Zeit der Rache - Zeit der Liebe
Sie zu Signor Rinaldis Büro.“
Bethany konnte kaum glauben, wie einfach es war, an der Empfangsdame vorbeizukommen. Sie hatte weder einen Termin, noch war sie eine Größe im internationalen Finanzgeschäft – und trotzdem gelang es ihr, nur durch Nennung ihres Namens in Albertos Büro vorgelassen zu werden?
Nicht mal fünf Minuten später erschien ein verbissen wirkender junger Mann im Anzug und berührte Bethany an der Schulter. „Miss Hayden?“
„Ja.“
„Signor di Rinaldi erwartet Sie in seinem Büro.“
„Dann weiß er also, dass ich hier bin?“
„Ja.“ Selbst der Tonfall des Mannes klang verbissen. „Folgen Sie mir bitte.“
Während der langen Fahrstuhlfahrt in den obersten Stock schlug Bethany das Herz bis zum Hals. Endlich wurde sie in Albertos Büro geführt. Er telefonierte gerade. Das gab ihr Zeit, sich ein wenig umzusehen. Sein Büro war ein riesiger Raum, der geschmackvoll mit dunklen Hölzern eingerichtet war. An den Wänden hingen zeitlose Gemälde. Bethany biss sich auf die Lippen. Albertos Leben war von ihrem so unendlich weit entfernt – trotzdem hatten sie in Rom zueinandergefunden. Doch hatten sie das wirklich?
In diesem Moment legte er den Hörer auf und erhob sich. „Bethany“, sagte er. „Schaust du dir zur Abwechslung Mailand an?“
Sie schüttelte den Kopf und nahm gleichzeitig seinen Anblick in sich auf. „Ich bin hier, weil ich dich unbedingt sehen musste.“
„Wirklich? Bei unserem letzten Gespräch hast du mir doch deutlich gemacht, dass du mich nie mehr sehen willst.“
„Da habe ich einen großen Fehler gemacht.“ Tränen schnürten ihr die Kehle zu, und Bethany musste erst mehrere Male tief durchatmen, bevor sie weitersprechen konnte. „Es tut mir so leid, Alberto. Ich habe mich unmöglich verhalten, und ich würde es auch verstehen, wenn du keinerlei Interesse mehr an mir hast, aber … ich liebe dich und brauche dich und will alles wiedergutmachen, wenn du mir nur noch eine einzige Chance gibst …“
Sein Gesichtsausdruck war wie versteinert, Alberto schwieg.
„Ich hatte ja keine Ahnung“, erklärte Bethany mit erstickter Stimme, „was mit deinem Bruder passiert war. Ich dachte, du wärst aus geschäftlichen Gründen nach New York geflogen und hättest mich einfach so ohne ein Wort sitzen lassen. Ich dachte, ich sei dir nicht mal wichtig genug für eine kurze persönliche Notiz. Von einer Minute auf die andere warst du einfach weg, als ob es dich und mich nie gegeben hätte. Das tat schrecklich weh.“ Sie hielt kurz inne, um ihre Gedanken zu ordnen. „Jetzt weiß ich, dass ich dir nur hätte vertrauen müssen. Aber ich hatte Angst.“
Bethany suchte in seinem Gesicht nach einem Anhaltspunkt dafür, was er gerade dachte, aber er verzog keine Miene. „Alberto?“
Nun spannte sich sein Gesichtsausdruck an, aber er sagte immer noch nichts. Verzweifelt senkte sie den Kopf. Wie sollte sie ihm jetzt noch von dem Baby erzählen? Sie wandte sich zum Gehen.
„Du wusstest also nichts von Rico?“
Auf halbem Weg zur Tür hielt Bethany inne. „Nein.“
„Aber es stand in allen Wirtschaftszeitungen.“ Nun stand er direkt hinter ihr, obwohl sie ihn nicht gehört hatte.
„Ich lese keine Wirtschaftszeitung.“
„Wann hast du davon erfahren?“
„Vor drei Tagen“, erwiderte sie.
„Hoppla, dann bist du ja schnell hergekommen.“
„Aber ich komme trotzdem zu spät.“
Nun legte Alberto ihr die Hände auf die Schultern und drehte Bethany zu sich herum. „Zu spät … wofür?“
Sie schaute zu ihm hoch, und ihr Herz war so voller Liebe, dass sie sich ganz schwach fühlte. „Zu spät, um für dich da zu sein, wenn du mich brauchst.“
„Ich brauche dich immer, Bethany.“
Sie musste sich verhört haben.
„Du hast eben gesagt, dass du mich liebst.“ Alberto schaute sie intensiv an, als wollte er den Wahrheitsgehalt ihrer Worte prüfen.
Vorsichtig berührte Bethany seine Brust. „Natürlich liebe ich dich … so sehr, dass es mir Angst macht.“
„Und darum hast du mich abgewiesen? Weil du Angst hattest?“
Nun konnte sie nicht mehr gegen die Tränen ankämpfen – die Erleichterung und die Hoffnung waren einfach stärker. „Ja.“
„Bethany, wir konnten noch nicht viel Zeit miteinander verbringen, nicht genug, um uns zu sagen, was wir einander bedeuten.“
Sie schluckte, dann nickte sie. Der Kloß in ihrem Hals machte es ihr unmöglich, auch nur ein Wort herauszubringen.
„Ich liebe dich auch, amore mio.“
„Obwohl ich
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