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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Renner
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Bruin verraten. Ich habe ihn geliebt, aber ich habe ihn in den Tod geschickt. Sie haben von der Gießerei erfahren und … mich dazu gebracht, ihnen zu sagen, wann Bruin dort sein würde. Ich hatte keine Wahl. Ich bin froh, dass ich jetzt sterbe. Ich will nicht mehr leben. Nur … mein Sohn …« Ihre Stimme gerät erneut ins Stocken.
    »Wo ist er?«
    »Sie haben ihn mir weggenommen. Es … es ist besser so. Ich wusste sofort, dass er es ist. Natürlich wusste ich es. Aber ich habe nie zu hoffen gewagt, dass … Er hat sich an mich erinnert!« Sie atmet tief durch, ringt sichtlich um Fassung. »Er hat meinen Namen gesagt. Der Erschaffer erzählte mir, er hätte die ganze Zeit über kein einziges Wort gesprochen.« Sie sieht mich flehend an. »Ich bitte Euch, Zara. Gebt meinem Kind nicht die Schuld für meine Vergehen. Versprecht, dass Ihr Euch um ihn kümmern werdet.«
    »Niemand wird ihm irgendetwas zuleide tun, Tabitha«,erwidere ich. Mein Inneres fühlt sich taub und eisig an. »Ich gebe Euch mein Wort darauf.«
    »Nimm endlich Platz, Zara«, sagt Floster. »Wir wollen mit der Abstimmung beginnen.«
    Aber ich bin noch nicht so weit. Ich brauche Zeit. Zeit, um nachzudenken, um einen Ausweg zu finden. Doch wie es scheint, hat die Zeit die Silberschmiedin bereits aufgegeben. Ihr Tod ist unausweichlich. Ein sinnloser, dummer Tod.
    Plötzlich überkommt mich eine unbändige Wut. »Und wer wird sie richten?«
    Ich warte, aber niemand beantwortet meine Frage.
    »Otter?« Ich sehe den Hüter an, der meinen Blick nachdenklich und mit geradezu aufreizender Ruhe erwidert. Gibt es denn gar nichts, das diesen Mann berührt? »Du kennst meinen Vater und seine niederträchtigen Methoden. Du kannst dir vorstellen, vor welcher Entscheidung diese Frau stand. Wirst du dich freiwillig melden, um ihr die Kehle durchzuschneiden?«
    Sein Gesicht bleibt ausdruckslos. Ich wünschte, ich wüsste, was er denkt.
    »Oder Ihr, Herrin Floster? Werdet Ihr Marcus befehlen, sie zu erdrosseln? Glaubt Ihr vielleicht, dass das die Toten wieder lebendig macht?«
    Ich deute auf Tabitha, die den Kopf in den Händen vergraben hat. »Welche Gefahr soll denn jetzt noch von ihr ausgehen? Ihr Kind ist zurückgekehrt. Benedict hat keine Macht mehr über sie. Ihr seid selbst Mutter gewesen. Hättet Ihr Euch anders entschieden?«
    »Ja.« Floster sieht mir fest in die Augen. »Ich habe meine Kinder geopfert.«
    »Waren sie auch erst knapp fünf Jahre alt, als sie starben?«
    Ihr Mund wird schmal. Sie antwortet nicht.
    »Und Ihr?«, wende ich mich aufgebracht an Philip. »Seid Ihr so zerfressen von dem Verlangen, Euch Wissen anzueignen, dass Ihr nicht mehr fühlen könnt? Werdet Ihr Euren mechanischen Bogen an Tabitha ausprobieren?«
    Der Erkenntnissuchende zuckt zusammen.
    »Was ist mit Euch, Meisterin Quint?« Ich sehe die Apothekerin an, die ihre fleischigen Hände auf dem Tisch ineinander verschränkt hat. »Ihr habt die Macht, das Leben oder den Tod zu schenken. Zu heilen oder zu töten. Wird es Euer Gift sein, das dem Leben der Silberschmiedin ein Ende bereitet?«
    Quint wendet blinzelnd den Blick ab.
    »Und Ihr nennt Euch Erkenntnissuchende.« Hoffnungslosigkeit macht sich in mir breit. Ich würde so gern an diese Menschen glauben, aber sie machen es mir unmöglich. »Wenn Ihr diese Frau tötet«, fahre ich voller Bitterkeit fort, »wird es aus Rache geschehen, nicht um der Gerechtigkeit willen. Ich sehe keinerlei Nutzen in diesem Urteil, und solltet Ihr dafür stimmen, sie zu töten, werde ich diese Gemeinschaft verlassen.«
    »Wohin willst du gehen?«, fragt Otter.
    »Zu den Erschaffern«, antworte ich, ohne zu zögern. »Gemeinsam mit Aidan.«
    Er nickt. »Wir haben gehört, was du zu sagen hattest, Zara, und jetzt setz dich, damit wir mit der Abstimmung beginnen können. Deine Stimme wird genauso viel zählen wie jede andere hier.«
    »Wer dafür ist, Tabitha wegen Verrats zum Tode zu verurteilen,soll die Hand heben«, verkündet Floster und streckt als Erste die Hand hoch. Als ich den Wolfshund anschaue, wendet er den Blick ab.
    Hammeth, der Schmied, streckt seinen gedrungenen Arm nach oben und grinst hämisch in Tabithas Richtung, die mit reglosem, bleichem Gesicht vor sich hin starrt.
    Der Zähler sieht auf seine Hände hinunter, wägt sie gegeneinander ab, als würde er Eisenerz gegen Gold abwiegen, und hebt dann langsam die Hand. Augenblicklich geht auch die Hand einer dünnen, dunklen Frau nach oben, von der ich weiß, dass es die Meisterin

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