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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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über die Tasten huschen. »Was ist das?«, fragte sie gepresst.
    »Suchen Sie nur das Bild«, sagte ich kurz angebunden, stand auf und trat neben sie.
    Wie sich herausstellte, hatten Dr. Chous Leute viele Bilder gemacht. Tera brauchte fast eine Minute, um den speziellen Bereich zu finden, nach dem ich suchte.
    Und als sie schließlich fündig wurde, verwandelte meine Befürchtung sich in eine sichere Gewissheit.
    »Tera, Sie sagten mir doch, dass Ihr Vater das Schiff auf Potosi verlassen hätte«, sagte ich. »Woher wissen Sie das? Hat er Ihnen eine Nachricht hinterlassen?«
    Sie schüttelte den Kopf und reckte den Hals, um zu mir aufzublicken. »Nein, nichts in der Art«, sagte sie mit einem Anflug von Unsicherheit in der Stimme, als sie meine Stimmung spürte. »Ich hatte es Ihnen doch schon gesagt: Er und seine Sachen waren weg, und ich habe ihn nirgends im Schiff gefunden.«
    »Richtig«, sagte ich und nickte. »Nur dass Sie nicht daran gedacht haben, auch im Innern der kleinen Sphäre nachzuschauen, oder?«
    Ihre Augen weiteten sich, und ihre Halsmuskulatur war plötzlich angespannt. »O nein«, sagte sie atemlos. »Er ist doch nicht – o Gott.«
    »Nein, nein, ich kann nicht ihn sehen«, versicherte ich ihr schnell. »Da ist kein – ich meine …«
    »Kein Körper?«
    »Kein Körper«, bestätigte ich. Zumindest keiner, den ich zu sehen vermochte – ich verkniff es mir allerdings, ihr das vor den Latz zu knallen. »Neben diesem Trapezoid ist aber eine Lücke in der Verkabelung. Eine große Lücke, als ob jemand sich einen Weg durch das Dickicht gebahnt und dabei eine Schneise geschlagen hätte.«
    »Pax kann das aber nicht gewesen sein?«, fragte sie mit noch düsterer Stimme.
    »Es ist mannshoch«, sagte ich sanft. »Sehen Sie, vielleicht hat er sich nur hier drin versteckt.«
    Sie schüttelte den Kopf – in einer schnellen, ruckartigen Bewegung. »Nein, wir haben in den letzten zwei Tagen hier am Zugangspaneel gearbeitet; es war sowohl offen als auch geschlossen. Er hätte meine Stimme gehört und wäre herausgekommen.« Sie schluckte. »Wenn er dazu in der Lage gewesen wäre.«
    Ich drehte mich wieder zu dem Loch um und traf die unvermeidliche Entscheidung. »Ich gehe rein«, verkündete ich und machte einen Schritt in diese Richtung.
    Bei diesem einen Schritt blieb es dann auch. Ihr Arm schoss wie eine Klapperschlange vorwärts, und sie packte meinen Arm. »Nein!«, rief sie und hielt mich mit einer Kraft fest, die mich überraschte. »Nein! Wenn er tot ist, bedeutet das, dass etwas da drin ihn getötet hat. Wir können es nicht riskieren, Sie auch noch zu verlieren.«
    »Was denn, diese ganze Sorge für einen seelisch toten Schmuggler?«, erwiderte ich. Es war zwar nicht besonders nett, so etwas zu sagen, aber im Moment war ich auch nicht zu Nettigkeiten aufgelegt. »Vielleicht liegt er zwar da drin, ist aber gar nicht tot – haben Sie daran schon einmal gedacht? Vielleicht ist er verletzt, bewusstlos oder gelähmt. Vielleicht kann er nicht zur Öffnung kommen oder sich nicht einmal bemerkbar machen.«
    »Falls er reingegangen ist, als wir auf Potosi waren, wäre er nun schon elf Tage dort drin«, sagte sie. Ihre Stimme klang matt, aber den Griff um meinen Arm hatte sie kein bisschen gelockert. »Falls er so schwer verletzt worden wäre, dass er aus eigener Kraft nicht mehr herauszukommen vermocht hätte, wäre er längst tot.«
    »Vielleicht ist er erst verletzt worden«, sagte ich unwirsch. So schnell wollte ich nämlich auch nicht aufgeben. »Vielleicht ist er herumgeschleudert worden, während ich vor Utheno den Ionenstrahlen auswich. Er könnte also noch am Leben sein.«
    Sie atmete tief ein. »Wir warten, bis Pax wieder herauskommt.«
    »Wir warten eine halbe Stunde«, entgegnete ich.
    »Eine Stunde.«
    Ich wollte widersprechen, schaute ihr wieder ins Gesicht und gab es auf. »Eine Stunde«, stimmte ich zu.
    Sie nickte und starrte dann für eine Weile auf das Zugangsloch. Dann schloss sie widerwillig das Computerfoto, das wir betrachtet hatten, und setzte sich aufs Deck. »Erzählen Sie mir etwas von sich, McKell«, forderte sie mich auf.
    Ich zuckte die Achseln und setzte mich neben sie aufs Deck. »Da gibt es nicht viel zu erzählen.«
    »Natürlich gibt es das«, sagte sie ruhig. »Sie hatten doch einmal Hoffnungen und Pläne und Träume. Vielleicht haben Sie die immer noch. Was würden Sie jetzt tun, wenn Sie nicht als Schmuggler unterwegs wären?«
    »Wer weiß?«, sagte ich. Natürlich

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