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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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stabil. Nun fass dir ein Herz und geh nach draußen! Gib der Dame einen Schilling und sag ihr, sie soll verschwinden.«
    Jerry nickte niedergeschlagen und ging mit schleppenden Schritten zum Ausgang. Dabei sah er aus, als müsste er gegen eine tödliche Bestie zu Felde ziehen.
    In diesem Moment schwang die Tür auf, und in einer Wolke aus Schnapsdunst kam eine dralle, stark geschminkte Frau herein. Das musste Molly sein. Sie trug ein schreiend gelbes Kleid, war um die dreißig und hatte eindeutige Absichten.
    »Da ist ja mein reizender junger Gentleman! Bist du fertig mit Beten? Wie wär’s jetzt mit einem netten kleinen Stelldichein?«
    Jerry zog bei dieser fröhlichen, leicht nuschelnd vorgebrachten Einladung den Kopf ein, dann drehte er sich langsam zu uns herum. Seht ihr?!, schienen seine anklagenden Augen zu sagen.
    Ich musste schon wieder husten, diesmal heftiger, womit ich Molly auf mich aufmerksam machte. Sie rauschte an Jerry vorbei auf mich zu.
    »Oh, du armes Ding! Du siehst ja grauenhaft aus! So schmutzig und heruntergekommen! Und krank bist du auch, wie? Hat dich die Schwindsucht in den Klauen? Suchst du deshalb Gottes nächtlichen Segen?« Sie warf dem glotzenden Jesus über dem Altar einen kurzen Blick zu und bekreuzigte sich beiläufig. »Herr, bitte heile diese Kleine von der Schwindsucht!« Dann unterzog sie mich genauerer Betrachtung. »Hübsch bist du. Und gar nicht so verhungert, wie ich auf den ersten Blick dachte.« Sie fasste nach meinem rußbeschmierten Ärmel und rieb die Spitze zwischen den Fingern. »Das war mal ein schönes Kleid. Wer hat es dir geschenkt?« Erst jetzt bemerkte sie José und Sebastiano. »Was sind das für Kerle?« Ihre Augen verengten sich. Plötzlich verschwand ihre Hand in den Falten ihres Kleides und kam mit einer Pistole wieder hervor. »Was habt ihr Schurken mit diesem armen geschundenen Kind vor?« (Eigentlich sagte sie nicht Schurken , sondern etwas sehr Unanständiges, das man jedoch nicht wiederholen kann und wobei sogar Sebastiano zusammenzuckte.)
    Sie wedelte mit dem Lauf der Pistole, die ziemlich groß und bedrohlich wirkte. »Lass besser die Hand von deinem Waffengurt, Freundchen, sonst muss ich dir den Schädel wegpusten.« Sebastiano ließ gehorsam die Hände sinken.
    Mollys Misstrauen war deutlich spürbar, als sie nun José genauer in Augenschein nahm. »Wer bist du? Du siehst aus wie ein verfluchter spanischer Seeräuber. Wolltet ihr zwei das Kind auf ein Schiff verschleppen und es an einen von diesen perversen orientalischen Haremsherrschern verschachern?«
    »Frau, Sie haben eine blühende Fantasie.«
    »Es ist alles in Ordnung«, warf ich ein. »Das sind gute Freunde von mir. Wir wollten hier bloß zusammen … beten.«
    »Verstehe«, sagte Molly, aber es klang nicht überzeugt. Sie senkte die Pistole keinen Zentimeter.
    »Was halten Sie von zwei Pfund Sterling für eine kleine Gefälligkeit?«, erkundigte José sich bei ihr.
    »Welche Gefälligkeit?«
    »Zu verschwinden.«
    Jerry ließ einen entrüsteten Laut hören. »So viel?«
    Molly drehte sich mitsamt der Pistole zu ihm um. »Findest du, dass eine Gefälligkeit von mir weniger wert ist?«
    »Äh … nein«, beteuerte er hastig. Doch sein Missfallen war ihm deutlich anzumerken, als José ihn aufforderte, Molly hinauszubegleiten und ihr die vereinbarte Summe auszuhändigen. Sie steckte die Pistole weg und sah José mit frisch erwachtem Wohlwollen an. »Du siehst aus, als wäre deine letzte Reise verdammt lang und einsam gewesen, alter Seemann. Ich könnte ein bisschen nett zu dir sein.«
    »Besten Dank, aber nein.«
    »Und was ist mit dir, Bursche?«, fragte sie Sebastiano. Ich hatte den Eindruck, dass ein interessiertes kleines Funkeln in ihren Augen stand.
    »Nein, auf keinen Fall«, sagte ich.
    Molly schien nicht sonderlich überrascht. »Gut, dann lass ich euch Hübschen jetzt mal bei eurer Andacht allein.« Sie grinste mich an. »Pass gut auf dich auf, Kindchen. Und auf den da auch.« Sie deutete auf Sebastiano. »Männer verschwinden oft schneller, als du Gin sagen kannst.« Als hätte sie sich damit selbst ein Stichwort gegeben, holte sie aus einer anderen Tasche ihres Kleides eine Flasche, entkorkte sie und gönnte sich ein paar ordentliche Schlucke. Leise rülpsend verstaute sie die Flasche anschließend wieder. »Falls ihr wieder mal eine Gefälligkeit braucht, kommt in die Brick Lane zu Molly Flanders! Meine Tür steht immer für euch offen! Und nun los, mein Füchslein, wir haben

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