Zeitlos
wieder etwas zum Streiten haben, wenn wir das nächste Mal zusammensitzen«
Zwei Stunden später kehrte Birte ausgeruht zurück auf die Terrasse. Er blickte auf. »Na, ausgeschlafen?« Sie nickte lächelnd und trat näher.
»Schau dir das bitte einmal an. Traumhaft schön, nicht?«
»Was ist das?«
»Ein Wasserkristall. Emoto hat wunderschöne Fotos gemacht.«
»Wer?«
»Masaru Emoto. So heißt der japanische Wasserforscher. Ich glaube, dass ich jetzt verstehe, was Kerstin so in Aufregung versetzt.« Birte beugte sich über seine Schulter. »Sieh dir das an! Er hat herausgefunden, dass sich das Aussehen der Kristalle verändert, wenn man das Wasser vor dem Einfrieren mit positiven oder negativen Energien beeinflusst. Er versteigt sich sogar zu der Hypothese, dass Wasser ein Informationsspeicher ist«
»Ich denke, es gibt keine zwei Kristalle, die exakt identisch sind – jedenfalls nicht bei Schneeflocken, oder?«
»Das stimmt schon, aber der Japaner fand heraus, dass sich die Kristalle ihrer äußeren Form und Struktur nach, in verschiedene Kategorien einordnen lassen. Schau mal hier zum Beispiel: Das ist ein Kristall von Wasser aus einem verunreinigten See - vor und nach einem einstündigen Gebet, das von einem Mönch gesprochen wurde. Vorher – Nachher. Oder schau hier: Dieses Wasser ist vor dem Einfrieren mit Mozart-Musik beschallt worden, die andere Probe wurde Heavy-Metal-Musik ausgesetzt – ich finde, man erkennt einen gewaltigen Unterschied«
»Wieso sprichst du von 'einfrieren'?«
»Emoto hat die Wasserproben Musik, Worten, Symbolen oder Gebeten ausgesetzt, sie danach eingefroren und konnte dann, beim anschließenden Wiederauftauen, genau im Moment des Übergangs vom festen in den flüssigen Aggregatzustand diese Kristalle beobachten. Danach zerfielen sie sofort wieder. Er hat eine Methode entwickelt, um sie in genau diesem kurzen Moment ihrer Existenz zu fotografieren. Faszinierend!
Er beschreibt noch ein weiteres Experiment mit gekochten Reiskörnern, die nach dem Abkühlen in zwei verschiedene Schraubdeckelgläser gefüllt und an zwei verschiedenen Orten aufbewahrt werden. Die eine Probe wird jeden Tag mit positiver Energie aufgeladen, durch ein Gebet, ein Lied oder einfach, indem man das Glas mit freundlichen Worten bespricht; die andere Probe lässt man unbeachtet stehen. Man kann dann beobachten, dass die vernachlässigte Probe nach wenigen Tagen verdirbt und schwarz wird, die mit positiver Energie geladene, bleibt dagegen noch viele Tage länger weiß und unverdorben. Ich erinnere mich, dass wir dieses Experiment während meiner Schulzeit im Biologieunterricht ausprobiert hatten, als wir darüber sprachen, dass erfolgreiche Gärtner mit ihren Pflanzen reden.«
»Markus, das ist doch Quatsch, oder?«
»Nein, das ist Tatsache. Ihr könnt das im Kindergarten ausprobieren. Mit so vielen Kindern in dem Alter funktioniert das am besten.«
»Was erzählst du mir bloß für wilde Geschichten, ich denke du bist Physiker?«
»Ja, das bin ich und das muss sich keineswegs widersprechen. Schon Einstein soll gesagt haben: wer wenig weiß entfernt sich von Gott, wer mehr weiß, nähert sich ihm wieder. Es gibt manche Rätsel in der Physik, bei denen man wirklich an Gott oder anders ausgedrückt, an eine übergeordnete Kraft glauben könnte. Das macht die Physik ja so spannend!«
Birte ging das Gespräch über die Wasserkristalle und dem Reisexperiment in den folgenden Tagen immer wieder im Kopf herum. Manches könnte tatsächlich stimmen, denn man sagteauch ihr nach, für Pflanzen eine besonders gute Hand zu haben. Und sicher lag ein Körnchen Wahrheit darin, dass es etwas mit ihrer Hingabe zu den Blumen zu tun hatte. Darüber musste sie mit ihrer Freundin Kerstin unbedingt einmal sprechen.
***
Die Chorprobe war zu Ende. Henning, ihr Chorleiter, der gleichzeitig Kerstins Kantor an der Borbyer Kirche war, räumte das Keyboard zur Seite. Die übrigen stellten die Stühle wieder ordentlich hin. In Windeseile standen auf den Tischen im Gemeindehaus Flaschen, Gläser, Knabberzeug und Teelichte, denn jetzt kam der gemütliche Teil.
Die Proben unter seiner Leitung waren nach wie vor anstrengend, denn er versuchte sein Bestes, um aus dem bunt zusammengewürfelten Haufen Sängerinnen und Sänger einen Chor zu machen. Seit zwei Jahren probten sie ihre Gospels und bereiteten sich auf ihren ersten Konzertauftritt im September vor.
Als Birte mit Kerstin das Gespräch auf deren
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