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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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hatte stundenlang neben meinem Bett gesessen und meinen Schlaf bewacht.
    Wir fuhren zurück zum Hotel, warfen unsere verdreckten und verqualmten Regency-Klamotten in den Müll, duschten ausgiebig und schliefen noch ein paar Stunden. Anschließend fühlte ich mich wie neu geboren – und war hungrig wie ein Löwe. Wir zogen frische Sachen an und gingen in einem Pret a Manger um die Ecke was essen. Wir wählten Salat und Sandwiches, und zum Nachtisch holte ich mir noch einen köstlichen Brownie, den ich in heißen Milchkaffee tunkte.
    »Schade, dass wir morgen schon wieder nach Hause müssen«, seufzte ich, den Mund voller eingeweichtem Kuchen.
    »Kleine Planänderung. Wir bleiben noch ein paar Tage.«
    »Aber unser Flug geht morgen früh!«
    Sebastiano schüttelte den Kopf. »Das ist ja die Planänderung. Kurz bevor José zurücksprang, meinte er, wir sollen auf ihn warten. Wir müssen noch einen Job erledigen.«
    »Welchen denn?«
    »Das hat er nicht gesagt. Aber es klang … dringend.«
    Sebastiano wirkte ernst, als er das sagte. Ich hatte insgeheim schon Mutmaßungen angestellt, was wohl hinter Josés Geheimniskrämerei stecken mochte, aber brauchbare Ideen waren mir dabei nicht gekommen.
    Sebastiano ging es offenbar genauso. »Ich habe wirklich nicht die blasseste Ahnung, was da gerade los ist, aber ich bin davon überzeugt, dass es sich um was ziemlich Gravierendes handelt.«
    »Hat er denn gesagt, wann er wiederkommt?«, fragte ich.
    »Er meinte, in zwei, drei Tagen.«
    »Hm. Das sind ja Neuigkeiten.« Die ich bei genauerem Nachdenken gar nicht so übel fand. Natürlich machte ich mir leichte Sorgen darüber, mit welchem Job José wohl als Nächstes ankommen würde, doch ich sah auch das Positive daran: Wir konnten uns hier noch ein paar wirklich schöne Tage machen!
    »Solltest du nicht bei dir auf der Arbeit Bescheid sagen, dass du nicht kommst?«, fragte ich Sebastiano.
    »Schon erledigt.«
    »Was hast du denen erzählt?«
    »Die Wahrheit. Dass du eine Rauchvergiftung hast und wir deshalb noch hierbleiben müssen. Ich hab ein bisschen übertrieben«, setzte er hinzu. »Begeistert waren sie nicht, aber was wollen sie machen?«
    Nach seinem Abschluss an der Uni hatte er im vergangenen Jahr einen Job bei der Biennale-Verwaltung angetreten. Im Herbst würde wieder eine Ausstellung stattfinden, was eine Menge Arbeit mit sich brachte, aber bestimmt würden sie auch mal einige Tage ohne ihn auskommen.
    Ich selbst verpasste arbeitsmäßig nicht viel. Das war der Vorteil, wenn man noch studierte. Momentan war keine Vorlesungszeit an der Uni, ich musste nur noch bis zum Ende des Monats eine Seminararbeit über Giacomo Casanova fertig schreiben – den ich zufällig bei einem Job im Jahr 1756 bereits persönlich kennengelernt hatte und deshalb ein paar interessante Zusatzperspektiven einbringen konnte. Natürlich so, dass niemand etwas merkte.
    Ich mochte mein Studium. Es war eine gute Entscheidung gewesen, mich in Venedig für italienische Literatur einzuschreiben. Nicht nur, weil ich dadurch mit Sebastiano zusammenleben konnte, sondern weil ich Spaß an dem Fach hatte und gern dafür lernte. Und nebenher blieb immer noch genug Freiraum, um mit Sebastiano und José auf Zeitreise zu gehen. Alles in allem führte ich ein abwechslungsreiches und aufregendes Leben, und das auch noch mit dem Mann, den ich liebte. Und jetzt waren wir hier zusammen in einer der schönsten Städte Europas. Wunderbare Tage lagen vor uns, genau so, wie ich es mir gewünscht hatte. Eigentlich hätte ich glücklich sein müssen, doch irgendetwas störte mich. Ich konnte nicht genau sagen, was es war, dafür war es zu diffus und zu wenig fassbar. Entschlossen verdrängte ich das seltsame Unbehagen. »Lass uns was unternehmen!«
    »Was schlägst du vor?«
    Das war eine sehr gute Frage. Ich holte den Reiseführer aus meiner Handtasche und klappte ihn auf. »Mal sehen, was es hier in der Nähe so gibt.« Gleich darauf wurde ich fündig und zeigte mit dem Finger auf mein Wunschziel. »Ich glaube, da möchte ich jetzt gern hin.«

    Schon am Anfang unseres Spaziergangs hatte ich ein ungutes Gefühl. Dabei fing alles ganz harmlos an. Arm in Arm schlenderten wir durch den St. James Park in Richtung Buckingham Palace. Es war angenehm warm, der Himmel wolkenlos blau. Der Sommer zeigte sich von seiner schönsten Seite. Schwäne glitten über den See, der an unserem Weg lag. Am Ufer watschelten ein paar Pelikane einher und stritten sich mit vereinzelt

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