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Zärtlicher Sturm

Zärtlicher Sturm

Titel: Zärtlicher Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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beschäftigte ihn die Waffe. Das einzige, was seines Erachtens gefehlt hatte, um sein Wissen abzurunden, war die Fertigkeit gewesen, Schußwaffen gekonnt zu handhaben. Es hatte der täglichen Übung zweier Jahre bedurft, ehe er sich zugestanden hatte, daß er gut war- zumindest besser als der Mann, den er mit dieser Waffe töten wollte.
    »Was heißt soweit?« Slades hellgrüne Augen waren auf den Puma gerichtet; er streckte seine Hand aus, um die große Katze hinter den Ohren zu kraulen. »Mein Problem mußte schon zu viele Jahre warten. Ich war ein Kind, das sich danach sehnte, erwachsen zu werden, und das so schnell wie möglich, weil ich das Leid, das andere mir verursacht haben, nicht aus der Welt schaffen konnte, solange ich nicht erwachsen war. Ich war zwölf, als du endlich den Mut aufgebracht hast, dich mir zu nähern.«
    »Mut!« fiel ihm Billy empört ins Wort.
    »Gib es zu, Billy«, sagte Slade, und seine Stimme klang belustigt. »Dein Stamm hat mich für verrückt gehalten, und das nicht nur, weil ich allein hier draußen in den Bergen gelebt habe. Du warst nur ein Jahr älter als ich. Selbst eure Krieger haben einen weiten Bogen um den verrückten weißen Jungen gemacht.«
    »Was hätten wir denn von dir halten sollen – einem schmutzigen, halbnackten Kind, dessen Gestank man eine Meile gegen den Wind riechen konnte? Auf jeden, der dir auch nur auf Rufweite nahegekommen ist, hast du deine imaginäre Waffe gerichtet und ihn damit erschossen. Wenn das nicht bekloppt ist …«
    Slade brach in Gelächter aus. »Dich habe ich auch erschossen, als du zum erstenmal aufgetaucht bist.«
    »Mit deinem Finger«, brummte Billy, doch er lächelte. Es kam selten vor, daß Slade Holt nicht aus bitterem Zynismus lachte, sondern weil er etwas wirklich komisch fand.
    »Ich habe dir doch erzählt, warum ich damals so schrecklich gestunken habe. Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis der Geruch dieses Stinktiers nachgelassen hat.«
    »Es hätte geholfen, wenn du dich bemüßigt gefühlt hättest, dich in einem Bach zu waschen.«
    »Wozu denn? So ziemlich das einzige, was ich damals an meiner Freiheit genossen habe, war, daß ich nicht baden mußte.«
    Billy rümpfte die Nase. »Ich bin froh, daß du das heute anders siehst.«
    Slade zuckte die Achseln. »Manche Dinge ändern sich eben im Lauf der Jahre. Ich schieße nicht mehr mit eingebildeten Waffen. Das ist vorbei. Es war ein Spiel, das ich früher immer mit meinem Zwillingsbruder gespielt habe.«
    Slades Züge verfinsterten sich. Ein Schmerz schoß durch seinen Kopf, wie immer, wenn er an seinen Bruder dachte. Er preßte sich die Finger auf die Schläfen. Der Puma merkte, daß etwas nicht stimmte. Er stellte die Ohren auf und hörte auf zu schnurren.
    Billy wußte von den Kopfschmerzen, unter denen Slade litt, weil er sich kaum an das erinnern konnte, was sich abgespielt hatte, nachdem er und sein Bruder aus Tucson fortgelaufen waren, nachdem ihr Vater vor acht Jahren von einem Revolverhelden, Feral Sloan, getötet worden war. Slade hatte den Kampf miterlebt, mitangesehen, wie Sloan ganz bewußt Streit mit Jake Holt, Slades Vater, gesucht hatte.
    Jake war als einer von tausend Goldsuchern in den Westen gekommen, um das große Geld zu machen. Er und ein Freund, Tom Wynhoff, waren zwei der Glücklichen. Zwanzig Meilen westlich von Tucson fanden sie Gold, und es war ein beträchtlicher Fund. Doch das Glück blieb ihnen nicht treu, weil auch andere dieses Gold haben wollten. Slade wußte sehr wenig darüber. Sein Vater hatte ihm nur gesagt, daß ein Mann an ihn herangetreten war und die Mine kaufen wollte. Slades Vater hatte den Verkauf abgelehnt.
    Bald darauf wurde Tom Wynhoff in einer Gasse tot aufgefunden, mit einer Bleikugel in der Brust. Am selben Tag hatte Feral Sloan ohne ersichtlichen Grund Streit mit Jake gesucht und ihn auf der Straße erschossen. Slade hatte drei Meter daneben gestanden. Wenige Monate später war Sloan an Slade vorbeigekommen und hatte sich auf der Straße vor einem Freund gebrüstet: Die leichtesten hun dert Dollar, die ich je verdient habe.
    Slades zehnjähriger Verstand hatte erfaßt, daß der Schütze dafür bezahlt worden war, seinen Vater zu erschießen. Die Gefahr, in der er war, wurde deutlich, als ein alter Mann, der neben Slade stand, seinen Arm packte und ihn warnte: »Erst der alte Tom, dann Jake. Dir und deinem Bruder gehört jetzt diese verfluchte Mine, Slade Holt, aber ihr könnt wetten, daß ihr es nicht erlebt, Gewinn daraus zu

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