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McJesus

McJesus

Titel: McJesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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    Geduckt hinter einem gewaltigen Laster, hatte Dan Steele nur einen Gedanken. »Wie zum Teufel ist sie an die Kanone gekommen?«
    Der Mann in dem weißen Jackett, der sich neben ihm hinter dem Laster versteckte, zuckte die Schultern. »Woher soll ich das wissen? Wir sind in L.A.«
    Dan zupfte an seinem Kinnbart, während er überlegte, was er mit dieser Frau machen sollte, die im Pflegeheim eine Geisel genommen hatte und sich jetzt mit einer Waffe hinter dem Steuer eines Sechszylinder-Pontiac verschanzte. Dan hatte in seinem Job täglich mit Krisen zu tun; und gewöhnlich war er ruhig und konzentriert, wenn irgendwo Sand ins Getriebe kam, aber das hier war ein anderes Kaliber. Das hier schien Dan persönlich zu nehmen.
    Es war erst kurz nach zehn, aber bereits dreißig Grad heiß. Celsius. Für das San Fernando Valley bedeutete das: ein neuer elender Tag mit gelbbrauner Heißluft und zu erwartendem Smogalarm. Dan richtete sich vorsichtig auf, bis er sich im Seitenspiegel des Lasters sehen konnte. Dass er wie ein verschwitzter Cop in einem guten Anzug aussah, fand er den Umständen angemessen, obwohl er in Wirklichkeit Kreativdirektor einer Werbeagentur war.
    Äußerlich betrachtet war Dan ein Typ, den man bei einer Bierwerbung mit kickenden Fußballern sehen würde, im Gegensatz zu den weniger gut aussehenden Mitspielern, die nur als Spot-Hintergrund dienen würden. Im College zählte er zu den guten Schwimmern. Inzwischen hatte er ein bisschen Fett angesetzt, aber Schwimmringe hatte er nicht. Die bogenförmigen Stirnfalten, die wie kleine Wellen von seinen Augenbrauen ausgingen, ließen ihn wie einen fröhlichen Menschen aussehen, auch wenn das im Augenblick nicht seiner Stimmung entsprach.
    Sein dunkles Haar war modisch gestylt. Mit einem passablen Körper, einer gepflegten Erscheinung und einem nicht zu knappen Einkommen schien Dan alles zu haben, was das Herz begehrt. Doch er war lange genug in der Werbebranche, um besser als mancher andere zu wissen, dass die Dinge nicht immer das waren, was sie zu sein schienen.
    Er schob die Armani-Sonnenbrille auf seinem glatten Nasenrücken ein Stückchen höher. Dann blickte er schnell über die Motorhaube des Tracks. Die Frau und ihre Geisel waren zehn Meter entfernt. Dan duckte sich wieder und wandte sich an den Mann in dem weißen Jackett. »Okay, wir machen es so«, sagte Dan, als führte er hier das Kommando. »Ich lenke sie ab. Sie schnappen sie sich.«
    » Sie schnappen sie.«
    Dan verhehlte nicht seine Verärgerung. Was bildete sich dieser Sechs-Dollar-die-Stunde-Knilch ein? Aus Gewohnheit taxierte er den Mann nach Marketing-Lifestyle-Segmenten: ledig, Highschool-Abschluss, Mietshauswohnung, häuslicher Biertrinker, Sportsendungen, untere Mittelklasse, Nichtwähler – ein perfektes Exemplar aus der Gruppe, die im Werbegeschäft »langweilige Stadt-Singles« hießen. Und war das gegenwärtige Szenario nicht ein perfektes Beispiel dafür, warum demografische Unterscheidungen überhaupt gemacht wurden? Leute wie Dan Steele rannten nicht hinter Lastwagen hervor, um bewaffnete Verrückte zu überwältigen. Das war eine Aufgabe für gemietete Polizisten und andere ehrgeizige Kleinverdiener. Leider teilte der Mann in dem weißen Jackett Dans sozialdarwinistische Ansichten nicht, und Dan saß in der Patsche.
    Er legte die Hände trichterförmig um den Mund und rief. »Also gut, jetzt reicht es! Auf drei kommen wir raus! Das ist deine letzte Chance!« Er wartete kurz, um zu sehen, ob die Sache geritzt war, aber die Geiselnehmerin reagierte nicht. Dan nahm einige Scheine aus seiner Jackentasche und wandte sich an den langweiligen Stadt-Single. »Sie gehen da hin«, sagte er und zeigte nach Osten. »Und ich gehe da hin.« Er zeigte nach Westen. Dann drückte er dem Mann zwei Zwanziger in die Hand.
    Der Mann nickte, und Dan begann zu zählen: »Eins! Zwei!«
    WUMM! WUMM! Bei dem satten Ton der zwei auf der anderen Seite ihres Verstecks einschlagenden Patronen zuckte Dan zusammen. »Drei!« Dan drehte sich zu dem Mann in Weiß um. »Los!« Der Mann stopfte sich die vierzig Dollar in die Tasche und rannte los. Er hatte sich höchstens vier Schritte von dem Laster entfernt, als die Frau erneut schoss. Blutrot explodierten die Schüsse auf dem weißen Jackett des Mannes. Er taumelte rückwärts und ging neben Dan zu Boden. »Großer Gott!« Damit hatte Dan nicht gerechnet – nicht mit eiskaltem Mord. Augen und Mund des Mannes standen weit offen. Er war dreimal getroffen. Sein

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