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ZEITLOS (German Edition)

ZEITLOS (German Edition)

Titel: ZEITLOS (German Edition)
Autoren: Edward Finnings
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so fand auch sie jetzt diese neue Spielvariante erregend. Schön – sie seufzte zufrieden – es galt noch viel zu entdecken. Nele spürte bei derartigen Gedankenspielchen, dass sie lebte, dass ihr das Leben nach wie vor hinreichend Abenteuer und Abwechslung bot.
    Als sie endlich mit der Arbeit fertig war, räumte sie  ihren Messplatz auf. Simon Büttner aus der Chemie stieß die Tür zum Labor auf und schaute suchend umher. »Markus? Wo find ich ihn?«
    »Guten Tag, erst einmal. So viel Zeit muss sein!«, gab sie schnippisch zurück. Dieser Typ, was der sich einbildete. Aber, sie gestand sich neidlos ein, dass er für einen Kerl wirklich unverschämt attraktiv war und sie konnte gut verstehen, dass die Heteros ihrer Abteilung immer in den höchsten Tönen von ihm schwärmten. Zudem war er solo, wie man hörte. Wie gut, dass er sie völlig kalt ließ. Deshalb behandelte sie ihn, warum wusste sie eigentlich auch nicht so genau, schon immer etwas unterkühlt. Er rächte sich dagegen auf seine Weise, in dem er sie so wenig wie möglich direkt ansprach, offensichtlich bemüht, den Anschein aufrechtzuerhalten, dass er sie keiner besonderen Beachtung wert fand.
    Natürlich wusste sie mit dem Instinkt der Jägerin, dass auch er sie sehr attraktiv fand. Allerdings hatte er nie versucht mit ihr zu flirten. Wahrscheinlich wusste er von Markus, dass sie sich nichts aus Männern machte. »Ja, ja, also: Guten Tag, verehrte Frau Hesse, dürfte ich erfahren, wo sich Markus aufhält? «
    »Drüben, im Konferenzraum« Sie schaute auf die Wanduhr. »Er müsste aber bald fertig sein. Der Termin war bis 12.00 Uhr geplant.« Unschlüssig hielt Büttner noch immer die Tür in der Hand. »Hm, okay. Ich warte vor seinem Büro. Hat er anschließend Termine?« Nele dachte nach. »Nicht, dass ich wüsste«
    »Alles klar, danke!«  
    »Vorsicht! Die Tür!« Es war zu spät. Mit lautem Knall fiel sie ungedämpft ins Schloss. Wurde wirklich Zeit, dass der Hausmeister den Türschließer endlich einstellte oder austauschte. Merkwürdig, die beiden hockten in letzter Zeit immer häufiger zusammen. Früher, so schien es ihr, waren sie dabei immer sehr locker und unbeschwert. In letzter Zeit aber konnte sie nicht mehr nachvollziehen, um welche Themen es sich handelte, denn auch Markus ging einfach in das andere Gebäude um seinen Freund persönlich zu besuchen, anstatt mit ihm zu telefonieren. So schien es auch heute einen wichtigen Grund zu geben, denn Simon hatte wieder seine obligatorischen, hektischen Flecken im Gesicht, die bei ihm nur zu beobachten waren, wenn er nervlich angespannt war.
    Sie bemerkte so etwas sofort, denn sie war eine gute Beobachterin und hatte schon früh lernen müssen, auf Körpersprache besonders aufmerksam zu achten – wahrscheinlich aus Selbstschutz gegen ihren nur allzu oft betrunkenen Vater.
    Nochmals wurde die Tür aufgestoßen. Im Stillen glaubte sie, dass es wieder Simon war und schaltete in ihren Ignoriermodus, in dem sie  zunächst nicht reagierte, sich nicht umdrehte bis sie spürte, dass jemand geräuschlos hinter sie getreten war. Schlagartig richteten sich ihre Nackenhärchen auf und sie wusste augenblicklich, dass sie sich geirrt hatte. Sie fuhr herum, innerlich sofort auf mögliche Abwehr eingestellt. Ihre Reflexe liefen auf Hochtouren, so, wie sie es in dem Frauenselbstverteidigungskurs gelernt hatte.
    Als sie ihren Besucher erkannte, stieß sie die Luft aus, ließ die erhobenen Arme und das zum Stoß erhobene Knie sinken, entspannte sich, und zwang sich ein sofortiges Lächeln ab. »Bist du verrückt geworden? Mich so zu erschrecken!«
     
    Mit seinem typischen Grinsen stand Jens Plätschner hinter ihr, der Typ von der lokalen Zeitungsredaktion. »Wow, was für Reflexe! Man könnte glauben, du hättest eine Agentenausbildung hinter dir, oder du siehst zu oft Krimis. Ich wollte mit dir gemeinsam zu Mittag essen, hab eure Mensa lange nicht mehr ausprobiert. Hätte da nämlich ein paar Fragen, wie du dir sicher denken kannst.«
    »Na gut, wenn’s bei ein paar Fragen bleibt und du nicht wieder versuchst mich anzugraben.«
    »Iwo, ich weiß ja, dass du mich anhimmelst, aber ich bin schon vergeben. Tut mir leid, Schätzchen!« Er ließ sein kindisches Wiehern hören, mit dem er seine Scherzchen immer gern begleitete. Er ging ihr regelmäßig auf die Nerven damit.
    Sie kannten sich schon lange, und er war damals schon ein schräger Typ, unkonventionell und chaotisch. Nele wusste aber, dass man ihn nicht
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