Zeit der Rache - Zeit der Liebe
einer Fähre in der Ferne.
Dann erregte das Geräusch einer Tür, die geöffnet wurde, ihre Aufmerksamkeit. Die Gardinen wurden zurückgezogen, und Saskia versteckte sich schnell hinter einem Busch, als ein Mann auf den Balkon trat. Er trug nur Jeans, und obwohl es schnell dunkel wurde, erkannte sie ihn sofort an der beinah arroganten Haltung, den breiten Schultern und dem muskulösen Oberkörper.
Erst danach ließ sie den Blick zu seinem Gesicht schweifen. Er war unrasiert, und sein feuchtes Haar rahmte seine markanten Züge.
Ihr Herz schlug schneller. Sie hatte ihre Beute gefunden!
Alex lehnte sich ans Geländer, und sie stellte fest, dass er sich kaum verändert hatte. Lediglich seine Züge wirkten etwas härter und seine Schultern breiter. Langsam ließ sie den Blick zu seiner muskulösen Brust gleiten und dann tiefer zum Bund seiner engen Jeans …
Prompt wurden wieder Erinnerungen in ihr wach, und ein heißes Prickeln überlief sie. Sie war wütend, weil sie immer noch so auf ihn reagierte, und weil sie geglaubt hatte, sie könnte je vergessen, was damals passiert war.
Saskia hob ihre Digitalkamera hoch und machte einige Aufnahmen. Sir Rodney würde begeistert sein. Welch eine Ironie des Schicksals, dass sie Alex ausgerechnet an dem Ort gefunden hatte, an dem er vor so vielen Jahren all ihre Träume zerstört hatte! Sie musste lächeln, als sie den Apparat wieder in ihre Tasche steckte.
Sie würde Alex dazu bringen, ihr das Interview zu geben, damit sie befördert wurde und ihren Vater unterstützen konnte. Ansonsten würde sie einige Dinge über ihn veröffentlichen, die er sicher nicht gedruckt sehen wollte. Nun musste sie nur noch die nächste Gelegenheit ergreifen, um zu ihrem Wagen zurückzukehren und darin zu warten.
Als Alex plötzlich in ihre Richtung blickte, duckte Saskia sich automatisch. Dabei verlor sie das Gleichgewicht und griff automatisch nach einem Ast, sodass man sie für einige Sekunden sehen konnte.
Die frische Luft tat gut. Das Wasser kräuselte sich in der sanften Brise, während überall in der Bucht die Lichter angingen. Die letzten Tage waren sehr anstrengend gewesen, weil Marla sich ständig beschwerte, dass er sie hier einsperrte. Aber was hatte er für eine Wahl? Noch immer wurde sein Büro in Sydney von Paparazzi belagert, die auf ihn warteten. Und da jeder Reporter in der Stadt momentan über ihn recherchierte, lag es nahe, dass man bald auch von der Existenz des Strandhauses erfuhr. Erst vor einer Stunde hatte jemand bei ihm Sturm geklingelt, was sicher kein Zufall war.
Doch sie würden bald von hier verschwinden. Er wartete nur noch auf den Anruf, mit dem man ihm bestätigte, dass Marla einen Platz in der Privatklinik in der Nähe von Lake Tahoe bekam, die gleichzeitig ein Hotel war. Dort konnte sie Tennis spielen, sich massieren lassen oder was immer sie für ihre Schönheit tun mochte. Wenn ihr Aufenthalt beendet wäre, hätte die Presse längst das Interesse verloren. Und vielleicht schaffte Marla es diesmal ja und wurde endlich vernünftig.
Wenig begeistert nippte Alex an seinem Sodaglas. Was er in diesem Moment wirklich brauchte, war ein Laphroaig . Der starke Single Malt Whisky hätte perfekt zu der rauen Seeluft gepasst. Doch er hatte eine Abmachung mit Marla getroffen – er würde nicht in ihrer Gegenwart trinken. So hoffte er, dass es mit ihrer Abreise am nächsten Tag klappte. Er musste sie lediglich zum Flughafen bringen, ohne gesehen zu werden.
Langsam ließ er den Blick über den Strand schweifen. Wenigstens waren sie hier allein.
Er führte gerade sein Glas an die Lippen, als er im Unterholz etwas rascheln hörte. Sofort sah er wieder nach unten. Ein Eindringling? Oder handelte es sich nur um ein Opossum?
„Alex?“, rief Marla von drinnen. „Wo bist du? Was brauche ich …?“
„Bleib da!“, befahl er ihr schroff über die Schulter hinweg. „Ich komme gleich.“
Nachdem er ein letztes Mal den Blick über den Strand hatte schweifen lassen, stieß er sich vom Geländer ab und kehrte ins Haus zurück. Energisch schloss er die Schiebetür hinter sich.
Langsam atmete Saskia aus. Das war knapp gewesen. Hätte die Frau ihn nicht gerufen, hätte Alex sie entdeckt. So wäre es ihr sicher nicht gelungen, sein Einverständnis zu einem Interview zu bekommen. Saskia schwang sich ihre Tasche über die Schulter und zog die Mütze tiefer ins Gesicht, um den Hang hinaufzuklettern. Wenn Alex ihr wieder nicht öffnete, würde sie auf ihn warten. Irgendwann
Weitere Kostenlose Bücher