Zarias Sehnsucht
recht! »Wenn Sie sich nicht an die eine Abmachung halten, wäre ich ein Narr, eine weitere mit Ihnen einzugehen.«
Ich konnte die Saturierung in Lilys grauem Quarzzauberstab sehen, ganz bis zur Spitze. »Ich will mich nicht mit dir streiten«, sagte sie und zerschnitt die Luft mit ihrem Zauberstab. Das Gletschergewebe fiel wieder zu Boden. »Ich mache dir noch einmal dasselbe Angebot, Zaria. Dieses Mal die Freiheit deines Vaters gegen das aevia ray .«
Der Preis war nicht höher als der, den ich für meine Mutter bezahlt hatte – und die Flaschen würden weiterhin versiegelt bleiben. Der Anblick meiner Mutter, lebendig und heil, die Berührung ihrer Hand und die Chance, in ihrer Gegenwart erwachsen zu werden – all das wirkte auf mich wie ein Zauber. Ich sehnte mich danach, meinen Vater in Freiheit zu sehen, seine Stimme zu hören, zu wissen, dass er zu dem Haus zurückkehren konnte, das er gebaut hatte.
Ich willigte ein.
Als ich meiner Mutter erklärte, dass Gilead schon bald frei sein würde, war ihre Freude darüber genug, um für den Rest meines Lebens all den Schmerz auszugleichen, den ich mir vorstellen konnte.
Doch dann blickte sie skeptisch. »Du hast das … mit Lily Morganit ausgehandelt? Zaria, was hast du ihr versprochen?«
»Das ist nicht wichtig«, sagte ich. »Er wird frei sein.«
Meteor schwebte in der Nähe. Ich hatte Angst, er würde alle meine Geheimnisse preisgeben, aber er beobachtete uns lediglich.
Meine Mutter zögerte und nickte schließlich.
»Sie sollten die Erste sein, die er zu Gesicht bekommt«, sagte Meteor zu ihr.
»Meteor! Das ist meine Familie.« Ich musste da sein, wenn mein Vater erwachte. Hatte ich es nicht verdient, selbst wenn Meteor mich dafür verachtete, dass ich das aevia ray aushändigte?
Aber meine Mutter stimmte ihm zu. Sie nahm meine Hand. »Ich fürchte, dein Freund hat recht. Der Schock, dich plötzlich fünf Jahre älter zu sehen, hätte eine schwächere Elfe umbringen können. Und Gilead ist von Natur aus nicht so ruhig wie ich.«
Nein! Die weite Strecke, die ich zurückgelegt hatte, die Verzweiflung, die mich geplagt hatte, um zu diesem Moment zu gelangen! Wie konnten sie mich da bitten, einfach beiseitezutreten?
»Nur ein paar Minuten«, sagte meine Mutter. »Damit ich ihn darauf vorbereiten kann, Zaria.«
Auch wenn es sehr schwerfiel, fügte ich mich ihren Wünschen und blieb im Hintergrund, während Meteor meinerMutter half, sich an die Seite meines Vaters zu begeben. Ich schwebte in einiger Entfernung von ihnen in der Luft, bis Lily anfing, das Gletschergewebe aufzuwickeln. Dann flatterte ich zurück zur Mauer, um zu beobachten, wie Lily auf ihren Zauberstab schwor, Gilead Turmalin nie wieder zu behelligen.
Ihr Schwur klang wie eine gesprungene Glocke. Sobald Lily meine Kräfte nicht mehr benötigte, würde ihr Wort nichts mehr wert sein.
Wie meins dem König der Trolle gegenüber.
Dieses Mal war es noch schmerzhafter, die Kristallflasche auszuhändigen. Plötzlich wurde mir bewusst, dass das aevia ray nicht nur meine Schöpfung war; es war aus dem Talent und der Ausdauer geliebter Freunde geboren. Der Einfallsreichtum der Menschen hatte auch Anteil daran gehabt – ganz zu schweigen von der Habgier eines Schmugglers. Ironischerweise würde Laz als Einziger von uns davon profitieren.
Was gab mir das Recht, das aevia ray gegen etwas einzutauschen, das nur ich wollte? Und es ausgerechnet Lily zu überlassen! Es gehörte mir ebenso wenig, wie Lilys gestohlene Radia ihr gehörten. Aevia ray war wertvoller als alle anderen Schätze in der Saphir-Festung. Ganz Elfenland hätte es bekommen sollen. Und doch, sobald ich meine verloren geglaubten Eltern vor mir sah, war mein Versprechen dem Troll-König gegenüber null und nichtig, und Elfenland hatte keine Chance mehr.
Vielleicht hätte ich die Flasche Meteor anvertrauen sollen. Er hätte sich nie umstimmen lassen – selbst wenn diejenigen, die er am meisten liebte, in einem qualvollen Schlaf oder Schlimmerem erstarrt blieben.
Als ich die Flasche aushändigte, kam kein Purzel, um sie zuretten; da waren nur Lily und ihr Triumph. Als sie sie sicher in ihrem Kleid verwahrte, lächelte Lily. »Nun, Zaria, für deinen Bruder wirst du die Flasche aevum derk und diese Flasche aevia ray öffnen.«
Natürlich. Ich hatte gewusst, wonach sie als Nächstes fragen würde, aber dieses Wissen machte es keineswegs leichter. Ich betrachtete die Sandkörner, das Feld wogender Blumen auf der anderen Seite des Tores,
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