Grenzen der Toleranz: Deutsche Volksund Marschmusik sind auf ewig ausgeschlossen.
In Deutschland ist die Opposition gegen die Kapital- und Staatsverhältnisse traditionell diskreditiert. Nicht nur wenn sie konkret und praktisch wird. Dass die Verhältnisse eine Umwälzung verdienen, soll nicht einmal mehr gedacht werden. Bestimmte Paragraphen, die angeblich dem Kampf gegen den Terrorismus dienen, machen inzwischen selbst die abweichende Gesinnung strafbar. Würden alle Gesetze auf einen Schlag angewendet, die sich gegen streikende Arbeiter, agitierende Studentinnen, Besetzerinnen von Plätzen und Straßen, Gipfelgegner, Antifaschisten und NATO-Gegner richten könnten, wäre auch unpolitischen Menschen schnell klar, dass dieses Land ein anderes ist als das, in dem sie zu leben glaubten. Aber dieses juristische Waffenarsenal liegt in einer Art Vorratskammer, es wird nicht immer angewendet und nicht gleichermaßen gegen jeden, den es betrifft.
Je breiter eine Bewegung ist, je besser vernetzt, umso mehr kann sie sich leisten. In Zeiten der Krise, in Zeiten des Zorns, wenn die Erschütterungen mehr Menschen aus dem Alltagstrott und täglichen Sorgen reißen und wenn sie aufmerksamer werden für die Welt jenseits des Tellerrands und vielleicht für die Sorgen anderer, muss ein Staat vorsichtiger sein, allzu schnell und allzu hart zuzuschlagen gegen diejenigen, die in Opposition sind. Der Funke soll schließlich auch nicht von einem sozialen Milieu auf das nächste überspringen.
Unser Ziel ist, dass Menschen ein Leben ohne Ausbeutung, Diskriminierung, Hunger und Krieg führen können. Dafür sind energischere Maßnahmen als Mahnwachen und Kundgebungen nötig. Ein Bündel von Maßnahmen, dessen Wirksamkeit am größten ist, wenn wir viele sind und wissen, was wir tun. Unser Ziel ist eine Gesellschaft, die auf Solidarität aufbaut und auf sozialer Gleichheit, in der es keine Ausbeutung und keine Herrschaft von Menschen über Menschen mehr gibt, eine Gesellschaft, in der wir basisdemokratisch entscheiden, wie wir leben und arbeiten wollen. Das ist ein tollkühner Plan. Und wir müssen alles selbst machen.Die Mittel, durch die wir dieses Ziel erreichen könnten, werden manche eine soziale Revolution nennen. Einverstanden.
Und wie wird die Sache ausgehen? Das soll Marx beantworten: »Die Weltgeschichte wäre allerdings sehr bequem zu machen, wenn der Kampf nur unter der Bedingung unfehlbar günstiger Chancen aufgenommen werden würde.« 389
Danksagung und Kontakt
Bedanken möchte ich mich herzlich bei den Menschen, mit denen ich diskutiert habe und die zu diesem Buch ihr Wissen und ihre Erfahrungen beisteuerten, vor allem bei Manfred Zieran und meinen FreundInnen von der Ökologischen Linken. Ich freue mich über Kritik und Anregungen, auch wenn ich nicht versprechen kann, jedes Schreiben zu beantworten.
Kontakt:
E-Mail-Adresse :
[email protected] Postanschrift : Jutta Ditfurth, c/o ÖkoLinX-ARL im Römer,
Bethmannstr. 3, 60311 Frankfurt/Main
Weitere Informationen über meine Bücher und Texte, mich, das Ulrike-Meinhof-Archiv sowie die Termine meiner Vorträge und Lesungen auf: www.jutta-ditfurth.de
Jutta Ditfurth, im August 2012
Zur Autorin
Jutta Ditfurth, Soziologin und Autorin, lebt in Frankfurt/Main. Sie studierte Soziologie, Politik, Wirtschaftsgeschichte und Kunstgeschichte in Heidelberg, Hamburg, Freiburg, Bielefeld, Glasgow und Detroit. Sie arbeitete als Soziologin in Forschung und Lehre an verschiedenen Hochschulen. Ditfurth schrieb als Auslandsreporterin u.a. über die Sowjetunion, China, die Westsahara und Kuba. Seit 1970 ist sie in der außerparlamentarischen Linken aktiv, darunter der § -218-Bewegung und ab 1975 der Anti-AKW-Bewegung. Sie war 1980 Mitgründerin der Grünen und deren Bundesvorsitzende (1984–1988). 1991 trat sie wegen der Rechtsentwicklung der Grünen aus der Partei aus und gründete die Ökologische Linke mit, der sie bis heute angehört. Von 1989 bis 1995 war sie Mitglied im Bundesvorstand der Deutschen Journalistenunion (dju/IG Medien), dann deren Bundesvorsitzende und Mitglied im Hauptvorstand der IG Medien (1992–1995). Von 1991 bis 1999 war sie Herausgeberin der Zeitschrift ÖkoLinX . Bei den Europawahlen 1999 kandidierte Ditfurth für das linke Bündnis NAR in Griechenland. Von 2001 bis 2008 und wieder seit 2011 ist sie Stadtverordnete für die Wählervereinigung ÖkoLinX-Antirassistische Liste im Römer (dem Frankfurter Stadtparlament).
Ditfurth schreibt