Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)
überkam. Damals war er zu feige gewesen, die Sybarites zu bekämpfen und jetzt wollte er mir plötzlich weismachen, dass genau dies sein Plan war?
»Und was hat diesen Sinneswandel bei dir ausgelöst?«, fragte ich hämisch.
»Nun, vielleicht haben sich die Umstände geändert«, antwortete er leichthin. »Damals habe ich keine Möglichkeiten gesehen, etwas gegen die Sybarites auszurichten. Inzwischen ist das ein wenig anders.«
»Und die Marquise d'Elineau hat nicht zufällig etwas mit diesen veränderten Umständen zu tun?«, fragte ich leise.
»Möglicherweise schon«, gab er zu, »aber wahrscheinlich auf andere Art und Weise, als du mir jetzt unterstellst. Sie ist tatsächlich eine sehr alte Freundin von mir. Und sie hat äußerst nützliche Kontakte.«
»Wie vorteilhaft für dich!«, höhnte ich. »So kannst Du das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.«
Giles lächelte mich spöttisch an. »Ich hatte nicht den Eindruck, dass du es dir weniger angenehm gemacht hättest, meine Teuerste. Allem Anschein nach ist dieser Alvarellos wohl ein sehr zuvorkommender Begleiter.«
»Was kümmert es dich, wie zuvorkommend er ist?«, fuhr ich ihn an.
Schlagartig wurde Giles ernst und packte mich an den Schultern. »Hör zu, Gemma! Ich kenne diesen Alvarellos zwar nicht näher, aber wenn er allen Ernstes zulässt, dass du dieses unkalkulierbare Risiko eingehst, dich bei den Sybarites einzuschleichen, dann kannst du ihm ja wohl nicht sehr viel bedeuten.«
Verächtlich schüttelte ich seinen Griff ab. »Unkalkulierbares Risiko! Unser Vorhaben ist sehr wohlüberlegt. Außerdem ist es jetzt ohnehin zu spät. Wie du seit gestern weißt, sind wir inzwischen alle hochgeschätzte Mitglieder der Sybarites.«
Verblüfft registrierte ich, wie Giles’ Blick einen kurzen Moment lang fast schmerzvoll erschien.
»Bist du sicher, dass du einschätzen kannst, worauf du dich hier eingelassen hast?«, fragte er leise.
»Wenn man den Teufel bekämpfen will, muss man sich wohl oder übel mit ihm verbünden«, antwortete ich kühl.
Giles sah nachdenklich aus dem Fenster. »Aber man muss achtgeben, dass man dabei seine Seele nicht verliert«, entgegnete er.
Ich sah ihn schweigend an. Nach einer Weile seufzte er und wandte sich mir wieder zu. »Hör zu, Gemma. Wir sind offenbar beide gerade ein wenig aufgebracht. Aber letztendlich verfolgen wir in dieser Angelegenheit doch dieselben Ziele. Also wäre es dumm von uns, wenn wir uns nicht zusammentun würden. Bei einem Gegner wie den Sybarites ist jeder Verbündete immens wichtig.«
»Du meinst, du willst Dich uns anschließen?«, fragte ich ungläubig.
»Ich meine, wir sollten eine Allianz bilden«, korrigierte Giles mich. »Die Marquise d'Elineau, ich, Alvarellos, Horcajo, du und Maddy. Wir sollten die Informationen austauschen, die jeder von uns bislang in Erfahrung bringen konnte, und gemeinsam besprechen, welchen Nutzen wir daraus ziehen können.«
Zögernd nickte ich. »Wahrscheinlich hast du recht. Francisco und Miguel wollen morgen Nachmittag sowieso zu einer Lagebesprechung zu uns kommen. Du könntest dich mit der Marquise d'Elineau dazugesellen.«
»Einverstanden.« Einen kurzen Moment sah Giles mich noch unschlüssig an, dann verbeugte er sich knapp und verabschiedete sich.
Kurz darauf kam Maddy ins Zimmer und sah mich fragend an. »Und?«, fragte sie besorgt.
Plötzlich brach ich in Tränen aus und Maddy nahm mich in den Arm. Ich ließ es schluchzend und verwirrt geschehen. Ich wusste selbst nicht, was mit mir los war.
Wir hatten Francisco und Miguel am nächsten Nachmittag eine Stunde früher zu uns bestellt, damit wir sie noch vor der Ankunft von Giles und Madame d'Elineau davon unterrichten konnten, dass unsere Gruppe nunmehr Verstärkung bekommen hatte. Ich ging mit Francisco ins Lesezimmer, um ihm die veränderte Situation unter vier Augen zu erklären.
Er sah mich erwartungsvoll an, als ich die Tür hinter uns schloss.
»Du hast ja vorgestern bereits bemerkt, dass ich Viscount Arlington von früher her kenne«, begann ich zögernd.
Francisco hob fragend die Augenbrauen. »Und? Hat er dich aufgesucht? Möchte er seine Bekanntschaft zu dir erneuern?«
»Nein, so verhält es sich nicht«, ich atmete tief durch. »Er hat mich zwar aufgesucht, aber ich denke nicht, dass er die Bekanntschaft zu mir – wie du es nennst – ›erneuern‹ möchte. Aber er hat die Mitgliedschaft bei den Sybarites ebenso wie wir nur zum Schein angenommen. Auch er will die
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