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Zauber der Leidenschaft

Zauber der Leidenschaft

Titel: Zauber der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kresley Cole
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zerstreutem Tonfall, obgleich ihre Miene Interesse verriet.
    Er vermutete, dass sie ihre Miene hinter einer Illusion verbarg. In Zukunft würde er nicht mehr auf ihr Gesicht achten, sondern ihre Hände beobachten, die Anspannung ihrer schlanken Schultern.
    »Brichst du deine Versprechen öfter?«
    »Häufig.« Sie nickte. »Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass ich es immer tue.«
    Die Tatsache, dass sie das Versprechen, das sie ihm gegeben hatte, gebrochen hatte, war schon schlimm genug. Ihr Mangel an Scham machte es noch um einiges schlimmer.
    »Macht es dir denn gar nichts aus, als Lügnerin bekannt zu sein?«
    »Ist doch nicht meine Schuld, dass die Wahrheit und ich uns fremd sind – wir sind einander nie ordnungsgemäß vorgestellt worden.«
    »Und was hast du so erfahren, als du in meinen Kopf eingebrochen bist?«
    Sie wirkte angespannt, schien auf irgendetwas draußen zu lauschen. Wieder war es so, dass sie eigentlich nicht besorgt wirkte, und trotzdem lief sie nervös auf und ab.
    »Früher haben dich die Unwetter, die über dem Meer tobten, immer in den Schlaf gelullt, und dir fehlt dein Zimmer im Turm. Du hast ein angespanntes Verhältnis zu deinem Bruder, was dich außerordentlich beunruhigt. Du nimmst es ihm übel, dass er für den Verlust deines Königreichs verantwortlich war.«
    Alle nahmen an, dass er seinem Bruder Cadeon die Schuld dafür gab, dass er sein Königreich verloren hatte. Das tat er zum Teil auch – sollte er darüber vielleicht erfreut sein? Aber Cadeon war auch ein Lügner und Betrüger, und er zog in den Krieg, um daraus Profit zu schlagen. Sein Leben hatte keinerlei Bedeutung.
    Und deines schon …?
    »Du hast zwei Schwestern«, fuhr sie fort. »Mia und Zoë, mit denen du kaum Kontakt hast. Sie führen ihr eigenes Leben und du fragst dich, ob du sie vielleicht mehr in deine Suche hättest einbinden sollen. Du schämst dich, weil du feststellen musstest, dass du auf einen deiner Freunde eifersüchtig bist, der endlich seine Gefährtin gefunden hat. Ein Lykae. Ich glaube, er heißt Bowen MacRieve?«
    Rydstrom sah ihr in die Augen, auch wenn es ihm unangenehm war, was sie alles gesehen hatte. Denn er war eifersüchtig, und das hielt er für eine Schwäche. Ein guter Mann würde sich für seinen Freund freuen. Aber Rydstrom war einer der Ältesten in der Mythenwelt und im Lauf der langen Jahre seines Lebens schienen alle seine Kameraden nacheinander ihre Frauen gefunden zu haben. Sie alle hatten etwas erfahren, von dem er nur träumen konnte … etwas so Grundlegendes, dass sie angefangen hatten, ihn deswegen zu bemitleiden.
    Seine Miene war stoisch, aber sie konnte sehen, dass ihre Entdeckungen ihn verunsicherten.
    »Sonst noch was, Zauberin?«
    »Jede Menge.« Der Dämon war ein einsamer Mann. Er hatte Freunde, war aber viel zu sehr von seiner Mission besessen, um ihre Freundschaft zu genießen. Er hielt nicht allzu viel von seinem verrufenen Bruder, und er missbilligte dessen Söldnertrupp und verbrachte darum so wenig Zeit wie möglich mit ihnen.
    Sabine hatte ihn keiner Geliebten gestohlen.
    »Vor allem«, sagte sie, »habe ich gesehen, dass du … einsam bist.«
    Seine Einsamkeit hatte etwas in ihr berührt, was Sabine verwirrte und zu ihrem allgemeinen Zustand der Beunruhigung beitrug. Letzte Nacht, als sie sich einen Moment lang den Schmerz vorgestellt hatte, den Rydstrom fühlen müsste, wenn ihm die Arme abgehackt würden, war sie dermaßen abgelenkt gewesen, dass sie Hettiah nicht einmal gehört hatte, als diese näher gekommen war und sie angegriffen hatte. Gefühle machten einen dumm, verletzlich.
    Darüber hinaus hatte sie beschämt, was Rydstrom bei Hofe gesehen hatte. Niemals würde sie die angewiderte Miene auf seinem Gesicht vergessen, als er betrachtet hatte, was einst ihm gehörte. Aus irgendeinem Grund wollte sie nicht, dass er glaubte, sie wäre wie diese Kreaturen, nur weil sie hier lebte.
    Nur weil ich nicht zurückschrecke, heißt das noch lange nicht, dass ich blind bin.
    »Du hattest kein Recht, in meinen Kopf einzudringen!« Er wand sich auf dem Bett, offensichtlich vor Schmerzen. »Und dann hast du mir einen Traum eingeflößt, von …«
    »Traum von was , Rydstrom?« Den hatte sie wohl verpasst. »Ich sagte, du sollest von dem träumen, das du am nötigsten brauchst. Ich meinte deine Heilung. Hat dein Verstand dir etwas anderes eingegeben?«
    Seine Miene wurde verschlossen. »Das geht dich nichts an.«
    Sie verfolgte das Thema nicht weiter.

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