Zauber des Orients
diese Liebe war aussichtslos und konnte zu nichts führen. Daran würde sich nichts ändern, was immer er tat oder sagte.
18. KAPITEL
Nun klammerte Casey sich an ihre Arbeit wie eine Ertrinkende an einen Rettungsring. Raffa musste sie nicht auffordern, sich anzukleiden, um mit den Angestellten zu sprechen. Nachdem diese bewiesen hatten, dass sie den Fünfsterneservice von Raffas Hotels auch in der Wüste bieten konnten, hatten sie sich diskret im Hintergrund gehalten.
Tapfer verdrängte Casey alle traurigen Gedanken, versuchte, sich auf das Berufliche zu konzentrieren. Es war sinnlos, etwas zu betrauern, das sie nie wirklich besessen hatte.
Sie besprach sich mit dem Team und Raffa, der seine Mitarbeiter für den Morgen herbestellt hatte, schlug erweiterte Auflagen neuer Reiseführer vor und befürwortete Entscheidungen über mögliche Besichtigungs- und Interessengebiete für Wüstentouristen. Wie Raffa war sie entschlossen, die Beduinen nicht gegen ihren Willen zu belästigen. Falls einige jedoch touristische Aufgaben übernehmen wollten, würde das zur Verwirklichung ihrer „Zukunftsvisionen“ beitragen.
„Einige dieser Männer arbeiten schon jetzt inoffiziell als Wüstenführer“, berichtete Raffa, während er mit Casey zum Lagerplatz zurückging, um ihre Sachen einzusammeln.
„Meinst du, sie wären bereit, weitere Aufgaben zu übernehmen?“
„Schon möglich.“ Nachdenklich hatte Raffa sie beobachtet. „Wenn du Vorschläge hast, können wir darüber diskutieren.“
„Mehr kann ich nicht erwarten.“ Sie wich seinem Blick aus, weil er sie erneut so seltsam ansah.
„Wir beide geben ein tolles Team ab, Casey.“
Raffa half ihr, über Felsbrocken zu kraxeln, und obwohl sie nichts fühlen wollte, gingen seine Berührungen ihr durch und durch. Sie war erleichtert, als er die Rede auf ihre Idee brachte, eine gute Stunde von der Stadt entfernt ein Safaricamp mit fest angestelltem Personal und einem erstklassigen Küchenchef zu eröffnen.
„Ich finde deinen Vorschlag prima“, gestand er ihr, als sie den Klippenrand erreichten, an dem so viel zwischen ihnen geschehen war.
„Heißt das, ich bekomme den Posten?“ Casey versuchte, nicht zu den zerwühlten Decken zu blicken, auf denen sie sich geliebt hatten.
„Natürlich. Warum hätte ich dich sonst in die Wüste mitgenommen?“
Hatte sie sich das nicht so gewünscht? Gefühlsregungen wallten in ihr auf, die sie nicht zeigen durfte. „Das weiß ich nicht genau“, gestand sie. „Hoffentlich habe ich dir bewiesen, dass auch ich Visionen habe …“ Sie zögerte. „Und Durchhaltevermögen.“
„Was ist mit dir, Casey?“
„Was soll mit mir sein?“ Das gleiche wie immer. Sie war eine Träumerin, und hier ging es um ein Geschäftsprojekt, aus dem sich nebenbei ein kleines erotisches Zwischenspiel entwickelt hatte. Jetzt war es Zeit, aufzuwachen. „Nichts. Ich hatte befürchtet, vielleicht aus dem Rennen zu sein. Jetzt bin ich erleichtert.“
„Himmelhochjauchzend klingst du aber nicht“, bemerkte Raffa trocken. „Willst du den Posten noch oder nicht?“
„Natürlich will ich ihn.“
Benommen nickte Casey. Endlich war sie wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet –, dank der unangekündigten Ankunft von Raffas Team. Vermutlich hatte Raffa ihr auch einfach nur vorführen wollen, wie begeistert künftige Touristen auf das unerwartete Wüstenparadies reagieren würden. Vielleicht war ihre leidenschaftliche Liebesnacht auch nur eine romantische Kostprobe gewesen?
„Tja, Casey … muss ich weiter nach einer Marketingleiterin suchen oder nicht?“, drängte Raffa.
„Du hast sie gefunden.“ Casey war jetzt hellwach. „Ich übernehme die Aufgabe, Raffa, und ich werde sie gut machen.“ Doch selbst wenn sie sich mit Leib und Seele für A’Qaban einsetzte, gehörte sie nicht in Raffas Welt. Sie konnte sein Bett teilen, solange sie diskret vorging – aber das genügte ihr nicht.
„Gratuliere! Ich rufe die Truppen, dann können wir gebührend feiern.“
„Truppen?“
„Einen Hubschrauber.“
Natürlich. Das war Raffas Leben. Ein Leben, in dem für sie höchstens geschäftlich Platz war.
Nach wenigen Worten auf Arabisch schaltete Raffa sein Handy ab. „In zehn Minuten sind sie hier.“ Er deutete ihren Gesichtsausdruck falsch. „Ja, ich weiß, Fliegen schlägt Reiten, aber dafür macht es auch nur halb so viel Spaß.“
„Dabei hast du mich schon halb zum Reiten bekehrt“, bekannte Casey.
Der Rückflug mit dem Hubschrauber
Weitere Kostenlose Bücher