Zauber der Leidenschaft
schleuderte er Rydstrom gegen die Mauer und hielt ihn dort fest, von einer unsichtbaren Hand an der Kehle gepackt.
Mit einem Schulterzucken translozierten sich Lothaire und seine Vampirwachen davon.
»Plant Nïx, mich gefangen zu nehmen?« Omort verstärkte den Griff um Rydstroms Hals. »Sag mir, was sind ihre Schwächen?«
Was zum Teufel hatte Nïx denn jetzt schon wieder angestellt? Rydstrom biss die Zähne aufeinander, als die Knochen in seinem Genick zermalmt wurden. Er konnte keinen Finger rühren, um sich zu verteidigen.
»Antworte mir, Dämon!«
Der Druck ließ langsam nach. »Kämpfe gegen mich!« Dann wurde er erneut stärker. Schwarze Punkte begannen vor seinen Augen zu tanzen.
» Was tust du denn da? «, schrie Sabine, während sie sich ihren Weg durch die Menge bahnte. Sie war wie eine Furie in ihrem Zorn, mit Blut im Gesicht und den Haaren. Ihre Augen glühten wie heißes blaues Metall. Rydstrom konzentrierte sich nur auf sie. Bleib am Leben … bleib am Leben.
»Ich befrage meinen Gefangenen«, erwiderte Omort über die Schulter hinweg. »Bevor ich ihm die Arme ausreiße, für die Walküre.«
Ein weiterer Knochen zersprang, Rydstroms Rückgrat war gebrochen. Keinerlei Gefühl vom Hals abwärts. Omort würde so lange zudrücken, bis er ihm den Kopf vom Körper gequetscht hatte.
So wird es also enden. Seine Haut begann aufzureißen. Szenen aus einem langen, ermüdenden Leben blitzten vor seinen Augen auf. Keine Frau, keine Nachkommen. Sein einziges Vermächtnis war … Versagen.
» Lass – ihn – sofort – los! «
Omort wandte sich Sabine zu. Nach einem kurzen Augenblick plumpste Rydstrom zu Boden. Dort blieb er gelähmt liegen, sein Körper vollkommen leblos. Während seine Sehkraft langsam wieder zurückkehrte, schien es ihm, als ob der Boden sich neigte. Es polterte, und ein stürmischer Wind erfüllte den Saal. Sabines ungezähmtes Haar tanzte wild um ihr Gesicht.
Alle Anwesenden rannten, um Schutz zu suchen.
»Er ist mein Gefangener, Bruder. Und er steht unter meinem Schutz.« Obwohl sie im Vergleich mit Omort geradezu winzig war, sah die Zauberin ohne jede Furcht zu ihm auf. »Ich hatte dir doch deutlich zu verstehen gegeben, dass ich nicht wünsche, dass er verletzt wird.«
Omort machte zögernd einige Schritte auf sie zu. Sein verzückter Blick verriet seine Faszination.
Omort … begehrt sie? Als Geliebte?
»Verlass diesen Saal.« Sie befahl Omort zu gehen, weigerte sich, ihn auch nur anzusehen. Und der Hexenmeister drehte sich tatsächlich um und machte Anstalten, sich zu entfernen.
Es waren ihm Gerüchte über Inzest zu Ohren gekommen; man munkelte, dass Omort eine seiner Schwestern auf unnatürliche Weise liebte. Nicht sie. Nein, bitte nicht sie.
Doch Rydstrom konnte nicht leugnen, was so offensichtlich war – Omort begehrte Sabine.
Auch wenn Rydstrom nach wie vor kaum Luft bekam, lachte er bitter auf, dem Wahnsinn nahe. Meine Burg, mein Heim … meine Frau. Alles ist falsch, verdreht.
»Wie dich das quälen muss«, stieß er mit rauer, keuchender Stimme hervor. »Zu wissen, dass ein Dämon seinen Anspruch auf dein Eigentum erheben wird. Zu wissen, dass sie mich dir für alle Ewigkeit vorziehen wird.«
Sabines Augen wurden groß. Omort wirbelte herum. Nach einer weiteren knappen Handbewegung durchstieß eine unsichtbare Kraft Rydstroms Brust und ließ eine klaffende Wunde zurück.
16
Rydstrom hatte keine Ahnung, wie lange er nun schon zwischen Bewusstsein und Ohnmacht hin- und herschwankte. Er öffnete seine Augen einen Spaltbreit. Er lag auf dem Bett in der Zelle? Ein Schmerz, wie er ihn nie zuvor gespürt hatte, brach über ihn herein, aber nur oberhalb des Halses. Darunter spürte er gar nichts.
»Bringt die alte Hexe her!«, befahl Sabine jemandem, den er nicht sehen konnte. »Rasch!«
Etwas später – wie lange es gedauert hatte, konnte er nicht sagen – schlich eine alte Frau in die Zelle, die eine Rolle Bandagen und einen triefnassen Leinensack trug. Sie setzte sich neben ihn aufs Bett, schaufelte eine dicke Paste aus streng riechenden Kräutern aus dem Sack und schmierte sie in seine Wunde. Er spürte nichts.
Während die Alte arbeitete, beobachtete Rydstrom unter halb geschlossenen Lidern, wie Sabine ruhelos auf und ab lief. Sie sollte nicht wissen, dass er wach war.
»Wie lange wird es dauern, bis er wieder gesund ist?«, fragte Sabine.
»Zwei Tage«, erwiderte die alte Frau, »bis du ihm seinen Samen stehlen kannst.«
Die Unverfrorenheit der
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