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ZEITLOS (German Edition)

ZEITLOS (German Edition)

Titel: ZEITLOS (German Edition)
Autoren: Edward Finnings
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Kraft eure Bitten erhört, dann seid ihr für die Folgen verantwortlich, die Auswirkungen wären erheblich und möglicherweise unumkehrbar. Erinnert euch an das, was geweissagt ist: Das alte und das neue Wissen gehören zusammen, sind Geistesgut der Menschheit. Ihr dürft es nicht auslöschen. Bedenkt also eure Wünsche wohl und es wird geschehen, wozu eure Herzen euch drängen, aber nur, wenn eure tiefste, innerste Antriebskraft der Sorge um das Wohlergehen Aller entspringt und nicht eigennützigen Motiven folgt!«
     
    ***
     
    Der Don war gleichermaßen erschrocken und fasziniert. Alessias Reise hatte lang gedauert, sehr lang. Nachdem die Drogentrance nachließ versuchte sie aus dem Reich der Geister zurückzukehren. Gekrümmt lag sie am Boden, ihre Atmung und ihr Herzschlag waren flach. Mit routinierten Handreichungen und begleitenden Zeremonien beschworen die übrigen Ratsmitglieder die Geister, Alessia freizugeben, damit sie ihre Botschaft überbringen konnte. Es ging von Mal zu Mal mehr über ihre Kräfte. Starke Riechsalze wurden der Alten unter die Nase gehalten. Kraft spendende Gesänge der Rückholungsriten füllten den Raum oberhalb des Scheitelplateaus des Monumentalsteins. Schwarz lag der Ojo santo vor ihnen. Das Tropfen war verebbt.
    Nun schien das Leben in den greisen Körper Alessias zurückzukehren. Sie hustete. Einige halfen ihr sich aufzurichten. Als sie die Lider aufschlug, wurde nur das milchige Grau ihrer toten Augenhöhlen sichtbar. Man sah, wie ihr Mund in dem Bemühen zuckte, Worte zu bilden. Da hörten die Gesänge auf, es wurde totenstill – nur noch ihre Flüsterstimme war zu hören: Alle Augenpaare starrten gebannt auf ihre rissigen Lippen.
     
    Die erhoffte Botschaft aus der Geisterwelt war nicht eindeutig. Stattdessen berichtete Alessia von den Visionen. Ihre Reise führte sie in eine Welt, in der die Menschen wieder Zugang zu ihrem spirituellen Wesen gefunden hatten. Weiter erzählte sie von wundersamen Begebenheiten, davon dass sie Menschen gesehen hatte, die Dinge ins Leben gesungen hätten, nicht mit ihrer Hände Arbeit geschaffen, sondern durch magische Gesänge zur Realität gesummt. Alle seien in fürsorglicher Liebe miteinander umgegangen. Andererseits habe es auch Bilder gegeben, in denen Menschen Not litten, verwirrt und voller Angst waren. Ihr hatten sich sogar dämonische Kräfte gezeigt, die sich allen Veränderungen verbissen widersetzten, angetrieben durch Hass und Selbstsucht. Während dieser Reise habe sie ein brauner Albatros geführt, der hoch über ihrem Kopf geflogen sei, mit Schwingen, die so groß waren, wie sie noch keinen irdischen Vogel gesehen hatte. Sie habe auf ihrer Reise die Gegenwart einer großen Liebe gespürt. Zuversicht habe ihr Herz angefüllt und große Freude. Was sie zunehmend verwirrt und sie viel Kraft gekostet hatte und die Deutung ihrer Vision erschwere, sei die Tatsache, dass sie trotz der positiven Gefühle, sich gleichzeitig auch ständig einer allgegenwärtigen Bedrohung bewusst gewesen sei. Ihr Leitvogel sei während des Fluges mit waffenähnlichen Mitteln angegriffen worden, die das Tier jedoch lange Zeit hatte parieren können, bis…
     
    Ihr Mund blieb mitten im Wort stehen, einfach so, als sei ein Film angehalten worden. Sie saß für Sekunden erstarrt, ohne jede sichtbare Bewegung. Dann kippte ihr Körper in Zeitlupentempo vornüber und, bevor noch helfende Hände sie auffangen konnten, schlug sie mit dem Kopf ins Ojo santo. Entsetzt sprangen die Ratsmitglieder auf – starr vor Schreck und unfähig sich zu rühren, mussten sie ansehen, wie ihr Körper kopfüber darin versank.
    Im Halbkreis formten sich schnelle Wellenfronten über den schwarzen Spiegel, diesmal fing niemand sie auf.
     
    Don Rodriguéz verscheuchte einen Moskito von seiner Nase, so als würde er damit auch die Gedanken an Alessias spektakulären Abgang von dieser Welt verscheuchen. Er konzentrierte sich nun auf die Deutung ihrer letzten schamanischen Reise. Natürlich war ihm sofort aufgefallen, dass darin mit keinem Wort ein Hinweis auf kosmische Einflüsse vorkam. Kein mysteriöser zehnter Planet, von den Ahnen Nibiru genannt, der mit seinem Kometenschweif feurige Trümmer auf die Erde warf, wie es in den alten Legenden geschildert wurde.
    Stattdessen schienen es zumindest einige Menschen geschafft zu haben, eine höher dimensionierte Daseinsebene zu erklimmen, allerdings begleitet oder eingeleitet durch große Veränderungen und gegen starke gegnerische
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