diesem Augenblick erschien Sora in der Tür, das
Buch des Gerichts
in der Hand, und mit einem mächtigen Pestfluch brachte er den gefallenen Engel zum Taumeln. Auf dessen Haut erblühten faulige Beulen, und seine Lippen sowie die Krallenfinger seiner Hände begannen anzuschwellen. Sora blickte zu dem Magier hinüber, runzelte die Stirn und eilte an Kiyokos Seite. Während er den Raum durchquerte, zitierte er laut aus dem Buch.
    »Ich hoffe, du magst Schlangen«, raunte er ihr zu.
    Schon erschienen vier gewaltige Kobras am Fußende des Bettes. Sie zischten und spien blaues Feuer auf Asasel, der sich eben erst der Pestbeulen entledigt hatte.
    »Eine Notlösung«, sagte Sora, während er in dem Buch blätterte und die Seiten überflog. »Wir brauchen etwas Wirksameres.«
    Asasel bekämpfte Feuer mit Feuer. Er zielte mit Lavabomben, die seinen Krallen entsprangen, auf die Schlangen. Vor Wut brüllte er auf, als einige seiner prächtigen Handschwingen vom Schlangenfeuer versengt wurden.
    »Ich dachte, Sie verstehen kein Altägyptisch.«
    »Das ist drei Tage her.« Sora rief rasch einen weiteren Zauber auf, der Tausende winziger Skarabäuskäfer hervorbrachte. Sie stürzten sich in Schwärmen auf den gefallenen Engel.
    Asasel röstete Hunderte von ihnen mühelos mit einem einzigen Feuerstoß.
    »Wir schaffen das nicht allein«, sagte Kiyoko.

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