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ZEITLOS (German Edition)

ZEITLOS (German Edition)

Titel: ZEITLOS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Finnings
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Beklemmungsgefühl wurde nämlich von den anderen der Gruppe mittlerweile durchaus geteilt.
     
    ***
     
    Einen Monat später trafen sie sich bei Lars, um die recherchierten Ergebnisse zu besprechen. Brayasil konnte nicht teilnehmen. Seit einigen Wochen hatte er sehr viele Verpflichtungen, hetzte von einem Treffen zum nächsten, wie er per E-Mail wissen ließ.
    Markus war es recht, denn er wurde das Gefühl nicht los, als ob ihr, beim letzten Treffen geäußertes Misstrauen gegenüber dem Phänomen des KR, irgendwie auch als Misstrauen gegenüber Brayasils übermittelte Maya-Prophezeiungen gedeutet werden könnte. Trotzdem entschieden sie sich, den Kristallschädel aus seinem Versteck zu holen und ihn mit zur Versammlung zu nehmen.
    Lars kam sofort zur Sache. Da das Treffen bei ihm stattfand, übernahm er ähnlich einer regulären Vereinsversammlung zur Entlastung des Vorstandes die Moderation, verlas die Tagesordnung und fragte routiniert, ob weitere Punkte vorgeschlagen würden? Kerstin meldete sich daraufhin zu Wort und bat darum, die Liste um den Punkt allgemeine Diskussion zu erweitern, denn sie hätte einen Film gesehen, zu dem sie heute unbedingt am Ende der Runde noch etwas sagen wollte.
    Lars notierte sich die Anregung, dann begann er mit seinem Thema zum Geschäftsgebaren der Großkonzerne . Seine Untersuchungen zu diesem Thema hatten ergeben, dass sich weltweit der Trend zur Bildung von Anbieter-Oligopolen dramatisch verstärkte, deren Strukturen jedoch immer schwieriger zu entschlüsseln waren.
    Als Beispiel hob er besonders den Energiesektor hervor, wo niemand mehr sicher sein konnte, dass sich nicht tatsächlich schon ein Monopol hinter den künstlich aufgebauten Fassaden schön klingender Großkonzernnamen und Energiebörsen versteckte. Zumindest sei dort in besonderem Maße der Verdacht der verbotenen Preisabsprachen gegeben. Die Politik, wie auch die Kartellbehörden, hätten auf ganzer Linie versagt. Auch in seiner Branche, der Nahrungsmittelversorgung, war ein derartiger Trend ganz eindeutig zu beobachten, vor allem, seit es ab den achtziger Jahren fast nur noch hoch spezialisiertes Zuchtsaatgut mit darauf abgestimmten Düngemitteln und Pestiziden auf dem Markt gab, das mehr Ertrag und größere Resistenz gegen Schädlinge versprach.
    Dieses Saatgut hatte aber die negative Eigenschaft, dass die im Labor entwickelten Pflanzenarten sich nicht mehr auf natürliche Weise vermehren konnten und zu einer zweiten Fruchtfolge anregen ließen. Dadurch war der Nachkauf des Saatguts bei den Erzeugerfirmen erforderlich, die sich ihre Patente natürlich teuer bezahlen ließen.
    Diese Entwicklung führe dazu, dass die Lebensmittelpreise in naher Zukunft nur noch für wenige Menschen erschwinglich sein würden. Auch sei die Entwicklung der Lohnhöhen rückläufig, die Arbeitsbedingungen würden sich verschlechtern, bewusst würden Tarife unterlaufen und gesetzliche Bestimmungen nicht mehr eingehalten, wohl wissend, dass sich die meisten Arbeitnehmer nicht trauen würden, sich auf eine gerichtliche Auseinandersetzung einzulassen, weil sie dann draußen seien.
    Es sei ihm nachprüfbar zugetragen worden, dass es Datenbanken gäbe, die routinemäßig von Personalabteilungen abgefragt würden, um sich vor missliebigen, ihre Rechte einfordernden Arbeitnehmern zu schützen, um so gar nicht erst Gefahr zu laufen, diese Aufwiegler einzustellen.
    Das passte zu Edelgards Erkenntnissen, die bestätigten, dass im Rückblick auf die letzten acht Monate, seit dem Beginn des KR, Dutzende von Eilentscheidungen darauf hinaus liefen, die Bürgerrechte zu beschneiden, ja dass sogar schon Sätze die Runde machten, wie: Privatsphäre sei nicht mehr zeitgemäß. Das könne man überall beobachten, wurde gerne argumentiert , denn in den einschlägigen Foren und weltweiten Netzen, wie Facebook und Twitter, würden die Leute freiwillig und hemmungslos ihr Innerstes nach außen kehren.
    Am interessantesten schien, dass sie herausgefunden zu haben glaubte, wer im vergangenen Jahr gewonnen und wer Geld verloren hatte. Vereinfachend stellte sie fest: »Nie zuvor hat es eine solch massive Umschichtung des Kapitals von unten nach oben gegeben.« Versicherer würden die Lebensversicherungen ihrer Kunden in immer kürzer werdenden Intervallen abwerten, verbotene Rückstellungen bilden und Bilanzen frisieren. Sie ließen damit immense stille Reserven bilanztechnisch unter den Tisch fallen, was zu Lasten der Versicherten gehe. Es gäbe

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