Zeit und Welt genug
eines nahen Baumes den Teer vom Bauch des großen Insekts zu waschen. Beauty ließ den Bogen sinken und kam heran.
»Armes Ding.« Der Zentaur schüttelte den Kopf. »Sie sind ja wunderschön, doch wohl nicht die Klügsten.«
»Aber liebenswert.« Josh wusch den Körper des Flatterlings sauber, dann legte er das Wesen auf trockenes Gras in die Sonne. »So, Mädel, da wirst du bald trocken sein.«
Es saß schüchtern da. Der ebenholzschwarze Körper glänzte feucht; die hauchdünnen Flügel hoben und senkten sich langsam und zögernd mit jedem Atemzug. Das Herz zuckte so schnell, dass der dunkle, schmale Körper an den Seiten zu vibrieren schien. Es sah Joshua an, und sein angstvolles, freundliches Gesicht lächelte.
»Hier ist es sicher«, sagte Beauty. »Keine Stunde, und es fliegt wieder.« Er schaute zur Sonne hinauf. »Wir sollten weiter.«
Josh brummte zustimmend.
Sie machten sich auf den Weg, hatten aber noch keine fünfzig Meter zurückgelegt, als Josh stehen blieb.
»Warte einen Augenblick. Bin gleich wieder da.« Er lief zum Teich zurück, schälte eine Orange und legte ein paar saftige Stücke vor den Flatterling. Das Tier senkte scheu die Augen.
Josh lief zu der Stelle zurück, wo Beauty wartete. . »Dann los«, sagte er. Sie trabten nach Süden.
Nicht nur der Verlauf der Westküste, auch das Gelände selbst hatte sich nach den Beben von Feuer und Regen beträchtlich verändert, und noch einmal nach dem Großen Beben, dem Wandel, der vor mehr als hundertzwanzig Jahren den Beginn der Ausbreitung bezeichnen zu schien, die das Große Eis vom Pol her vornahm.
Ein gemäßigter Streifen Hügel- und Waldland erstreckte sich jetzt von Monterrey bis hinunter nach Port Fresno und daran vorbei, aber dort wurde das Gebiet rasch subtropisch. Newport war sogar aus dem Regenwald herausgehackt und von ihm umgeben. Seit Menschengedenken war kein zivilisiertes Wesen sehr viel weiter südlich gekommen.
Das Sumpfland, durch das Josh und Beauty zogen, war selbst schon sehr verschiedenartig. Gebiete von Bruch, Nieder- und Hochmoor wechselten sich ab, dann kamen meilenweit Grasflächen. Hier war es hügelig, dort felsig, es gab sogar verstreute Wälder.
Das erschwerte das Verfolgen der Fährte. Das verwundete Wesen war über Gesteinsflächen gelaufen, wo kein Abdruck haften blieb, durch fauligen Schlamm, der alle Gerüche aufsog. Josh und Beauty blieben auf der Spur, aber sie mussten langsamer werden. Einmal übersahen sie sogar eine Biegung und mussten eine Meile zurückgehen, bis sie die Witterung wieder aufnahmen.
Die Sonne stand noch hoch, als sie das Ufer der Venus erreichten. Der Venus-Fluss war ein langes Gewässer, das im Inneren des Venusbergs im Osten entsprang und bis zum Meer reichte. Wo die Venus das Marschland durchschnitt, floss sie ziemlich ruhig, aber sie war hundert Meter breit und zu tief, um erkennen zu lassen, wie weit es hinabging.
Sie waren beide gute Schwimmer, doch Josh zögerte wasserscheu, als ihm Roses Vision einfiel. Beauty ermahnte ihn aber und versicherte, Rose habe das bildlich gemeint. Sie standen einige Minuten am schlammigen Ufer, sahen die träge, unaufhaltsame Strömung wie die Zeit auf sie zu- und an ihnen vorbeifließen. Auf der Oberfläche tanzte Laub, verfaulende Baumstämme und Libellenflügel schwammen vorbei. Eine Blume trieb heran und kam vor ihnen zum Stillstand, festgehalten durch einen Strudel oder eine Unterströmung. Einen Augenblick lang stand für Joshua die Welt still. Der Augenblick verging.
Josh und Beauty tauschten einen Blick, sprangen gleichzeitig hinein und schwammen eilig zum anderen Ufer. Dort fanden sie keine Fährte. »Er hat sich von der Strömung hinuntertragen lassen«, schätzte Joshua. »Am besten gehen wir am Ufer entlang nach Westen, bis wir die Stelle finden, wo er herausgekommen ist.«
»Das möchte er.« Der Hengst-Mensch presste die Augen zusammen und schüttelte sich trocken. »Aber ein starker Unglücksfall kann stromaufwärts schwimmen. Und sein Heimatwald liegt immer noch östlich von hier.«
»Das Bordell liegt im Westen«, meinte Josh. Sie dachten beide eine Weile stumm nach und erwogen die Möglichkeiten. »Wir könnten uns trennen«, sagte Josh schließlich. Er wollte es nicht tun; Beauty war alles, was er noch hatte.
Beauty nahm sich diese Überlegung vor, zwischen den Schläfen, hinter den Augen, und betrachtete sie von allen Seiten.
»Nein«, sagte er.
Im stillen war Josh einverstanden. Dann sagte er: »Wir gehen ein,
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