Zebulon
Whiskey, Kaffee und Dörrfleisch säuberlich in einer Ecke gestapelt, und beiderseits der Feuerstelle waren Holzscheite aufgeschichtet.
Die ungewohnte Sauberkeit der Hütte und das mürrische Schweigen von Nicht-hier-nicht-da waren ihm unbehaglich, so als hegte die Frau geheime Gedanken oder, Gott stehe ihm bei, irgendeinen abgefeimten Plan. Sei’s drum, dachte er. Was kommen sollte, würde kommen, ob er wollte oder nicht.
Während sie beide darauf warteten, dass Lobo Bill sich blicken ließ, jagte Zebulon Niederwild und bereitete sich auf das alljährliche Frühlings-Rendezvous vor, indem er die Hunderte von Bisamratten- und Biberfellen zusammentrug und sortierte, die er in den Astgabeln mehrerer Bäume gestapelt hatte.
Nach drei Tagen war Lobo Bill immer noch nicht zurückgekommen. Nicht-hier-nicht-da saß die meiste Zeit auf der Bank vor der Hütte, den Blick starr auf den Fluss gerichtet, in dessen dunkelblauem Eis sich die ersten großen Spalten auftaten. Am Abend vermied sie es, ihn anzusehen, während sie eines der Kaninchen zubereitete, die er geschossen hatte.
Nach dem Essen zog sie sich nicht in die Ecke zurück, die sie zu ihrem Schlafplatz erkoren hatte, sondern setzte sich zu ihm ans Feuer. Mit einem verschmitzten Blick zu ihm hin nahm sie ihm die Flasche Taos White Lightning aus der Hand, trank den Rest aus und ging dann schwankend an ihren Platz.
Nachts wachte er davon auf, dass sie mit ihren langen Fingernägeln blutige Striemen in seinen Bauch und seine Lenden kratzte, und damit hörte sie auch nicht auf, als sie ihn in sich zog und ihre Beine mit aller Gewalt um seine Taille schlang, als wollte sie ihn in der Mitte durchbrechen.
Den Rest der Nacht dirigierte sie ihrer beider rasende Leidenschaft nach ihren eigenen unersättlichen Bedürfnissen. Am Morgen verließ sie die Hütte, ohne ihn anzusehen oder ein Wort zu sagen.
Zwei Tage später kam sie mitten in einem Gewitter zurück. Sie stellte sich vor ihn hin und schaute ihm in die Augen, während er ihr die Kleider auszog, sie rücklings auf den Tisch legte und ihr die Arme über dem Kopf niederdrückte.
Als die Tür aufging, stieß er gerade in sie hinein, als wären sie nie getrennt gewesen. Er merkte, dass Lobo Bill mit erhobenem Beil neben ihnen stand, fand aber, dass er sich auf die gleiche Art verabschieden konnte, wie er gezeugt worden war. Halb und halb genoss er diese Aussicht, und auf jeden Fall würde er den Teufel tun und Lobo Bill die Genugtuung verschaffen, sich zu entschuldigen. Er rammelte noch wilder drauflos und stieß einen langgezogenen Juchzer aus: »Uaaaaaaaaaaa!«
Unter seiner Raserei brach der Tisch zusammen, und sie stürzten beide zu Boden. Lobo Bills Beil verfehlte Zebulons Schädel um einen Fingerbreit und riss ein tiefes Loch in den Bauch von Nicht-hier-nicht-da.
Bevor Lobo Bill reagieren konnte, schnappte sich Zebulon die Pistole aus seinem Gürtel und schoss ihm zwischen die Augen.
Unfähig zu sprechen oder sich zu bewegen, saß er auf dem Boden und sah zu, wie Nicht-hier-nicht-da sich zur Tür hinaus schleppte.
Als er ihr endlich nachging, stand sie nackt auf einer Eisscholle in der Flussmitte und versuchte mit beiden Händen das Blut zurückzuhalten, das aus ihrem Bauch quoll.
»Du hast den einzigen Mann umgebracht, der sich jemals was aus mir gemacht hat«, sagte sie. »Und jetzt hast du auch noch mich umgebracht.«
Es waren die ersten Worte, die er aus ihrem Mund vernahm.
Während die Eisscholle langsam versank und sie flussabwärts trug und das eiskalte schwarze Wasser ihr über Schenkel und Hüften stieg, rief sie ihm noch etwas zu: »Von nun an wirst du wie ein Blinder zwischen den Welten treiben, ohne zu wissen, ob du tot oder lebendig bist, ob die unsichtbare Welt existiert oder ob du träumst. Drei Mal wirst du vor dir selbst verschwinden, und vor allen, die du kennst, und drei Mal wirst du –«
Sie sagte noch etwas, aber er verstand ihre Worte nicht mehr, während sie langsam unter dem Eis versank.
A LS DIE T AGE LÄNGER WURDEN und keilförmige Schwärme von Gänsen und Enten am Himmel erschienen, schnallte Zebulon seine Felle zwei Maultieren auf den Rücken und ritt auf seinem Pferd los. Er war ein hochgewachsener, grobknochiger Mann, der in schmierigen Hirschlederhosen durch die Berge zog, mit verfilztem blondem Haar, das ihm über die Schultern fiel, der knorrige Rumpf von oben bis unten übersät mit Narben von Messer- und Pfeilwunden und von geheimen, unvorstellbaren anderen
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