Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman
erst recht nicht gezeigt, wo sie ihn verbarg, während sie schlief. Was nahelegte, dass dieser Besucher ganz sicher nicht Yoshio war, sondern …
Asasel!
Ihre Hand sehnte sich nach ihrem Schwert.
Allerdings lag es auf dem Bett, ihrem Feind viel näher als ihr selbst. Murdoch hatte mit dem Schwert jedoch nichts gegen den gefallenen Engel auszurichten vermocht. Daher spielte die Entfernung wohl keine Rolle.
Asasel wirbelte zu ihr herum. »Wo ist er?«
Magie war der Schlüssel zum Überleben. Sie beschwor einen Schild, rief ihre
shikigami
und machte einen Satz in Richtung des Schleiers, der auf dem Tisch hinter ihr lag.
Während sie sich in den dürftigen Schutz des Sessels rollte, erhaschte sie einen Blick auf die elektronische Fessel um Yoshios Knöchel und spürte einen winzigen Funken Hoffnung aufflackern. Asasel hatte einen Fehler gemacht, Yoshio als Tarnung auszuwählen. In dem Augenblick, da er den Bereich um die Unterkünfte verlassen hatte, musste der Alarm losgegangen sein. Hilfe würde kommen.
Der Dämon knurrte und schlug nach den
shikigami.
»Wie dumm von dir«, sagte er. »Du kannst doch nicht ernsthaft hoffen, dass du eine Chance hast. Gib mir den Schleier, dann überlebst du vielleicht.«
Sie wusste es auszunutzen, dass er abgelenkt war, und schleuderte ihm einen Bindezauber entgegen.
Doch den wehrte er ebenso mühelos ab, wie er ihre beherzten kleinen Kobolde gegen die Wand schmetterte. »Hoffst du etwa auf Rettung?«, fragte er grunzend, als sich einer der
shikigami
in seine Brust bohrte. »Vergiss es. Meine ehemaligen himmlischen Kampfgefährten schlagen sich gerade auf dem gesamten Globus mit einer Reihe von Dämonenattacken im großen Stil herum. Von mir inszenierte Attacken. In diesem Augenblick ist Murdoch in einem Gebäude voller Knochensauger eingesperrt, und Webster kämpft im Garten gegen Gradioren. Du bist ganz auf dich gestellt.«
Kiyoko feuerte eine exotische Variante des Giftwolkenhex auf ihn ab, in der Hoffnung, dass der senfgelbe Dunst seinen Schild durchdringen würde.
Er irrte sich. Er musste sich irren. Es waren viele Wächter auf der Ranch. Wachen, die zur Verteidigung an strategischen Punkten postiert waren. Und in diesem Augenblick funkte die elektronische Fußfessel Signale an Carters …
Ihr Blendzauber misslang.
Wie hatte sie das nur vergessen können? Carter war tot. Und das bedeutete, dass sehr wahrscheinlich niemand den Alarm registrieren würde. Sie war tatsächlich ganz allein.
Emily riss die Augen auf. Ihr Blick krallte sich an der Stuckdecke fest.
Wo war sie?
Sie sah sich in dem Raum um und seufzte vor Erleichterung. Die Umgebung war ihr nicht völlig unbekannt. Dies war das Gästezimmer in Brians Haus. Sie hatte sich ohne Grund erschreckt.
Sie streckte sich auf dem Bett und stand auf.
Die Sache mit der Meditation hatte funktioniert. Irgendwie jedenfalls. Sora hatte sie ermuntert, nicht das Bewusstsein für ihre Umgebung zu verlieren, doch nach nur einer Minute in der Lotushaltung waren ihr die bleischweren Augenlider zugefallen. Sie war eingeschlafen. Immerhin fühlte sie sich zum ersten Mal seit Tagen entspannt und bereit, es mit allem aufzunehmen.
Sie verließ das Zimmer, sprang die Treppe zur Küche hinunter und begab sich in den Schränken auf die Suche nach den Kartoffelchips, von denen sie wusste, dass sie da sein mussten. Wären Brian und Lena nicht unsterblich, so wären sie sichere Anwärter auf einen Herzinfarkt gewesen. Bei Gott! Sie schenkte sich ein Glas Milch ein und stopfte sich ein paar Chips mit Barbecue-Geschmack in den Mund. Dann schloss sie die Augen und streckte ihre Fühler aus.
Chipsstückchen flogen aus ihrem Mund.
Heilige, verfluchte Scheiße!
Sie waren überall. Dunkle, schleichende Schatten, Hunderte von ihnen. Vielleicht Tausende. Tiefschwarzer Schlamm, der in jedem Winkel saß und langsam die hellen Energieimpulse auffraß, die für die einzelnen Wächter standen. Und sie tötete.
Ihr Blick flog zur Verandatür. Das Licht draußen war ausgeschaltet. O Gott! Schwindel wallte in ihr auf.
Okay, nur keine Panik! Denk nach, Emily!
Was sollte sie als Erstes tun? Die schreienden Schüler in den Unterkünften retten? Brian bei den Zombies im Garten helfen? Oder Asasel im oberen Geschoss angreifen? Verdammt, wem wollte sie etwas vormachen? Konnte sie überhaupt
irgendjemandem
helfen?
Sie schluckte an dem bitteren Kloß in ihrer Kehle.
Sie brauchte Unterstützung, so viel war sicher.
Uriel? Sie kniff die Augen zusammen
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