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Zeit der Geheimnisse

Zeit der Geheimnisse

Titel: Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Nicholls
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aufgeregt, wenn wir an den Sommer denken, doch dann fällt Emily etwas ein: »Molly ist ja dann gar nicht mehr da. Sie ist dann schon in Newcastle.«
    »Ich komme zu Besuch«, sage ich. Aber wer weiß, wann das sein wird?
    Übers Wochenende fahren wir nach Newcastle, zweimal. Das Haus ist nicht so sauber, wie ich es in Erinnerung habe, aber zumindest sind all die verschimmelten Paprikas weg. Dad nimmt uns mit in den Pub, wo er sich mit seinem Freund trifft, dem die Zeitung gehört, und lässt uns sein ganzes Kleingeld in einen Spielautomaten stecken. Wir gehen Schlittschuh laufen, machen einen Spaziergang im Park und sammeln Schneckenhäuser und Holzstückchen, so wie früher mit Mum, und versuchen uns daran zu erinnern, wie das war, als wir noch alle zusammen gewohnt haben.
    »Wenn die Ferien zu Ende sind«, sagt Dad, »sind wir wieder zusammen.« Und ich liege an diesen hellen Sommerabenden im Bett, sehe dem Schattenspiel meines Blättermobiles zu und versuche mir vorzustellen, wie das sein wird, wieder ein Zuhause zu haben.
    So viele Dinge passieren, dass ich gar keine Zeit habe, an den Grünen Mann zu denken. Je länger der Sommer dauert, desto weiter weg ist er, wie jemand, den ich mir irgendwann ausgedacht habe oder eine Gestalt aus einem Spiel, das ich nicht mehr spiele. Einmal noch war ich seit der Wilden Jagd in der Scheune, aber sie war leer. Die halbe Wand ist eingestürzt, jetzt könnte da niemand mehr wohnen.
     

60 - Ende
    Aber ich sehe ihn wieder.
    Im Mai, an meinem Geburtstag, gehen wir zum Kielder Forest, um zu feiern. Dad, Grandpa, Grandma, Hannah, Emily, Alexander und ich.
    Ich wusste, dass es nicht der tollste Geburtstag aller Zeiten werden würde, aber es war ganz okay.
    Die Welt scheint zu wissen, dass ich Geburtstag habe. Der Himmel ist blau, von einem Ende zum anderen, mit flauschigen kleinen Wölkchen wie aus Lammwolle. Der Wald ist voll mit Vögeln und grünem Laub und diesem gescheckten Sonnenlicht. Von Tante Meg habe ich einen neuen Rock bekommen, einen richtigen Erwachsenenrock mit aufgenähten Perlen und kleinen Spiegeln. Sein Grün ist fast genau dasselbe wie das der Bäume, und ich komme mir darin vor, als wäre ich kein ganz normaler Mensch, sondern irgendjemand aus einer Zauberwelt.
    Am Bach packen wir unser Picknick aus. Hannah legt sich ins Gras und liest ihre Mädchenzeitschrift, aber Emily und Alexander und ich gehen und planschen im Wasser herum. Wir spritzen Hannah nass, und sie quiekt. Wir spritzen noch einmal, und sie kommt angerannt und spritzt zurück.
    Bald verlässt Hannah unsere Grundschule für immer. Dann wird sie noch erwachsener sein als jetzt. Es ist schön, dass sie noch mal bei uns mitmacht, solange wir sie noch haben.
    Nach unserem Picknick setzen sich Grandpa und Grandma unter die Bäume, während wir anderen Fangen spielen. Dad muss uns als Erster kriegen. Er jagt uns über die Wiese und ein Stück in den Wald hinein. Wir wagen uns ganz nah an ihn heran und necken ihn, aber bevor er uns fangen kann, rennen wir wieder weg.
    Dad ist hinter mir her, aber ich renne weg, und stattdessen fängt er Emily. Emily fängt Hannah, und Hannah fängt Alexander, und Alexander rennt hinter mir her.
    Ich sprudele über vor Glück. Ich habe Geburtstag, und keiner kann mich fangen. Ich renne direkt in den Wald und dann einmal im Kreis herum, um Alexander zu verwirren. Das scheckige Licht ist geheimnisvoll, und die Luft ist angefüllt mit dem grünen, lebendigen Duft von Laub und Moos und Baumrinde. Ich fühle, wie der Boden unter meinen Sandalen nachgibt und mein Rock im Wind flattert. Alexander hat aufgegeben und jagt jetzt Emily, aber ich renne weiter.
    Irgendwo vor mir ist Bewegung. Füße rennen. Oder tanzen. Bäume rascheln. Ich stürme auf die Lichtung, und plötzlich bin ich ein Teil des Tanzes.
    Es ist wieder wie bei dem Gewitter, als die Bäume mich festhielten, nur dass sie dieses Mal tanzen. Ich spüre, wie die Freude durch sie hindurchströmt, und ich werde hochgehoben und herumgewirbelt und in andere Arme weitergereicht, die mich auch hochheben und herumwirbeln. Gestalten bewegen sich – schattenhafte, lachende Tänzer, die fast wie Menschen aussehen.
    Irgendwann werde ich auf dem Boden abgesetzt. Ich lande unsicher und falle fast hin. Hände strecken sich nach mir aus und greifen nach meinen, stark und warm fühlen sie sich an. Ich sehe auf und direkt in die Augen, von denen ich weiß, dass sie zu diesen Händen gehören.
    Sein Haar ist dicht und braun und

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