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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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heraufzubeschwören.
    Die Tage gerieten zu einer stetigen, wenn auch etwas hektischen Routine. Chort war aber in seinem Element -er verbrachte jede wache Stunde draußen und kam nur rein, um das Atemgerät wieder aufladen zu lassen. Diejenigen von uns, die in die restlichen Anzüge passten – was für jeden außer Everett galt –, gingen abwechselnd mit ihm nach draußen; wobei die meisten von uns nicht annähernd so begeistert von den weit offenen Räumen waren wie Chort. Die restliche Zeit wurde dafür genutzt, mit der Demontage fortzufahren, die notwendige Ausrüstung zur inneren Hülle zu verlegen und den Rest zu entsorgen und im Beinahe-Koma, das an die Stelle des normalen Schlafs getreten war, in die Kojen zu fallen.
    Bei den verbalen Scharmützeln und dem allgemeinen Defizit an Kameradschaft, das die Reise bis zu diesem Zeitpunkt geprägt hatte, hatte ich mich schon darauf eingestellt, dass die ohnehin schon starke Anspannung wegen dieser außerplanmäßigen Übung irgendwann eskalieren würde. Jedoch – und darüber war ich wirklich überrascht – trat dieser Fall nicht ein. Es fielen zwar gelegentlich ein schroffes Wort oder ein leiser Fluch, aber ich hatte grundsätzlich den Eindruck, dass meine Mitreisenden sich plötzlich viel mehr wie eine richtige Mannschaft verhielten als eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Fremden, die sich noch dazu eher feindlich gesonnen waren.
    Im Rückblick glaube ich aber, dass diese plötzliche Wandlung doch nicht so überraschend erfolgt war. Bevor wir den Najiki vor Utheno mit knapper Not entkommen waren, waren wir kaum mehr gewesen als interstellare Fernfahrer, die einen öden Job für schlechte Bezahlung machten und die sich auf nichts freuen konnten, wenn sie ihn erledigt hatten – und die vage Bedrohung durch eine mögliche Entführung hatte die Sache auch kaum spannender gemacht. Doch nun hatten wir plötzlich die Möglichkeit, Geschichte zu schreiben: Wir hatten die Chance, uns einen Namen zu machen und zugleich den Patth und ihrem verhassten Wirtschaftsimperium einen schweren Schlag zu versetzen. Wir hatten die Chance auf Unsterblichkeit – und noch wichtiger, vielleicht auf sagenhaften Reichtum –, und diese erfreulichen Perspektiven schweißten uns nun zusammen.
    Natürlich verbarg sich hinter der Chance, Geschichte zu schreiben, auch die düstere Gewissheit, dass – falls die Patth uns erwischten – unsere persönliche Geschichte ein schnelles Ende nehmen würde. Das war zweifellos auch ein Antrieb für die Zusammenarbeit.
    Aber was auch immer die Motive waren, der Fortschritt der ersten vier Tage war wirklich bemerkenswert. Wir waren so gut vorangekommen, dass ich in der Mitte des fünften Tages Everett und Ixil von den Arbeitstrupps abzog und sie nach hinten in den Maschinenraum schickte. Sie sollten die Neukalibrierung der Ausrüstung beginnen, die beim Ionenangriff der Najiki in Mitleidenschaft gezogen worden war. Während Chort, Nicabar und Shawn draußen weiterarbeiteten, ging ich mit Tera zu ihrem Computer und belegte einen Intensivkurs in »Alien-Stardrive 101«.
    Die Schulung dauerte aber nicht annähernd so lange, wie ich gehofft hatte.
    »Das ist schon alles?«, fragte ich, als die letzte Datenseite zum oberen Bildschirmrand scrollte. »Mehr haben Sie nicht herausgefunden?«
    »Seien Sie froh, dass wir überhaupt das haben«, erwiderte sie missmutig. Aber Sorgenfalten zerfurchten auch ihre Stirn. Vielleicht erkannte sie – wie ich – erst jetzt die volle Tragweite der ganzen Sache. »Es war nicht vorgesehen, auf Meima herumzusitzen, bis sie alles bis auf fünf Dezimalstellen ausgeknobelt hatten.. In dem Moment, wo sie erkannten, worauf sie da gestoßen waren, schickten sie eine Nachricht an Paps. Das ist nicht viel länger her als die fünf Wochen, die es dauerte, die Teile der Ikarus zu verladen und zusammenzubauen.«
    »Stimmt wohl«, räumte ich ein und schaute grimmig auf die einen Quadratmeter große Öffnung in der Sphäre -ein getarntes Zugangspaneel, von dem Tera zum Glück gewusst hatte, wie man es öffnete. »Und sie sind nie weiter als ein paar Meter hineingekommen?«
    »Nein«, sagte sie. »Sie hatten Angst, beim Eindringen vielleicht einen Stromschlag zu erleiden oder irgendetwas zu beschädigen. Sie können sich selbst ein Bild davon machen, was für ein Labyrinth aus Rohrleitungen und Leitungsrohren das ist.«
    Ich legte mich neben dem Loch auf die Hülle und leuchtete mit einer Taschenlampe hinein. Sie hatte Recht: Es war

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