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Zebulon

Zebulon

Titel: Zebulon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolph Wurlitzer
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er Kleinholz aus mir machen konnte. Gern geschehen, hat sie gemeint, aber es wär schön, wenn ich verschwinde und mich nie wieder blicken lasse. Und das hab ich getan. Bis jetzt.«
    Hatchet Jack genehmigte sich wieder einen kräftigen Schluck Taos White Lightning. »Ein alter mexikanischer
brujo
hat mir gesagt, ich soll mich mit ihm versöhnen. Heißt Plaxico. Du kennst ihn nicht. Wie ich aus den Bergen gekommen bin, bin ich geritten bis an mein eigenes Ende und hab den üblichen Mist gemacht, bevor ich bei dem angeheuert hab. Hat große Medizin, der Alte. Ganze Säcke voll Kraft. Hat mir alles über die spirituelle Welt beigebracht. Was man tun soll und was nicht. Wie man seine Kraft findet und sie behält, statt sie billig zu verhökern. Er hat gesagt, jemand hat mich mit einem Fluch belegt, nachdem dein Pa mich aufgenommen hat, und wenn ich mich von dem befreien will, muss ich mich mit ihm versöhnen.«
    »Und wie stellst du dir das vor?«
    »Keine Ahnung.«
    »Was für ein Fluch?«
    »Irgendwas von wegen zwischen zwei Welten feststecken. Nicht wissen, wo oben ist. Von einer Frau hat er geredet. Wie ich da nachgehakt hab, hat er nichts mehr gesagt.«
    »Pa legt dich um, sowie du dich blicken lässt«, sagte Zebulon, der nichts mehr von Flüchen hören wollte.
    »Außer, du reitest mit mir rauf«, sagte Hatchet Jack. »Ich bitte dich, Zeb. Nur das eine Mal. Du bist der einzige, der weiß, wie man mit dem alten Dreckskerl klarkommt.«
    »Hab ich früher mal gewusst. Jetzt nicht mehr.«
    Hatchet Jack schüttelte den Kopf. »Ich hab mir den Arsch aufgerissen, ein prima Pferd geklaut und ein Bündel Fallen, die wollte ich ihm zurückgeben. Blöderweise hatte ich Pech beim Pokern. Ein Full House gegen den Straight Flush von irgend so einem weißen Nigger. Hab das Pferd und die Fallen und alles andere verloren.«
    Er machte eine Pause. »Schau. Ich lass mich da auf was ein, wo ich keine Ahnung von hab, und ich brauch deine Hilfe.«
    Als eine der Huren ihr Whiskyglas auf den Tresen knallte, machte Hatchet Jack dem Barkeeper ein Zeichen, er solle ihr nachschenken.
    »Das hat man davon«, sagte er. »Seit ich sie gepimpert hab, sitzt sie mir im Nacken wie das letzte Eichhörnchen vom Winter. Besser, ich würd mich mit Mutter Daumen und ihren vier Töchtern verlustieren.«
    Der Klavierspieler hämmerte eine neue Melodie herunter. Der hintere Teil des Raums war voll mit Alles-oder-Nichts-Spielern sowie drei Vaqueros, die mit schweren Lidern an der Wand auf dem Boden saßen, betrunken oder halb schlafend. Vier weitere Männer saßen an einem Tisch und unterhielten sich leise, während sie Zebulon musterten. Arbeitslose Rancharbeiter, vermutete Zebulon. Am nächsten Tisch spielte ein dickwanstiger Rancher Poker mit einem Postkutscher, einem heruntergekommenen Mann mit einem Zwirbelbart und einer verdreckten Augenklappe. Hinter ihnen saß ein Mann halb vornübergesackt an einem Tisch, entweder betrunken oder möglicherweise tot; sein Gesicht lag auf seinen Unterarmen, ein schwarzer Umhang bedeckte seine ausgemergelten Schultern. Neben ihm saß eine Frau in einem hochgeschnürten dunkelgrünen Ballkleid und mit silbernen Ohrringen, die in einem langen Bogen auf ihren Hals herabfielen. Ihr bronzefarbenes Gesicht, das wie altes Reispapier leuchtete, war von medusenhaften, tiefschwarzen Haarsträhnen umrahmt. Zebulon hatte noch nie eine solche Frau gesehen, nicht einmal auf seiner üblichen Tour durch die Puffs von Denver, die bekanntermaßen auf gemischte Hautfarben spezialisiert waren. Die Frau rauchte einen langen mexikanischen Stumpen, und der Blick, mit dem sie ihn musterte, wirkte eher müde als neugierig. Vielleicht langweilte sie sich auch nur.
    »Gespenstisch«, sagte Hatchet Jack. »Die kommen mit der Postkutsche und fahren weiter nach Süden, ins gute alte Mex. Sieht mir so aus, als ob sie dem alten Gockel gehört. Oder vielleicht auch umgekehrt.«
    Die Frau nahm ein Kartenspiel aus ihrer Handtasche. Sie hob mit einer Hand ab und legte auf dem Tisch eine Patience.
    »Hilfst du mir jetzt oder nicht?«, fragte Hatchet Jack.
    Zebulon behielt den Postkutscher und einen der Vaqueros im Auge, die sich zu der Frau an den Tisch gesetzt hatten. »Ich spiel jetzt erst noch ein bisschen Karten, und dann hau ich mich hin.«
    Hatchet Jack wollte protestieren, besann sich aber, nahm die Flasche Taos White Lightning und ging langsam die Treppe hinauf. Nach kurzer Besprechung kippten die beiden Huren den Rest ihrer Drinks und folgten

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