Zanes Erlösung (Scanguards Vampire - Buch 5) (German Edition)
Trieben nachgeben. Er würde nur noch für die Rache leben, auf einen Pfad gelangen, der ihn ohne Zweifel zerstören würde. Er war schlau genug zu wissen, dass er ohne seine Kollegen von Scanguards, die ihn auf dem Boden der Realität hielten, das letzte bisschen seiner Seele verlieren würde. Er würde so böse werden wie der Mann, der für Zanes Verwandlung zum Vampir verantwortlich war.
„Nein…“, stammelte er. Seine Kehle schnürte sich bei dem Gedanken zu, dass er alles verlieren könnte, was ihm etwas bedeutete.
Die Gesichter seiner Kollegen und Freunde schwebten an seinem geistigen Auge vorbei: das vernarbte Gesicht von Gabriel, dem zweiten Chef von Scanguards, der ihn eingestellt hatte; das von Thomas, dem schwulen Biker mit dem IT-Streber Hirn; und das von Amaury, seinem Freund, dessen Körpergröße von seinem eigentlich sehr sanftmütigen Wesen ablenkte. Besonders seiner blutgebundenen Gefährtin Nina gegenüber war er einfühlsamer als jeder andere, den Zane jemals getroffen hatte. Und dann Yvette, die zickige Frau, die bis vor zwei Monaten noch eine Nervensäge gewesen war, bis sie ihren Seelenpartner gefunden hatte, den Hexer, der zum Vampir wurde.
Seine Gedanken wanderten weiter, zurück nach New York zu seinem Freund Quinn, der dafür verantwortlich war, dass er noch lebte. Wenn Quinn ihn nicht aus der Abwärtsspirale gezogen hätte, in der er sich damals befunden hatte, und ihn Gabriel vorgestellt hätte, wäre er vermutlich mittlerweile Staub. Er konnte das alles nicht aufgeben. Dies waren seine Freunde, die einzigen Leute, auf die er sich verlassen konnte.
„Setz dich“, wies Samson ihn an.
„Ich stehe lieber.“ Wenn Samson ihn feuern wollte, würde er es wie ein Mann hinnehmen.
„Wie du willst. Ich werde diese Situation später mit Gabriel besprechen, aber ich bin sicher, wir werden einer Meinung sein.“
War ja klar! Wann wären die beiden auch mal nicht einer Meinung gewesen, besonders wenn es um die Bestrafung eines Vampirs ging? Paragrafenreiter, alle beide! Verdammt, er war ein Vampir, kein idiotischer Mensch. Er hatte seine eigenen Regeln.
„In der Zwischenzeit“, fuhr Samson fort, „ziehe ich dich von deinen Aufträgen ab und entziehe dir deine A-Lizenz.“
Zane biss die Zähne zusammen. Der Entzug der höchsten Freigabestufe innerhalb Scanguards’ bedeutete, dass er an keinem gefährlichen oder Hochsicherheitseinsatz mehr teilnehmen durfte. Es bedeutete, er wurde dazu degradiert, nur noch Routineaufgaben zu erledigen. Samson hätte ihm genauso gut die Hände abhacken können.
„Du kannst nicht…“
Er war kein verdammter Mietbulle mit Bierbauch und einem schlechten Haarschnitt, der die ganze Nacht in einer menschenleeren Lobby herumsaß und auf leere Büroräume aufpasste.
Samson hob seine Hand. „Bevor du etwas sagst, das du später bereuen könntest, möchte ich, dass du mir zuhörst.“
Zane schnaubte. Bereuen gehörte nicht zu seinem Vokabular. Genauso wenig wie Gewissensbisse.
„Ich kann es mir nicht leisten, eine tickende Zeitbombe in meinem Team zu behalten. Bis wir wissen, wie wir das Risiko minimieren können, das du darstellst, wirst du in risikoarmen, stressfreien Bereichen arbeiten. In zwei Tagen werde ich dir meine endgültige Entscheidung mitteilen.“
Zane nickte steif. „Gut“, presste er mit kaum geöffneten Lippen hervor, um seine Fänge nicht zu zeigen, die begonnen hatten, sich auszufahren.
Risikoarm! Stressfrei!
Worauf spielte Samson verdammt noch mal an? Dass er einen Nervenzusammenbruch hatte? Das war etwas für Weichlinge nicht für Männer wie ihm! Er würde ihnen einen Nervenzusammenbruch ihren Ärschen hochschieben, wenn sie ihm weiterhin mit solch einem Scheiß kamen.
Zane verließ Samsons Büro und widerstand dem Verlangen, die Tür hinter sich zuzuknallen. Seine langen Beine überquerten die Distanz zum Foyer, als er den dunklen, holzvertäfelten Korridor entlangeilte. Er konnte es kaum erwarten, dem viktorianischen Wohnhaus zu entkommen, das plötzlich bedrückend auf ihn wirkte. Er musste etwas zerstören.
„Stressfrei!“, fluchte er vor sich hin.
„N’Abend Zane!“ Delilahs sanfte Stimme kam von seiner Linken.
Er drehte den Kopf in ihre Richtung und beobachtete, wie sie mit ihrer kleinen Tochter auf dem Arm die breite Mahagonitreppe herunterkam.
„Delilah.“ Höflicher als das konnte er nicht sein. Schließlich hatte ihr Gefährte ihn gerade schwer beleidigt.
Sie lächelte ihn an, als ein Piepton aus der
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