Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)
zufrieden nach Hause. Giles war ich nicht wieder begegnet.
Maddy, Francisco, Miguel und ich hingegen gingen heimlich kurz darauf in den Wald zurück und holten die Menschen von den Bäumen und verfrachteten sie in eine Kutsche, die sie an einen Ort ihrer Wahl bringen würde.
»Nur acht Menschen von über drei Dutzend«, sagte ich verbittert, als ich der Kutsche hinterher sah.
Francisco nahm mich tröstend in den Arm. »Wir haben getan, was wir konnten. Uns war immer klar, dass wir nicht jeden würden retten können.«
»Und jeder einzelne Gerettete trägt wenigstens ein bisschen dazu bei, dass ich mir nicht selbst schon wie eine widerliche Sybaritin vorkommen muss«, pflichtete ich ihm seufzend bei.
Francisco sah mich eindringlich an. »Offiziell sind wir alle jetzt Sybariten. Es ist besser, sich das tagtäglich vor Augen zu führen.«
Ich erwiderte seinen Blick gereizt. »Ich weiß! Aber ich muss es nicht auch noch genießen, oder?«
Er schaute mich ruhig an. »Dieser Viscount …«, meinte er dann, »Du kennst ihn.« Es war eine Feststellung.
»Ja«, gab ich ohne Umschweife zu.
Francisco strich mir über die Arme. »Aber du möchtest nicht darüber sprechen.« Es war ebenfalls keine Frage.
»Nein.« Ich sah ihn um Verständnis bittend an. »Es tut mir leid.«
»In Ordnung.« Er nahm mich in die Arme und wir verabschiedeten uns voneinander.
Am nächsten Morgen meldete Jean-Marc, mein Protegé und Diener, einen unerwarteten Besucher: den Viscount Arlington.
Ich wechselte einen kurzen Blick mit Maddy und atmete einmal tief durch.
»Schick ihn bitte herauf«, bat ich Jean-Marc.
Wenig später erschien Giles bei uns im Salon. Überraschenderweise hatte er auf seine extravaganten Accessoires vom Vorabend verzichtet. Er trug weder Lorgnon, noch Perücke oder gar Rouge, nur seine Kleidung war wie gewohnt tadellos. Als die große Gestalt mit spöttischem Lächeln das Zimmer betrat, kamen schlagartig alle Erinnerungen in mir hoch. Ich betrachtete seine markanten Gesichtszüge, die unverschämt langen Wimpern, das dunkle Haar, das sich nur schwerlich in einen Zopf bändigen ließ. Es war, als hätte die Vergangenheit mich eingeholt.
Ich räusperte mich. »Nun, Giles, was verschafft uns die Ehre deines Besuches?«
Er betrachtete mich mit blitzenden Augen. »Warum so förmlich, meine Teuerste? Schließlich sind wir doch alte Bekannte, nicht war? Ja, sogar sehr gute alte Bekannte«, fügte er anzüglich hinzu.
»Der Wert von Bekanntschaften wird oft überschätzt«, gab ich kühl zurück.
Sein Blick verfinsterte sich. »Möglicherweise haben sich deine Wertvorstellungen mittlerweile verändert? Immerhin hast du es jetzt ja zur Marquise gebracht. Wobei mir allerdings schleierhaft ist, wie du das bewerkstelligt hast, wenn du doch angeblich nie geheiratet hast.«
»Es geht dich zwar nichts an, aber ich wurde adoptiert«, zischte ich, »und es war mehr ein Freundschaftsdienst meinerseits, der für mich nun mal diesen Titel zur Folge hatte.«
»Apropos: Freundschaftsdienst«, Giles Blick schwenkte nachdenklich zu Maddy und er reichte ihr die Hand, »Ihr wurdet mir als Marquise de Fontainebleau vorgestellt, doch wenn mich nicht alles täuscht, müsstet Ihr außerdem auch Gemmas gute Freundin Maddy sein, nicht wahr? Ich habe schon viel von Euch gehört.«
»Das stimmt, Viscount«, gab Maddy lächelnd zurück. »Und Ihr seid mir ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt.«
»Tatsächlich?« Giles sah mich wieder nachdenklich an.
Ich verlor die Geduld. »Was willst du?«, fuhr ich Giles an.
»Mit dir reden«, antwortete er knapp.
Maddy legte mir ihre Hand auf den Arm. »Gemma, es ist vielleicht besser, wenn ich euch eine Weile alleine lasse.«
»Gut«, knurrte ich, ohne dabei Giles aus den Augen zu lassen, der gelangweilt ein paar wertvolle Porzellanstatuetten begutachtete.
»Nun?«, fragte ich betont ruhig, nachdem Maddy die Tür hinter sich geschlossen hatte.
Giles wandte sich mir mit heiterem Lächeln zu. »Offengestanden hat es mich doch einigermaßen überrascht, dich hier gestern als ein Mitglied der Sybarites angetroffen zu haben.«
»Ach, und meinst du, mich etwa nicht?«, gab ich höhnisch zurück. »Was ist passiert? Bist du doch wieder auf den Genuss menschlichen Blutes gekommen? Oder hast du deine Meinung geändert und willst auf einmal doch etwas gegen die Sybarites unternehmen?«
»Und wenn es so wäre?«, fragte er ruhig.
Ich schnappte nach Luft. Dann spürte ich, wie mich eisiger Zorn
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